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Es werden Posts vom Dezember, 2019 angezeigt.

Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Weihnachtszauber

Warum Weihnachten zauberhaft ist: Man kann andere Menschen gnadenlos beschenken, ohne dass sie sich dagegen wehren können.  Man kann Plätzchen backen. In meinem Fall ist es eher das alljährliche Plätzchenverbrennen. Aber egal.  Basteln. Endlich hat man einen Grund, sich Zeit dafür zu nehmen.  Ich mag es, die Geschenke liebevoll zu verpacken. Damit man das Auspacken so richtig schön zelebrieren kann.  Endlich gibt es wieder Weihnachtsmärkte. Mit Weihnachtsmusik und gebrannten Mandeln und Zuckerwatte und kandierten Äpfeln. Auf Weihnachtsmärkten gibt es riesige, leuchtende, glitzernde Weihnachtsbäume, die hoch in die Nacht ragen und in deren Lichtern man sich verlieren kann.  Auf unserem (kleinen) Weihnachtsmarkt gibt es eine Eislaufbahn. Auf der kann ich Eislauffallen. Und wenn ich doch mal fahre, dann nur Schlangenlinien mit Wackelpudding in den Beinen.  Mützen! Wollmützen! Draußen ist es kalt und endlich kann ich meine Mützen wieder ausgraben.  In der Weihnachtszeit halten

Von anderen Tagebuchsachen

Heute muss ich daran denken, dass sie mir mal gesagt hat, dass sie vorhat, sich das Leben zu nehmen und der Gedanke daran lässt mich nicht los. Ich fand das damals einfach nur furchtbar. Mit diesem Wissen ging es mir ziemlich lange sehr schlecht. Mittlerweile verstehe ich, dass sie mich darauf vorbereiten wollte. Aber in Ordnung ist es trotzdem nicht. Sie hat mir damit mehr zugemutet, als man jemandem zumutet. Aber sie wusste auch nicht, oder: es war ihr zumindest nicht bewusst, wie sehr das Thema Suizid in meinem Leben verankert ist. Wie tiefgehend es Reizthema ist. Als ich 11 Jahre alt war, hat Frank sich an der Garderobe erhangen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass meine Eltern mit mir am Küchentisch saßen und versuchten, mir zu erklären, warum ein Mensch so etwas macht. Ich habe es nicht verstanden. Mein Leben war toll. Es bestand daraus, Fahrrad zu fahren, Schätze zu suchen, mit Freunden auf geheime Missionen zu gehen und auf gutes Wetter, zum draußen spielen, zu hoffen.

Von Tagebuchsachen

Gestern habe ich gelernt, dass es gar nicht so ist, dass man E-Mails nicht erhält, wenn man den Absender blockiert hat. Sondern sie landen im Spamordner. Das hat mich recht kalt erwischt und ich finde das ziemlich sinnlos. Aber nicht lesen konnte ich sie dann schließlich auch nicht (weil ich das weiß, hatte ich ihn ja blockiert). Und so kam es, dass ich, nach über einem Jahr, dann doch mal wieder etwas von T. gehört habe. Ich nehme an, dass er gemerkt hat, dass ich ihn bei WhatsApp blockiert habe. Auch wenn ich irgendwie angefressen bin, dass er es einfach nicht lassen kann, sich in meinen Alltag hineinzudrängen, waren die E-Mails okay. Ich empfinde kaum noch etwas. Ab und zu einen bitteren Beigeschmack. Und ich verstehe die Zeitrechnungen nicht, die er aufmacht. 7,5 Jahre? Das ist seltsam. Wir kennen uns ja erst 6 Jahre. Vor drei Jahren hat er mich zum Teufel geschickt (und es hinterher bereut). Und seit 2 Jahren haben wir keinen Kontakt mehr. Seit über einem Jahr ist absolute Funkst

Vom Ollsein

Wäh. Mir ist oll. So richtig, richtig doll. Dabei bin ich doch nie krank. Meine letzte Erkältung war, glaube ich, irgendwann 2018. Kann mich nicht mehr daran erinnern. Aber diese komischen Halsschmerzen haben innerhalb von zwei Stunden zugeschlagen. Da gab's keine langsame Entwicklung. Die waren irgendwie einfach da. Und jetzt ist alles zugeschwollen und eklig. Ich mag nicht mal mehr etwas trinken. Schlucken ist unnötig. Und mir tun die Glieder weh. Ich gebe zu, dass es auch nicht die beste Idee war, gestern noch zum Kurs zu gehen. Ich dachte mir schon, bevor ich auch nur einen großen Zeh ins Wasser gesteckt hatte, dass das eine blöde Idee ist (Hö? Ist das ein Satz?). Und dann tat mir beim Schwimmen regelrecht das Wasser auf der Haut weh. Aber ich wollte halt kein Drückeberger sein. Heute ist der letzte Termin. Ich fürchte, den lasse ich aber wirklich aus. Brrrr. Mir ist kalt. Und nach rumheulen. Ich will das nicht. Die Halsschmerzen und den ganzen anderen Mist. Das soll weggehe

Von BHs für dicke Rentner

Im Herzen bin ich ein Rentner, wurde mir vor kurzem mitgeteilt. Das hat mich überrascht. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto eher kann ich zustimmen: Ja, ich gebe es zu, ich mag Routinen. Und wenn sich Dinge bewähren, dann bin ich nicht unbedingt diejenige, die laut "Hurra!" ruft, wenn man sie ohne Notwendigkeit ändert. Der Spruch "never change a running system" könnte von mir kommen. Zumindest wenn es um Technik und die neueste Windows-Version geht. Und seit heute: Wenn sich alles um Büstenhalter dreht. Es ist ja gemeinhin bekannt, dass ich leider nicht zu den Frauen gehöre, die mit einem a- bis c-Körbchen ausgestattet wurden. Bei mir hat Gott, oder wer auch immer, sich ausgetobt oder ist während der Modellage eingeschlafen oder wollte mal beweisen, dass er der Größte ist oder ähnliches. Ich bin die, die Radfahrer dazu bringt gegen Pfosten zu fahren, weil sie mir in den Ausschnitt gaffen (kein Scherz) und die, bei der Besoffene, natürlich ohne zu fragen, pl

Vom Weihnachtsgefühl

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Es ist das erste Jahr seit langer Zeit, in dem ich den Winterweihnachtszauber wieder spüren kann. Frei vom familiären Erwartungsdruck kämpft sich mein inneres Kind an die Oberfläche. Es ist neugierig auf Weihnachten, will Plätzchen backen, Geschenke basteln und liebevoll verpacken, anderen Menschen Gutes tun, Ausschau nach dem Weihnachtsmann halten und Kringel in die kalte Winterluft pusten. Plötzlich bin ich nicht mehr froh, in meinen eigenen vier Wänden vom Weihnachtswahnsinn verschont zu werden, sondern dekoriere tatsächlich die Wohnung um: Ich bastle einen Weihnachtskranz, hänge einen Weihnachtsstern ins Fenster, zünde Kerzen über Kerzen an und schmücke den kleinsten Weihnachtsbaum der Welt (da für mehr in meiner Wohnung einfach kein Platz ist). Seit Tagen erwische ich mich schon dabei, dass ich die ganzen klassischen Weihnachtslieder vor mich hin summe. Oh du fröhliche. Stille Nacht, heilige Nacht. In der Weihnachtsbäckerei. Ich wohne sehr bescheiden. In einer mehr als kleinen D