Vom Wünschen
Als ich ein kleines Mädchen war, hatte ich unzählige Wünsche. Von dem neuesten Tamagotchi über ein Haustier bis hin zu einem eigenen Fernseher im Kinderzimmer. Da meine Eltern finanziell nicht besonders gut situiert waren, war ich keines dieser über-verwöhnten Kinder. Den Satz "Man kann nicht alles haben." hörte ich immer mal wieder. Und arrangierte mich mit ihm.
Auch heute, wo ich nun (mehr oder weniger) erwachsen bin, lebe ich relativ bescheiden. In einer zu kleinen Wohnung, in die kein Esstisch passt und die aus ziemlich vielen Dachschrägen besteht. Der teuerste Gegenstand innerhalb der 2,5 Zimmer ist ein Fernseher, der lediglich läuft, wenn ich netflixe. Aber all das liegt nicht etwa daran, dass mir das Geld dazu fehlen würde, mir mehr zu leisten. Das tut es nicht. Ich spare einen Großteil meines Geldes. Zum einen weil ich weiß, wie es ist, sich in einer Lebenssituation zu befinden, in der man sich nicht einmal mehr eine Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr leisten kann, zum anderen, weil ich mir irgendwann meinen einzigen großen Traum von meiner eigenen Villa Kunterbunt erfüllen möchte.
Vielleicht bin ich nicht gut im Wünschen, weil ich das Gefühl habe, selbst nicht genug zu geben. Ich war immer mehr Gebende als Nehmende. Nehmen bin ich gar nicht gewöhnt. Insofern komme ich nicht einmal auf die Idee zu nehmen, wenn ich mich in einer Situation befinde, in der ich es tun könnte. Ich glaube, mich beunruhigt aber auch der Gedanke, dass ich zu viel nehmen und mich an das Nehmen gewöhnen könnte. Es liegt mir fern, jemanden, der geben will, auszunutzen, also nehme ich lieber gar nicht, um das Risiko, jemand könnte sich irgendwann in der Zukunft von mir ausgenutzt fühlen, komplett auszuhebeln. Eventuell spielt auch der Glaube, selbst zu nehmen nicht verdient zu haben, der sicher irgendwo in meinem Unterbewusstsein verankert ist, eine Rolle.
Viele der Wünsche, die ich in mir trage, sind nicht wirklich erfüllbar, weil sie dem Lauf des Lebens unterliegen. Zum Beispiel ist es mir eine Herzensangelegenheit, dass es Menschen, die mir etwas bedeuten, gut geht. Dass sie alle gesund sind. Glücklich.
Es ist viel zu spät geworden. Draußen regnet es und vor etwa 45 Minuten habe ich zum ersten Mal seit Tagen das Licht im Wohnzimmer eingeschaltet. Ich sollte schlafen gehen. Aber ich frage mich;
Was wünsche ich mir?
Für mich selbst?
Kann man wünschen lernen?
Und sind all diese Fragen, die ich mir hier stelle, nicht letztendlich Luxusfragen?
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Wenn es stimmt, dass Wünsche nichts anderes als in Geschenkpapier eingewickelte, in Worte gefasste Träume sind und wenn es stimmt, dass Du eine Meisterin der Träume bist - dann sind es KEINE Luxusfragen.
AntwortenLöschen"Träume zeigen Dir den Weg und geben Deiner Seele den Blick für die Wahrheit"
habe ich mal irgendwo gelesen.
Für die Wahrheit muss immer Platz sein.
Und sie ist ganz bestimmt keine Luxusfrage.
Gute Argumentation, Rain!
LöschenObwohl ich noch darüber nachdenke, ob man Träume tatsächlich mit Wünschen gleichsetzen kann...
♥
behalte dir bloss deine bescheidenheit...und wünsche dir deine gefühle herbei...mit herz...ohne verstand...das könnte gut gehen...
AntwortenLöschenMit Bescheidenheit lebt es sich auf jeden Fall leichter, denn man ist einfacher zufriedenzustellen.
LöschenDanke!