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Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Weihnachtszauber

Warum Weihnachten zauberhaft ist: Man kann andere Menschen gnadenlos beschenken, ohne dass sie sich dagegen wehren können.  Man kann Plätzchen backen. In meinem Fall ist es eher das alljährliche Plätzchenverbrennen. Aber egal.  Basteln. Endlich hat man einen Grund, sich Zeit dafür zu nehmen.  Ich mag es, die Geschenke liebevoll zu verpacken. Damit man das Auspacken so richtig schön zelebrieren kann.  Endlich gibt es wieder Weihnachtsmärkte. Mit Weihnachtsmusik und gebrannten Mandeln und Zuckerwatte und kandierten Äpfeln. Auf Weihnachtsmärkten gibt es riesige, leuchtende, glitzernde Weihnachtsbäume, die hoch in die Nacht ragen und in deren Lichtern man sich verlieren kann.  Auf unserem (kleinen) Weihnachtsmarkt gibt es eine Eislaufbahn. Auf der kann ich Eislauffallen. Und wenn ich doch mal fahre, dann nur Schlangenlinien mit Wackelpudding in den Beinen.  Mützen! Wollmützen! Draußen ist es kalt und endlich kann ich meine Mützen wieder ausgraben.  In der Weihnachtszeit halten

Von anderen Tagebuchsachen

Heute muss ich daran denken, dass sie mir mal gesagt hat, dass sie vorhat, sich das Leben zu nehmen und der Gedanke daran lässt mich nicht los. Ich fand das damals einfach nur furchtbar. Mit diesem Wissen ging es mir ziemlich lange sehr schlecht. Mittlerweile verstehe ich, dass sie mich darauf vorbereiten wollte. Aber in Ordnung ist es trotzdem nicht. Sie hat mir damit mehr zugemutet, als man jemandem zumutet. Aber sie wusste auch nicht, oder: es war ihr zumindest nicht bewusst, wie sehr das Thema Suizid in meinem Leben verankert ist. Wie tiefgehend es Reizthema ist. Als ich 11 Jahre alt war, hat Frank sich an der Garderobe erhangen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass meine Eltern mit mir am Küchentisch saßen und versuchten, mir zu erklären, warum ein Mensch so etwas macht. Ich habe es nicht verstanden. Mein Leben war toll. Es bestand daraus, Fahrrad zu fahren, Schätze zu suchen, mit Freunden auf geheime Missionen zu gehen und auf gutes Wetter, zum draußen spielen, zu hoffen.

Von Tagebuchsachen

Gestern habe ich gelernt, dass es gar nicht so ist, dass man E-Mails nicht erhält, wenn man den Absender blockiert hat. Sondern sie landen im Spamordner. Das hat mich recht kalt erwischt und ich finde das ziemlich sinnlos. Aber nicht lesen konnte ich sie dann schließlich auch nicht (weil ich das weiß, hatte ich ihn ja blockiert). Und so kam es, dass ich, nach über einem Jahr, dann doch mal wieder etwas von T. gehört habe. Ich nehme an, dass er gemerkt hat, dass ich ihn bei WhatsApp blockiert habe. Auch wenn ich irgendwie angefressen bin, dass er es einfach nicht lassen kann, sich in meinen Alltag hineinzudrängen, waren die E-Mails okay. Ich empfinde kaum noch etwas. Ab und zu einen bitteren Beigeschmack. Und ich verstehe die Zeitrechnungen nicht, die er aufmacht. 7,5 Jahre? Das ist seltsam. Wir kennen uns ja erst 6 Jahre. Vor drei Jahren hat er mich zum Teufel geschickt (und es hinterher bereut). Und seit 2 Jahren haben wir keinen Kontakt mehr. Seit über einem Jahr ist absolute Funkst

Vom Ollsein

Wäh. Mir ist oll. So richtig, richtig doll. Dabei bin ich doch nie krank. Meine letzte Erkältung war, glaube ich, irgendwann 2018. Kann mich nicht mehr daran erinnern. Aber diese komischen Halsschmerzen haben innerhalb von zwei Stunden zugeschlagen. Da gab's keine langsame Entwicklung. Die waren irgendwie einfach da. Und jetzt ist alles zugeschwollen und eklig. Ich mag nicht mal mehr etwas trinken. Schlucken ist unnötig. Und mir tun die Glieder weh. Ich gebe zu, dass es auch nicht die beste Idee war, gestern noch zum Kurs zu gehen. Ich dachte mir schon, bevor ich auch nur einen großen Zeh ins Wasser gesteckt hatte, dass das eine blöde Idee ist (Hö? Ist das ein Satz?). Und dann tat mir beim Schwimmen regelrecht das Wasser auf der Haut weh. Aber ich wollte halt kein Drückeberger sein. Heute ist der letzte Termin. Ich fürchte, den lasse ich aber wirklich aus. Brrrr. Mir ist kalt. Und nach rumheulen. Ich will das nicht. Die Halsschmerzen und den ganzen anderen Mist. Das soll weggehe

Von BHs für dicke Rentner

Im Herzen bin ich ein Rentner, wurde mir vor kurzem mitgeteilt. Das hat mich überrascht. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto eher kann ich zustimmen: Ja, ich gebe es zu, ich mag Routinen. Und wenn sich Dinge bewähren, dann bin ich nicht unbedingt diejenige, die laut "Hurra!" ruft, wenn man sie ohne Notwendigkeit ändert. Der Spruch "never change a running system" könnte von mir kommen. Zumindest wenn es um Technik und die neueste Windows-Version geht. Und seit heute: Wenn sich alles um Büstenhalter dreht. Es ist ja gemeinhin bekannt, dass ich leider nicht zu den Frauen gehöre, die mit einem a- bis c-Körbchen ausgestattet wurden. Bei mir hat Gott, oder wer auch immer, sich ausgetobt oder ist während der Modellage eingeschlafen oder wollte mal beweisen, dass er der Größte ist oder ähnliches. Ich bin die, die Radfahrer dazu bringt gegen Pfosten zu fahren, weil sie mir in den Ausschnitt gaffen (kein Scherz) und die, bei der Besoffene, natürlich ohne zu fragen, pl

Vom Weihnachtsgefühl

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Es ist das erste Jahr seit langer Zeit, in dem ich den Winterweihnachtszauber wieder spüren kann. Frei vom familiären Erwartungsdruck kämpft sich mein inneres Kind an die Oberfläche. Es ist neugierig auf Weihnachten, will Plätzchen backen, Geschenke basteln und liebevoll verpacken, anderen Menschen Gutes tun, Ausschau nach dem Weihnachtsmann halten und Kringel in die kalte Winterluft pusten. Plötzlich bin ich nicht mehr froh, in meinen eigenen vier Wänden vom Weihnachtswahnsinn verschont zu werden, sondern dekoriere tatsächlich die Wohnung um: Ich bastle einen Weihnachtskranz, hänge einen Weihnachtsstern ins Fenster, zünde Kerzen über Kerzen an und schmücke den kleinsten Weihnachtsbaum der Welt (da für mehr in meiner Wohnung einfach kein Platz ist). Seit Tagen erwische ich mich schon dabei, dass ich die ganzen klassischen Weihnachtslieder vor mich hin summe. Oh du fröhliche. Stille Nacht, heilige Nacht. In der Weihnachtsbäckerei. Ich wohne sehr bescheiden. In einer mehr als kleinen D

Von komischen Frauen

Als ich mit ihr zusammen bin, im Übrigen mag ich sie wirklich sehr, fällt mir mal wieder auf, wie absolut komisch manche Frauen sind und wie merkwürdig sie sich zum Teil ihren Partnern gegenüber verhalten. Dazu muss ich sagen: Ich selbst hatte lange ein eher schwieriges Verhältnis zu Frauen. Das liegt vermutlich daran, dass ich in meiner Schulzeit die Erfahrung gemacht habe, dass Frauen wesentlich grausamer und gefühlloser sein können, wenn es darum geht, jemandem körperlichen und seelischen Schmerz zuzufügen. Deshalb hatte ich - ich nenne es tatsächlich liebevoll so - lange Zeit Angst vor Frauen. Insbesondere vor blonden Frauen. Mit den Jahren, die vergangen sind, haben sich meine Ängste jedoch reduziert. Mit dazu beigetragen hat, dass meine engste Freundin eine naturechte Blondine ist, deren Charme ich mich nicht entziehen konnte, und dass ich somit ein paar gute Erfahrungen sammeln konnte. Vermutlich ist es jedoch dennoch so, dass ich Frauen immer noch ein wenig skeptischer betrac

Vom komischen Unterbewusstsein

Anscheinend habe ich irgendetwas nicht richtig verarbeitet, denn ich träume schon wieder von ihm. Diesmal ist die Ehefrau weg und er geschieden. Wir knutschen, kribbelig und lustvoll, und ich bin mir ganz sicher, dass wir für immer zusammengehören. Aber das ist nicht weiter verwunderlich, schließlich habe ich das schon vor 18 Jahren gewußt, als ich noch als Schülerin in seinem Deutschunterricht saß. Ich kann mich noch daran erinnern, dass er mich auslachte, weil ich die Buddenbrooks mochte. Und dass er es nicht ertragen konnte, wenn ich ihn ignorierte. Ignoranz hatte er aber, aus Sicht einer damals 16Jährigen, durchaus verdient. Denn er behandelte mich härter als jeden anderen Schüler. Nur weil ich ihn mochte. Oder er mich. Wir uns. Oder wie auch immer. Zweifellos waren wir die besten Gewitterpfützenspringer auf der ganzen Welt. In meinem Bauch tanzen Schmetterlinge. Ich will nicht weg von ihm. Und dennoch muss ich gehen. So wie er damals gegangen ist. Vielleicht um seine Ehe zu rette

Vom Glück Taschengeld zu bekommen

Als ich noch ein Kind war, habe ich ganz oft versucht, Gott zu bestechen. Weil ich sehr ängstlich war, haben wir oft miteinander verhandelt. Das gestaltete sich dann so, dass ich nachts mit gefalteten Händen im Bett lag, zu Gott betete und ihn um verschiedene Dinge bat. Zum Ausgleich, also wenn er meiner Bitte entsprechen würde, bot ich ihm die verschiedensten Dinge an. Zumeist Geld. Das sah dann so aus: "Lieber Gott, bitte mach, dass ich in der Mathearbeit keine Fünf habe. Ich lege dir auch eine Mark auf die Straße." "Lieber Gott, bitte mach, dass die drei Mädchen, die mich auf dem Weg zur Musikschule immer abfangen, morgen nicht da sind. Die wollen 100 Mark von mir und wenn ich sie ihnen nicht gebe, dann bringen sie mich um, haben sie gesagt. Wenn du mir hilfst, werde ich immer brav sein. Und ich lege dir mein ganzes nächstes Taschengeld auf die Straße. Du kannst es ja jemandem geben, der es mehr braucht als ich." "Lieber Gott, bitte mach, dass sich mein

Von der Unterbelichtung

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Manchmal bin ich so furchtbar verwirrt. Der Tankstellenmann, der gestern Abend hinter dem Tresen stand, hat sich bestimmt gefragt, ob ich betrunken bin. Oder ob ich wirklich einen Führerschein besitze. Oder ob er träumt. Oder so.  Jedenfalls stehe ich zunächst, inmitten der Tankstelle, etwas desorientiert vor den Lampen. Die Kennzeichenbeleuchtung der Lady in Red namens Silke, meinem neuen Auto, fällt nämlich ab und an mal aus. Ich brauche in etwa sieben Minuten um festzustellen, dass keine der vorhandenen Lampen passt. Doof. Das erzähle ich auch dem hübschen Tankstellenmann, der mich komisch angrinst, aber nicht einmal so tut, als würde er die fehlenden Lampen nachbestellen wollen. Als ich meine Benzinrechnung bezahlen will, fällt mir auf, dass ich noch etwas zu trinken brauche. Also lasse ich den Tankstellenmann stehen und eiere zu den gekühlten Getränken. Heute gibt es Sprite. Kalt und süß. Wieder an der Kasse fällt mir ein, dass ich Asa Bier mitbringen soll. Also tingle ich wiede

Vom gesunden Egoismus

Dieses Jahr bin ich das Weihnachtsthema anders angegangen. Ich war nicht sanftmütig und selbstlos. Sondern habe aggressiv mit Kanonen auf Spatzen geballert. Hauptsächlich deshalb weil ich in den letzten Jahren das Gefühl hatte, dass mich niemand versteht, wenn ich meine Gefühle und Wünsche leise zum Ausdruck bringe. Also habe ich dieses Jahr geschrien: Dass ich auch mal einen ganzen Weihnachtsabend an einem einzigen Ort verbringen möchte. Dass es mich nervt mich von den zwei zerrütteten Familienteilen aufreiben zu lassen. Dass es mich anstrengt, ständig, um des lieben Frieden willen, Streitereien und Eifersüchteleien mit Feingefühl und Diplomatie ausgleichen zu müssen. Erwartungen gerecht zu werden. Und so weiter. Und siehe da: Ich hatte Erfolg. Zunächst einmal erntete ich erschrockene Blicke. Dann Enttäuschung und Tränen. Und schließlich aber Verständnis für mich und meine Bedürfnisse. Ich werde also dieses Jahr Weihnachten nicht mit meiner Familie feiern. Ich glaube, dass das auc

Von Nachbarn

Ich mag meine Nachbarn. Sie sind seit einem halben Leben ein Paar und gehen wirklich zauberhaft miteinander um. Sie sind so liebevoll und einander zugewandt. Außerdem sehen sie süß zusammen aus: Er ist riesig groß, weit über 2 Meter, hat eine Glatze, Hände wie Schaufeln und ein freundliches Grinsen, das ziemlich viele Zähne offenbart. Für gewöhnlich redet er nicht viel. Sie ist gerade anderthalb Meter hochgewachsen, von zarter Statur, dunkelgelockt, eher unscheinbar, aber sehr herzlich und hält gerne mal einen kleinen Plausch mit mir. Es bereitet mir, als Nachbarin, so viel Freude zu sehen, wie gerne sich die Beiden mögen. Manchmal neckt er sie, während sie im Innenhof die Blumen gießt. Dann regt sie sich so lange künstlich über ihn auf, grummelt halbverständlich in sich hinein, bis er sie von hinten in seine Arme schließt, sich weit hinab beugt, sie in seinen Armen dreht und innig küsst, bis sie darüber das schimpfen ganz und gar vergisst. Das zu sehen ist einfach schön. Heute hab

Vom Loch ohne Boden

Ich träume, dass wir vor seinem Haus stehen und dabei sind, uns zu verabschieden. Ich starre ihn an. Er ist so schön. Seine Haare, seine Augen, sein Mund. Als er mich zu sich heranzieht, denke ich an seine Ehefrau. Sie ist blass und unscheinbar und hat Haare bis zum Hintern. Man sieht sie kaum draußen. Und wenn, dann sieht sie kränklich aus. Ob sie jetzt gerade aus dem Fenster sieht? Sie könnte uns sehen. Und trotzdem kann ich mich ihm nicht entziehen. Seine Lippen sind weich und der Kuss so tief, dass ich das Gefühl habe, mich in ihm zu verlieren. Als ich die Augen wieder öffne, befinden wir uns plötzlich in seinem Schlafzimmer. Seine Frau ist nicht zu sehen. Nackt liegen wir im Bett, einander eng umschlungen. Mein Herz schlägt ruhig unter seiner Hand. Die Zuneigung, mit der er mich ansieht, vermittelt mir das Gefühl von Geborgenheit. Für einen Moment ist alles sicher. Alles ist warm. Aber in dem Zimmer, in dem wir uns befinden, gibt es kein Licht. Und in der Mitte des Raumes, dir

Von den Einzelteilen

Es ist schon komisch: Ich bin mit 14 Jahren ausgezogen, lebe seit 13 Jahren in wechselnden Städten, die mindestens zwei Fahrstunden von meinem Elternhaus entfernt sind, und lasse mich, im reifen Alter von 34 Jahren, immer noch von meiner Familie destabilisieren. Es war mir immer wichtig, in ihren Augen gut zu sein. Einen guten Job zu machen, klug zu sein, die richtigen Entscheidungen zu treffen, ja, sogar hübsch (schlank) zu sein. Als mir das vor ein paar Jahren bewusst wurde, versuchte ich mich davon zu lösen. Aber das ist schwer. An manchen Tagen, wie in den vergangenen, verunsichert mich meine Familie total. Dann fühle ich mich nach einem Besuch von ihnen seltsam unzureichend. Fehlerhaft. Als wäre ich nicht genug und würde alles falsch machen. Dabei kritteln sie gar nicht offensiv an mir herum. Sie tarnen ihre Spitzen so gut, dass ich sie oftmals nicht einmal erkenne. Dann spüre ich erst, wenn sie wieder weg sind, dass sie mich auseinander genommen haben. Jetzt muss ich meine Einz

Vom Leben gelernt

"Ich komme immer irgendwo an. Indem ich von dort losgehe, wo ich gerade war."  (Winnie Puuh in dem Film Christopher Robin) Irgendwann, kurz nachdem ich anfing zu bloggen, nämlich am 12.09.2012, schlich sich eine kleine Tradition ein: Jedes Jahr schreibe ich an dem Tag vor meinem Geburtstag einen Post darüber, was ich im vergangem Jahr vom Leben gelernt habe. Also alle Jahre wieder - los gehts: Übung macht zwar den Meister, aber Tränen sind ausgenommen. Dieses Jahr habe ich so viel geweint wie noch nie in meinem Leben. Eimerweise sind die Tränen gelaufen. Alleine auf dem Klo, vor Familie und Freunden, vor Fremden. Und es stimmt nicht, dass es irgendwann leichter wird, vor anderen Menschen zu weinen. Ich mache es immer noch nicht gerne, weil ich es als unfassbar intim empfinde. Aber manchmal hält eben nichts das Wasser auf. Dann muss es raus. Stressabbau.  Schwimmen ist super - ich habe es vermisst! Das Therapiebecken (Schwimmbad) im Krankenhaus ist so klein wie m

Von all den guten Plänen

Ich befinde mich irgendwo im tiefsten Osten. Dort, wo die Städte zwar schöner sind, wenn man nicht auf romantische Burgen und verschlafene Romantik steht, aber die Menschen seltsames Deutsch sprechen. Hier habe ich studiert. Und als ich mit dem Auto durch die Innenstadt fahre, den vierspurigen Kreisverkehr so selbstverständlich durchfahre als wäre ich ein Einheimischer, fühlt es sich an, als käme ich nach Hause. Nach Hause in diese Stadt, in der wir Geschichte geschrieben haben. Jung, motiviert und erfolglos die Tage zu Nächten gemacht haben, von einem freien, ungebunden Leben träumend, voller wilder Pläne für die Zukunft. Aus uns sollte etwas werden: Philosophen, Rebellen, Träumer, Weltverbesserer. Als hätte die Welt darauf gewartet, von uns verändert zu werden. Ich lenke mein Auto durch die Innenstadt. Erinnere mich an die schönen Dinge. Daran wie wir die Tür zum Dach geknackt haben, um uns heimlich auf das Flachdach des Hochhauses zu setzen und die Welt von oben zu betrachten. Um

Von all den bunten Farben

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"Ich nehme, was mir Angst macht und schreibe es auf Papier. Ich zünde es an und lasse es brennen: Ich lasse es hinter mir." (Juli: Elektrisches Gefühl) Plötzlich habe ich jede Menge Zeit. Und es macht mich glücklich am helllichten Tag unter dem leuchtend blauen Himmel spazieren zu gehen und den bunten Blättern dabei zuzusehen, wie sie auf mich hinabregnen, in allen Herbstfarben in der Sonne glitzernd. Meine blauen Gummistiefel haben weiße Punkte. Das allein ist wunderbar verschroben und zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. Aber mit blauweiß bepunkteten Gummistiefeln durch bunte Herbstblätter zu springen, zu tanzen und sich um die eigene Achse zu drehen, ist noch viel besser. Plötzlich kann ich es wieder spüren: Das Leben. In all den bunten Farben. Es fühlt sich an als würde ich endlich nach Hause kommen.

Vom Irren

Es ist nicht so, dass ich nicht versucht habe, mich mit ihm darüber zu unterhalten. Aber wenn ich daran denke, wird mir übel. Weil ich seine Argumentation so unterirdisch finde. "Was soll ich denn tun, wenn ich dich anfassen will? Dann muss ich das doch." "Ich kann nichts dafür, dass du scharf bist." "Du tust ja gerade so, als hätte ich dich vergewaltigt." "Nicht, dass du jetzt zu einer frigiden Trulla wirst!" Heute hat mich jemand, der diesen Blog liest, gefragt, ob mich dieses Thema, das ich in meinem Jahresrückblick angeschnitten habe, noch beschäftigt. Meine Antwort war "Ja." Danach konnte ich nicht mehr sprechen, weil der müselig zusammengekleisterte Staudamm sich angefühlt hat, als wäre er kurz davor, zu brechen. Ich hatte sofort Tränen in den Augen und einen riesigen Kloß im Hals. Das hat mich selbst erschrocken. Bisher war mir nicht bewusst, wie tief meine Empfindungen dazu gehen. Aber wie sollte mir das auch bewusst sein: