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Es werden Posts vom März, 2020 angezeigt.

Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Krafträuber

Es wird von Tag zu Tag schwieriger mit meiner Mama zu telefonieren. Sie fühlt sich sozial isoliert. Obwohl sie wenigstens noch ständig in irgendwelchen Telefon- und Videokonferenzen festhängt und eine Menge Gespräche führt, verschlechtert sich ihre Stimmung zusehends. Ich habe das Gefühl, dass ich sie stimmungstechnisch stützen muss. Und gebe mir alle Mühe, das zu tun. Sie zum Spazierengehen zu animieren, sie zum Lachen zu bringen, ihr ein bisschen Energie zu vermitteln, sie aufzuheitern, so gut es eben am Telefon geht. Aber ich spüre gleichermaßen, dass mich das eine Menge Kraft kostet. Manchmal fühle ich mich nach unseren Telefonaten regelrecht ausgelaugt und mutlos. Als hätte sie mich meiner Kraft beraubt. Das ist irgendwie blöd, denn ich brauche auch Kraft für mich. Das allerdings sage ich ihr nicht. Denn ich habe das Gefühl, dass sie es nicht gut verknusen würde, wenn sie erfahren würde, dass ich mit jemandem Kontakt hatte, der sich aktuell in Quarantäne befindet, weil er intens

Von gebrochenen Versprechen

"Du kannst schon mit anderen Frauen schlafen, wenn du das willst und brauchst, aber lass es mich halt nicht merken. Wenn ich es merke, wird es mich verletzen und ich werde mich zurückziehen." "Okay. Ich verspreche es dir. Du wirst es nicht merken." An dieses Gespräch, das am Telefon stattgefunden hat, kann ich mich noch erinnern. Der Mann mit dem ich es geführt habe, wahrscheinlich eher nicht. Denn wenn er es könnte, würde sein Verhalten implizieren, dass er mich verletzen wollte. Und noch versuche ich, ihm gute Absichten zu unterstellen. *.* Offenbar ist es weit mit mir gekommen, denn ich spioniere einem Mann hinterher. Ich bin mir sehr sicher, dass er heute seine Geliebte zu sich nach Hause eingeladen hat. Hinter einem Klischee-Baum versteckt, observiere ich das Grundstück. Im Garten wurde eine Art offener Pavillon aufgebaut. Er besteht aus warmen, fließenden Stoffen in allen möglichen Rot- und Orangetönen. Die Stoffe flattern zart im Wind. Es ist ein warm