Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Wünschen

Ich glaube, ich muss ein ziemlich glücklicher Mensch sein. In letzter Zeit werde ich immer mal wieder gefragt, was ich mir wünsche. Aber mir fallen kaum Wünsche ein. Das liegt wohl nicht daran, dass ich zu wenig Träume habe. Denn im Träumen bin ich immerhin Meisterin. Aber woran liegt es dann, dass mein Kopf so absolut leer ist, sobald ich mir etwas wünschen soll?

Als ich ein kleines Mädchen war, hatte ich unzählige Wünsche. Von dem neuesten Tamagotchi über ein Haustier bis hin zu einem eigenen Fernseher im Kinderzimmer. Da meine Eltern finanziell nicht besonders gut situiert waren, war ich keines dieser über-verwöhnten Kinder. Den Satz "Man kann nicht alles haben." hörte ich immer mal wieder. Und arrangierte mich mit ihm.
Auch heute, wo ich nun (mehr oder weniger) erwachsen bin, lebe ich relativ bescheiden. In einer zu kleinen Wohnung, in die kein Esstisch passt und die aus ziemlich vielen Dachschrägen besteht. Der teuerste Gegenstand innerhalb der 2,5 Zimmer ist ein Fernseher, der lediglich läuft, wenn ich netflixe. Aber all das liegt nicht etwa daran, dass mir das Geld dazu fehlen würde, mir mehr zu leisten. Das tut es nicht. Ich spare einen Großteil meines Geldes. Zum einen weil ich weiß, wie es ist, sich in einer Lebenssituation zu befinden, in der man sich nicht einmal mehr eine Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr leisten kann, zum anderen, weil ich mir irgendwann meinen einzigen großen Traum von meiner eigenen Villa Kunterbunt erfüllen möchte.

Vielleicht bin ich nicht gut im Wünschen, weil ich das Gefühl habe, selbst nicht genug zu geben. Ich war immer mehr Gebende als Nehmende. Nehmen bin ich gar nicht gewöhnt. Insofern komme ich nicht einmal auf die Idee zu nehmen, wenn ich mich in einer Situation befinde, in der ich es tun könnte. Ich glaube, mich beunruhigt aber auch der Gedanke, dass ich zu viel nehmen und mich an das Nehmen gewöhnen könnte. Es liegt mir fern, jemanden, der geben will, auszunutzen, also nehme ich lieber gar nicht, um das Risiko, jemand könnte sich irgendwann in der Zukunft von mir ausgenutzt fühlen, komplett auszuhebeln. Eventuell spielt auch der Glaube, selbst zu nehmen nicht verdient zu haben, der sicher irgendwo in meinem Unterbewusstsein verankert ist, eine Rolle.
Viele der Wünsche, die ich in mir trage, sind nicht wirklich erfüllbar, weil sie dem Lauf des Lebens unterliegen. Zum Beispiel ist es mir eine Herzensangelegenheit, dass es Menschen, die mir etwas bedeuten, gut geht. Dass sie alle gesund sind. Glücklich.

Es ist viel zu spät geworden. Draußen regnet es und vor etwa 45 Minuten habe ich zum ersten Mal seit Tagen das Licht im Wohnzimmer eingeschaltet. Ich sollte schlafen gehen. Aber ich frage mich;
Was wünsche ich mir?
Für mich selbst?
Kann man wünschen lernen?
Und sind all diese Fragen, die ich mir hier stelle, nicht letztendlich Luxusfragen?

Kommentare

  1. Wenn es stimmt, dass Wünsche nichts anderes als in Geschenkpapier eingewickelte, in Worte gefasste Träume sind und wenn es stimmt, dass Du eine Meisterin der Träume bist - dann sind es KEINE Luxusfragen.

    "Träume zeigen Dir den Weg und geben Deiner Seele den Blick für die Wahrheit"
    habe ich mal irgendwo gelesen.
    Für die Wahrheit muss immer Platz sein.
    Und sie ist ganz bestimmt keine Luxusfrage.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Gute Argumentation, Rain!
      Obwohl ich noch darüber nachdenke, ob man Träume tatsächlich mit Wünschen gleichsetzen kann...

      Löschen
  2. behalte dir bloss deine bescheidenheit...und wünsche dir deine gefühle herbei...mit herz...ohne verstand...das könnte gut gehen...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mit Bescheidenheit lebt es sich auf jeden Fall leichter, denn man ist einfacher zufriedenzustellen.
      Danke!

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Willkommen im Zauberreich. Da dieser Blog ziemlich viel persönlichen Krimskrams enthält, lassen Sie uns einander doch duzen:

Schreib mir gerne einen Kommentar, bringe mich zum nachdenken, schmunzeln oder lachen. Aber bitte vergiss nicht, dass dieser Blog ein Spiegel meines Innen- und Gedankenleben ist. Ich würde mich demnach freuen, wenn du deine Worte sorgfältig wählst und behutsam mit den Dingen umgehst, die ich hier niederschreibe. Außerdem möchte ich dich darum bitten, mir deinen Namen oder wenigstens ein Kürzel unter dem Kommentar zu hinterlassen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Dankeschön!

Bitte beachte zudem, dass die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://zauberreich.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vom Kaffee und vom Leben

Vom Unglücklichsein

Vom Schmerzgedächtnis