Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Schmerzgedächtnis

Ich lasse die Statusmeldungen bei W.hatsA.pp durchlaufen und stolpere darüber, dass T. Bilder veröffentlicht hat. Das trifft mich, nach Jahren der Stille, unerwartet. Zugleich ist der Zeitpunkt fast schon lächerlich passend, weil ich in letzter Zeit oft an ihn denke. Denn ich lerne an H. wie tief die Verletzungen sind, die T. mir zugefügt hat. Seit T. ist H. der erste Mensch, dem ich es gestatte, so tief in mich hineinzusehen. Das ist irgendwie leicht, weil er so liebevoll und gut zu mir ist und andererseits ist es schwerer denn je, weil ich jederzeit erwarte, an den Punkt zu stoßen, an dem er mich zurückweist. Ich erwarte verbale Verletzungen und Ablehnung meiner Person in vorauseilendem Gehorsam. Der Glaube daran, das etwas wirklich gut sein kann ist mir abhanden gekommen. Ich genieße die Zeit, die wir miteinander verbringen. Aber ich warte auf das Ende. Jeden Tag.

Ich vermute, die Bilder aus T. Status' sind aus seinem Bus heraus aufgenommen. Vielleicht auch nicht, aber sie fühlen sich so an. Das setzt eine Flut an Gefühlen in mir frei. In kurzen, kaum greifbaren Momenten flackern Erinnerungen wie Blitzlichter auf. Die Nacht im Bus. Wie wir uns angefühlt haben. Wie wir waren. Aber selbst wenn ich mir Mühe gebe, mich an die guten Dinge zu erinnern, arbeitet mein Schmerzgedächtnis offenbar hervorragend. Alles tut weh. Obwohl ich lange weg bin von der Selbstverletzung überrollt mich instant das kaum zu kontrollierende Bedürfnis, zur Rasierklinge zu greifen und Ausgleichsschmerz zu schaffen. Tief schneiden, um die Worte, die in meinen Ohren dröhnen, zu übertönen. Tief, tief schneiden für alle Grenzüberschreitungen, allen Druck, alle schlechten Gefühle. Und dafür, dass ich es nicht geschafft habe, mich viel, viel früher daraus zu lösen. Erinnerungen aus mir rausschneiden. 
"Vor allem wirst Du keine verborgenen oder offenen "Lockstoffe" mehr aussenden, die mich wieder heimlich still und leise zu Dir hin ziehen und mich subtil an Dich binden."

Mir ist übel. 




Kommentare

  1. Wieder einmal frage ich mich - als WA-, X- und sonstiger "Verweigerer", wozu diese Plattformen eigentlich gut sind.
    Wofür sie schlecht sind, habe ich schon des öfteren gehört und gelesen ...
    Ich drück´ Dich ...

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    1. Sicherlich haben diese Plattformen viele Nachteile. Allerdings gibt es auch Vorteile. Wenn du zum Beispiel WhatsApp hättest, hätten wir mit Sicherheit mehr Kontakt. WhatsApp-Nachrichten verchecke ich nämlich deutlich seltener als E-Mails. :-)

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  2. Wenn die Verletzungen so tief waren und die Zeit so lange her - warum ist T. dann noch in Deinen Kontakten? Und ist dies nicht auch eine Form von Selbstverletzung? Auch ohne Rasierklinge?

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    1. Das ist eine gute Frage. Ich habe tatsächlich seit vielen Jahren keine Handynummern mehr ausgemistet. Sowas mache ich einfach nicht mehr. Aber vielleicht wird es ja mal wieder Zeit. :-)

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