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Es werden Posts vom April, 2021 angezeigt.

Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von irrelevanten Details

1. Ich bin ein großer Fan von Mascha Kaléko. Ich mag die Schlichtheit ihrer Gedichte. Zum Beispiel: "Gib dem Himmel / Dein Glück in die Hände. / Alles geht weiter. / Sei heiter! / Sei heiter!"  2. Manchmal erregt es mich, Zucchini abzuwaschen. Das zaubert mir einfach ein Kopfkino. Und Lust in den Schoß. 3. Jemand aus meiner Familie hat einen Hirntumor. Schon die zweite Person. Ich frage mich, ob in mir auch etwas wächst.  4. Mal wieder sage ich meinem Gewicht den Kampf an. Aber dieses Mal bin ich entspannter mit meinem Körper. Ich glaube, es ist wichtig, irgendwann zu akzeptieren wie man ist. Und ehrlich: Wenn mich jemand zu dick findet, hat er das umsonst. 5. Ich hatte seit anderthalb Jahren keine hohen Schuhe mehr an. Keine Lust. Ungemütlich. Und ich mag mich im Moment nicht hineinquälen. Vielleicht irgendwann wieder. 6. Mein Leben ist sehr bescheiden, zurück genommener geworden. Ich habe weniger und fühle mich, lustigerweise, um ein vielfaches reicher. Außerdem ist es so i

Vom altern

Im Moment fühle ich mich nicht wohl mit dem altern. Das allererste Mal in meinem Leben. Ich fühle mich zu dick und bin, in den letzten zwei Jahren, um gefühlt mindestens elf Jahre gealtert. Ich dachte immer, ich würde entspannt altern, würde meine Falten als Zeichen eines bewegten Lebens akzeptieren. Mich vielleicht sogar an einigen von ihnen, nämlich an den Lachfältchen, erfreuen. Aber, ich sag es, wie es ist: Ich finde es gerade wirklich blöd, alt zu werden. Hoffentlich wird das noch besser. 

Vom Zuhause

Ich habe so lange nicht geschrieben, mir stattdessen erst mit twittern und dann mit zeichnen die Zeit vertrieben, dass ich mich regelrecht eingerostet fühle. Die Sätze bilden sich nur langsam und die richtigen Worte lassen auf sich warten. Ich bin mir noch nicht sicher, ob mein Herz noch so an der Schreiberei hängt wie noch vor einigen Jahren. Vielleicht habe ich einen anderen Weg gefunden, mich auszudrücken. Bilder zu zeichnen ist für mich intuitiver. Ich muss mich nicht konzentrieren, kann mich von Gefühlen leiten lassen. Und das brauche ich, um bei mir zu bleiben. Das Zeichnen leert mir den Kopf. Ich kann dabei Gedanken ordnen. Und ich spüre mich. Entschleunige.  Auch im Haus entschleunige ich. Ich spüre bis in die letzte Faser meines Körpers hinein, dass es mein Haus ist. Alles fühlt sich warm an. Nach Zuhause. Und nach ankommen.  Heute habe ich mich vor dem Haus ein wenig in die Sonne gesetzt und die Wärme genossen. Vor allem aber habe ich die lustigen Kringel, die das grelle Sonn

Von Entscheidungen

Eine Zeitlang war ich traurig. Ich habe mein Herz an die falschen Dinge - oder den falschen Mann - gehangen. Manchmal denke ich, wie ich gestehen muss, noch sehr wehmütig zurück. Aber ich kann es mittlerweile lächelnd tun. Auch wenn es ab und an noch zwickt.  Und nun? Nun haben sich die Dinge geändert. Ich habe mich für mich selbst entschieden, habe mich festgelegt und Entscheidungen, gleich mehrere, getroffen, die mich für den Rest meines Lebens begleiten werden. Das ist irgendwie verrückt, weil es so erwachsen ist Aber vor allem fühlt es sich gut an.  Mein Haus hat keine blauen Fensterläden mehr. Sie hätten nicht mehr gepasst, sondern nur von geplatzten Träumen erzählt. Stattdessen besteht es aus wunderbaren roten Backsteinen und jeder Menge Fenster. Durch den Garten toben Hasen und wilde Fasane. Ich glaube, ich habe mein Paradies gefunden. Zumindest aber einen Ort, der sich nach Glück und Ruhe anfühlt. Einen Ort, der mein Ort ist. Der Ort, den ich verdient habe. Zuhause. (Ich weiß n

Von Ostern. Und von Veränderungen.

Ich habe gerne einen Plan. Und richte mich nach diesem. Allerdings habe ich in den letzten Jahren, aufgrund einer sehr tiefgreifenden Veränderung in meinem Leben, gelernt, dass Pläne Schall und Rauch sind. Und das es wichtig ist, die Tage zu nehmen und zu genießen, wie sie kommen.  Auch mein Osterplan platzte. Der Plan von einem gemütlichen Frühstück mit einem Glas Sekt, gefärbten Eiern und ein paar freundlich angerichteten Leckereien. Stattdessen gab es ein spontanes Frühstück, nicht besonders liebevoll angerichtet, erst nach dem Frühstück haben wir Ostereier gefärbt und die tiefgreifendste (aber zweifellos beste) Veränderung meines Lebens hatte schlechte Laune. Es gab viele Aufstände, viele Tränen und zu guter Letzt knickt auch ich ein und ließ schließlich am Ende des Tages, im Dunkeln, alle Dämme einmal brechen. Ich vermisse meine Familie schon zu lange, finde Corona blöd und habe mich einfach, bis in die letzte Faser meines Körpers hinein, erschöpft gefühlt. Ostern war für die Tonn

Vom Unrecht

Ich unterhalte mich mit einem kleinen, mopsigen Jungen. Wir kennen uns nicht. Einfach so hat er mich angesprochen und mir, ganz stolz, sein neues Fahrrad gezeigt. Zwar haben seine Eltern nie Zeit für ihn, aber seit er das Fahrrad hat, kann er zumindest herumfahren. Und wenn seine Feinde ihm auflauern, kann er mit seinem Fahrrad flüchten. Falls er aber doch mal nicht entkommen kann, trägt er ein Seil mit sich. Das zeigt er mir. Es ist blau, mit einem Knoten, der sich selbst zuzieht. "Aber du weißt", frage ich vorsichtig, "dass das sehr gefährlich ist, oder?“ “Ja.", sagt er und nickt ernsthaft. "Ich will ja auch gefährlich sein." Ich muss schlucken. "Manchmal binde ich mich mit dem Seil aber auch am Bett fest. Vor allem Nachts, wenn die Stimmen mit mir reden." "Welche Stimmen denn? Die von deinen Eltern? Oder deinen Geschwistern?“ "Nein. Ich weiß nicht, was das für Stimmen sind. Die kommen aus der Wand." "Hast du Angst vor ihnen