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Es werden Posts vom Oktober, 2022 angezeigt.

Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Tagebuchsachen

Vor ein oder zwei Wochen habe ich einen Tweet gelesen, in dem jemand schrieb, dass er keine Kraft mehr habe und am liebsten alles beenden würde. Seitdem lässt mich der Gedanke daran nicht mehr los. Ich laufe an den Schienen vorbei und frage mich, wie es ist, vom Zug überrollt zu werden. Oder ich fahre Auto und stelle mir vor, das Steuer einfach loszulassen und gegen die nächste Wand zu fahren. Alles in mir ist so müde und erschöpft. Und auch wenn ich mich phasenweise besser fühle, habe ich doch das Gefühl, dass genau diese Phasen immer kürzer und die Tiefs, die darauf folgen, nur tiefer und länger werden. Am Ende des Horizontes ist kein Licht mehr zu sehen, nicht einmal mehr zu erahnen, und das raubt mir jegliche Energie. Und wenn sich alle Probleme in Luft auflösen würden, so blieben am Ende noch Krieg, Klimakatastrophe, Energiekrise, Corona, Inflation und das Gefühl, nachhaltig aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, ohne dagegen wirklich etwas tun zu können. Natürlich sind all das nu

Vom Unglücklichsein

Ich muss an meine Kollegin denken. Vor ein paar Wochen kam sie krank zur Arbeit. Nachdem wir einen halben Tag zusammen in unserem kleinen Büro gesessen hatten, sagte sie ganz unglücklich: "Ich glaube, ich habe Corona. Aber ich darf kein Corona haben. Wenn ich jetzt Corona habe, kann ich nicht in den Urlaub fliegen. Dann kann ich nie wieder glücklich sein." Ich musste etwas lachen, weil ich sie zunächst gar nicht ernst nahm. In dem Wissen um ihre Weihnachtsverliebtheit erwiderte ich scherzhaft: "Doch, doch. Spätestens zu Weihnachten wirst du wieder glücklich sein!" Doch sie schüttelte nur den Kopf. "Nicht einmal dann.", antwortete sie ernst. Ihre Worte sind mir sehr nachgegangen und zunächst einmal konnte ich gar nicht verstehen, warum dem so ist. Eine Zeitlang überlegte ich, ob ich neidisch sein könnte. Auf die Fähigkeit, ein nicht Antreten des Urlaubs als einen so großen Verlust zu empfinden. Aber das war es nicht. Mittlerweile weiß ich, dass es mich schl