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Es werden Posts vom November, 2023 angezeigt.

Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von der Anspannung

Es geht mir gut. Es geht mir gut. Es geht mir gut. Das verkünde ich, auf vermehrte Nachfragen hin, in besorgte Gesichter. Und dann fällt ganz unvermittelt, für einen kleinen Moment, durch einen mir selbst verschafften Orgasmus, die ganze Anspannung plötzlich ab: Ich liege alleine und nackt auf dem Bett und die Tränen hören nicht mehr auf zu laufen, auch nicht, als ich will, dass sie aufhören. Das alles geschieht in vollkommener Stille. Kein Schniefen, kein Schluchzen, nichts. Es ist, als hätte jemand in mir den Wasserhahn aufgedreht. Ich wusste nicht, dass ich auf diese Art weinen kann. Verdammt. Anscheinend habe ich gelogen. Ich glaube, es geht mir nicht gut. Und die einzige Person, von der ich gerade umarmt werden will, ist die falsche.

Von der Freundschaft zwischen Männern und Frauen

Ach H., du bringst mich zum schmunzeln, wenn du mir bemüht beiläufig mitteilst, dass wir uns nicht bei dir, sondern irgendwo draußen treffen werden. Ich glaube, deine Entscheidung ist sehr vernünftig. Wirklich, es ist ganz wunderbar, wie du auf mich achtest und darauf, dass ich keinen Unsinn mit dir anstelle. Aber ich sehe jetzt schon dein Gesicht vor mir, wie du mich mit blitzenden, himmelblauen Augen ansiehst, diesem kleinen Lächeln in den Augenwinkeln, und mir mit fest zusammengepressten Lippen "Das ist Folter!" entgegen knurrst, in dem Versuch, mich nicht zu berühren. Und mir geht's ganz ähnlich. Alles, was ich will, ist, meine Hände in deinen Haaren zu vergraben (und meine Lippen auf deine zu legen, dich an mich zu ziehen, die Beine um dich zu schlingen und ..). Aber ich darf dir nicht in die Haare fassen, sagst du. Weil wir die Kontrolle nur behalten, wenn wir uns nicht berühren. Und du hast ja recht. Aber, während du so sehr auf mich aufpasst, komme ich nicht umhin

Von Tagebuchsachen

Eigentlich sollte an dieser Stelle schon seit einigen Tagen ein Post aus der Kategorie "vom Leben gelernt" stehen. Ich hatte sogar, wie jedes Jahr um diese Zeit, schon angefangen ihn zu schreiben. Und dann habe ich mich mit H. getroffen. Wildromantisch, mitten in seiner Arbeitszeit, auf einem gar nicht so einsamen Feldweg, auf dem die Durchfahrt verboten ist, aber trotzdem ständig Spaziergänger, Jogger und Autos unsere Zusammenkunft störten. Mit Blick auf irgendein graues Industriegebäude und zwei Menschen mit Warnschutzwesten. Jedenfalls: Seitdem ist alles irgendwie ein bisschen anders und offenbar bin ich während des Treffens mit H. verstummt. Ich habe meine Worte verloren und sie gegen Gedanken eingetauscht: Jede Menge Gedanken, die in einer Geschwindigkeit durch meinen Kopf blitzlichtern, das es mir nicht gelingt sie zu fassen, geschweige denn in Worte zu kleiden.  Zum Treffen selbst will ich gar nicht viel schreiben. Ein benachbarter Blogger und Mensch, mit dem ich viele

Vom Besuch

Unsere Freundin aus Madagaskar, die wir noch nie zuvor gesehen haben, ist eingetroffen. Daran habe ich wirklich lange nicht geglaubt. Bis zuletzt war ich mir absolut unsicher, ob sie wirklich ins Flugzeug steigt. Ich werde vermutlich niemals vergessen, wie der Mann vorm Rechner saß, entspannt den Flug für über 1000 Euro buchte und lächelnd meinte: "Wenn man will, das Gutes entsteht, muss man Risiken eingehen." (Selbst beim Schreiben dieser Zeilen muss ich unwillkürlich noch die Augen verdrehen, weil er so beiläufig eine Lebensweisheit erwähnte, für die ich fast 38 Jahre gebraucht habe, um sie zu lernen!)  Jedenfalls reden wir seit zwei Jahren darüber, wie gerne wir ihr Deutschland zeigen würden. Vor anderthalb Jahren sagte sie uns den Besuch ab, weil ihr Vater erkrankte. Als es ihm besser ging beantragte sie das Visum, auf das wir fast ein Jahr lang warteten. Und nun ist sie hier. Wir haben ihr ein Zimmer im Paradies eingerichtet, ihr eine Gitarre gekauft, sie vom Flughafen a