"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei
Von Topf und Deckel
Laut dem Rest der Welt sind wir Ernie und Bert, Topf und Deckel, Wallace und Gromit, Waldorf und Statler, Arsch und Eimer. Beide in der gleichen Stadt geboren, nur wenige hundert Meter von einander entfernt die Kindheit verbringend, lernen wir uns jedoch erst 29 Jahre später kennen. Dabei stellen wir fest, dass wir nicht nur die gleiche Sprache sprechen und einander ergänzen, sondern sogar gleich denken. Jeder von uns wohnt im Kopf des anderen. Uns reicht ein Blick, um zu wissen, was der andere denkt. Oftmals brechen wir in Anwesenheit von anderen Menschen unvermittelt in herzliches Gelächter aus, welches sich noch intensiviert, wenn wir in die verständnislosen Gesichter in unserer Umgebung blicken. Es gibt keinen Menschen auf dieser Welt mit dem ich so lachen kann: Wir lachen bis uns die Tränen über das Gesicht laufen und der Bauch wehtut. Dabei erklären wir uns gegenseitig mit viel Phantasie die Welt, denken uns aus, wie Rauhhaardackel entstehen und phantasieren davon, wie wir später, als ganz alte Damen, Rollatorwettrennen auf der Landstraße fahren werden.
Heute heizen wir viel zu schnell auf der linken Spur über die Autobahn. Wir tragen Sonnenbrillen und halten jeweils einen Arm aus dem Fenster, während wir auf unseren Sitzen zur laut aufgedrehten Musik umherhibbeln und vollkommen inbrünstig singen:
"I was born to love you
with every single beat of my heart
yes, i was born to take care of you
every single day of my life
I wanna love you, i love every little thing about you
i wanna love you, love you, love you"
(Queen: Born to love you)
Natürlich kann keine von uns beiden singen. Aber das hindert uns nicht daran, alle Leidenschaft, die wir aus der letzten Faser unseres kleinen Zehs ziehen, in diesen Song zu legen. Als er endet, sind wir ganz außer Atem. Ich spüre, dass sie mich ansieht und fange ihren Blick auf. Sie lächelt. "Bei diesem Lied muss ich immer an dich denken.", sagt sie. Das Glück kitzelt sich durch meinen Körper. Jeder Mensch sollte so eine verrückte, liebenswerte Person wie sie an seiner Seite haben.
Ich muss an meine Kollegin denken. Vor ein paar Wochen kam sie krank zur Arbeit. Nachdem wir einen halben Tag zusammen in unserem kleinen Büro gesessen hatten, sagte sie ganz unglücklich: "Ich glaube, ich habe Corona. Aber ich darf kein Corona haben. Wenn ich jetzt Corona habe, kann ich nicht in den Urlaub fliegen. Dann kann ich nie wieder glücklich sein." Ich musste etwas lachen, weil ich sie zunächst gar nicht ernst nahm. In dem Wissen um ihre Weihnachtsverliebtheit erwiderte ich scherzhaft: "Doch, doch. Spätestens zu Weihnachten wirst du wieder glücklich sein!" Doch sie schüttelte nur den Kopf. "Nicht einmal dann.", antwortete sie ernst. Ihre Worte sind mir sehr nachgegangen und zunächst einmal konnte ich gar nicht verstehen, warum dem so ist. Eine Zeitlang überlegte ich, ob ich neidisch sein könnte. Auf die Fähigkeit, ein nicht Antreten des Urlaubs als einen so großen Verlust zu empfinden. Aber das war es nicht. Mittlerweile weiß ich, dass es mich schl
Irgendwann als Jugendliche las ich mal ein Buch - ich glaube, es war "Gangs of New York" von Herbert Asbury - in dem jemand sagte, er würde seinen Kaffee nur schwarz trinken, damit er nichts vermissen müsse, gäbe es mal keinen Zucker oder keine Milch. Ich fand das damals ziemlich nachvollziehbar und auch ein bisschen cool. Deshalb habe ich die Geschichte, auch hier im Blog, gerne erzählt und meinen Kaffee ebenfalls lange schwarz getrunken. Heute, viele Jahre später, fällt mir dieser Spruch wieder ein. Und zum ersten Mal fällt mir auf, wie blödsinnig er ist. Mittlerweile trinke ich meinen Kaffee mit Milch. Täglich und immer. So liebe ich ihn. Und genauso wie ich meinen Kaffee trinke, lebe ich nun auch mein Leben: Es ist nicht gut, prophylaktisch auf Dinge zu verzichten, weil man sie irgendwann mal missen könnte, wenn sie nicht mehr sind. Ich genieße die Dinge heute und koste sie, möglichst bewusst, aus, weil ich nicht weiß, ob es ein Morgen gibt. Wenn es aber kein Morgen gibt
Ich lasse die Statusmeldungen bei W.hatsA.pp durchlaufen und stolpere darüber, dass T. Bilder veröffentlicht hat. Das trifft mich, nach Jahren der Stille, unerwartet. Zugleich ist der Zeitpunkt fast schon lächerlich passend, weil ich in letzter Zeit oft an ihn denke. Denn ich lerne an H. wie tief die Verletzungen sind, die T. mir zugefügt hat. Seit T. ist H. der erste Mensch, dem ich es gestatte, so tief in mich hineinzusehen. Das ist irgendwie leicht, weil er so liebevoll und gut zu mir ist und andererseits ist es schwerer denn je, weil ich jederzeit erwarte, an den Punkt zu stoßen, an dem er mich zurückweist. Ich erwarte verbale Verletzungen und Ablehnung meiner Person in vorauseilendem Gehorsam. Der Glaube daran, das etwas wirklich gut sein kann ist mir abhanden gekommen. Ich genieße die Zeit, die wir miteinander verbringen. Aber ich warte auf das Ende. Jeden Tag. Ich vermute, die Bilder aus T. Status' sind aus seinem Bus heraus aufgenommen. Vielleicht auch nicht, aber sie fühle
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