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Es werden Posts vom Juli, 2013 angezeigt.

Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von der Sehnsucht alles zu fühlen

Später überkommt es mich, ganz unerwartet. Während sich am Horizont große, dunkle Wolkenberge sammeln, wirft die Sonne noch ein letztes, schwaches Licht auf die Sonnenblumenfelder, durch die ich hindurch fahre. Ein wunderschöner, friedlicher Anblick – die grenzenlose Ruhe vor dem Sturm. Und da ist es plötzlich, das Wissen darum, dass es gut ist, zu fühlen, ganz egal, was es ist, mag es gut oder auch schlecht sein. Es gehört dazu. Und ich will jede Facette davon, will brennen. Für einen Augenblick kann ich das Gefühl, vollkommen losgelöst und entspannt zu sein, festhalten. Für einen Moment weiß ich, wie es sich anfühlen sollte. Das macht mich ganz still. Die Ruhe vor dem Sturm.

Vom Jungsein

Er ist ein guter Freund und einer der wenigen, die noch wissen, wie man echte Umarmungen verteilt. Umarmungen, die nicht an einen feuchten Händedruck erinnern, sondern solche, die Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Eine Umarmung von ihm kommt von Herzen. Sie gleicht einem Kuss oder einem „Ich liebe dich“. Sie ist viel mehr als ein halbherziger Versuch jemandem Zuneigung auszusprechen, denn sie ist ehrlich gemeint und er verteilt sie großzügig, über das Ritual der Begrüßung hinaus. Und ich? Ich finde das großartig.   Ich mag es, mich von ihm umarmen zu lassen, ihn selbst zu umarmen, wann immer ich die Möglichkeit dazu habe. Oft sehen wir uns jedoch nicht mehr, denn schon lange wohnen wir nicht mehr in der gleichen Stadt. Heute brauche ich immer ein wenig mentale Vorbereitung, bevor ich ihn treffe. Wir sind einander zwar ähnlich – nahezu einander verwandt – aber trotzdem lebt er ein vollkommen anderes Leben als ich. So weiß ich bereits vorher, dass ein Besuch bei ihm mich aufwü

Von der Tagträumerei

„Das zwischen uns, das war wie der Wind. Stürmisch, pfeifend, eisig und rau, voller Zorn, aber ebenso mild, berührend oder zärtlich flüsternd. Solange es frei war, konnte es all das sein. Wenn wir es festhalten würden, blieb uns vermutlich bloß Luft in den Händen.“ (Jennifer Benkau: Dark Canopy) Sich aus den Kleidern kämpfen. Nach Lippen schnappen. Hinein beißen. Sanft, aber bestimmt. Sich in eine Richtung dirigieren. Zu einem Bett oder einem Tisch oder einer Waschmaschine. Über den Rücken kratzende Fingernägel. Ein großes Aneinanderdrängen. Nacheinander greifen. Ineinander flüchten. Schneller Atem, der auf der Haut kitzelt. Zungen im Mund, verwoben. Hände, Arme und Beine. Ineinander verknotet. Nähe. Aber auch Härte. Gier. Lust. Die Aufgabe der Kontrolle. Ein Loslassen, ein Fallen und ein kurzes Aufbäumen. Atemlos. Tagtraum.