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Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Küssen

"Gib mir die Zeit für einen ehrlichen Kuss, so wollen wir uns küssen, wenigstens am Schluss: Es wird ein Kuss sein, der alles verzeiht, der alles vergibt und uns beide befreit. Du musst ihn mir schenken,  ich bin zwar ein Dieb, doch gestohlen ist er wertlos und dann brauch' ich ihn nicht." (Die toten Hosen: Der letzte Kuss) Kein Sex. Wir sind sogar voll bekleidet. Du liegst auf deinem Sofa und ich sitze auf dir. Ohne hinzuschauen weiß ich, dass mein Rock längst über meine Hüften gerutscht ist. Ich spüre dich bei jeder Bewegung unter mir. Das ist so verführerisch.  Und du küsst mich. Du küsst mich wie ein Ertrinkender. Weitestgehend kontrolllos, gierig und hart. Leidenschaftlich. Immer mal wieder spüre ich, wie die Angst in mir hochbrandet. Einmal gebe ich dem Drang, aufzuspringen, fast nach. Aber dann erinnere ich mich daran, dass du es bist, der hier ist. Ich denke an deinen Gesichtsausdruck, als du mir ein paar Stunden zuvor gezeigt hast, dass die Wohnungstür offen ist

Vom Seilbahnmoment

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" Wir wollen einfach weg und kommen nie mehr zurück, auch wenn ich weiß, es klingt viel zu verrückt: Sie fällt hin, wo sie will, weil die Liebe so ist -  ich hab dich mein halbes Leben vermisst." (Clueso, Elif: Mond)   Wir treffen uns, irgendwo auf einem Parkplatz an einer Landstraße, und laufen durch ein Naturschutzgebiet. Wir laufen, um ganz ehrlich zu sein, damit wir nicht küssen. Oder berühren. Oder vögeln. Laufen als Alternative zu all den Dingen, die wir am liebsten tun würden. Und von denen fällt uns eine ganze Menge ein. Trotzdem versuchen wir, nur miteinander zu sein. Und auch das ist sehr, sehr schön und weitaus mehr, als ich dachte, was jemals zwischen uns passieren wird. Ich kenne den Spielplatz, an dem uns unser Weg gleich vorbeiführen wird. Und noch bevor du weißt, dass es dort überhaupt eine Seilbahn gibt, weiß ich, dass du mit ihr fahren wirst. Weil du an mir magst, übrigens ganz im Gegensatz zu dem sehr erwachsenen Mann, dass ich nur halb-bis-gar-nicht-e

Vom Kaffee und vom Leben

Irgendwann als Jugendliche las ich mal ein Buch - ich glaube, es war "Gangs of New York" von Herbert Asbury - in dem jemand sagte, er würde seinen Kaffee nur schwarz trinken, damit er nichts vermissen müsse, gäbe es mal keinen Zucker oder keine Milch. Ich fand das damals ziemlich nachvollziehbar und auch ein bisschen cool. Deshalb habe ich die Geschichte, auch hier im Blog, gerne erzählt und meinen Kaffee ebenfalls lange schwarz getrunken. Heute, viele Jahre später, fällt mir dieser Spruch wieder ein. Und zum ersten Mal fällt mir auf, wie blödsinnig er ist. Mittlerweile trinke ich meinen Kaffee mit Milch. Täglich und immer. So liebe ich ihn. Und genauso wie ich meinen Kaffee trinke, lebe ich nun auch mein Leben:  Es ist nicht gut, prophylaktisch auf Dinge zu verzichten, weil man sie irgendwann mal missen könnte, wenn sie nicht mehr sind. Ich genieße die Dinge heute und koste sie, möglichst bewusst, aus, weil ich nicht weiß, ob es ein Morgen gibt. Wenn es aber kein Morgen gibt

Von der Buckelei

Wir wollen spazieren gehen. "Sollen wir was mitnehmen?", frage ich den Mann. Er kennt mich lange genug, um zu wissen, dass ich damit eine Thermoskanne Kakao und Kekse meine. "Von mir aus müssen wir nichts mitnehmen.", antwortet er schulterzuckend. Ich finde das irgendwie komisch. Deshalb frage ich ihn, nachdem ich ein paar Minuten darüber nachgedacht habe, warum er nicht will, dass wir etwas mitnehmen. "Das ist immer so viel Vorbereitung.", sagt er, "Und dann müssen wir den ganzen Kram einpacken, mitnehmen und durch die Gegend buckeln."  Ich muss ganz schön schlucken. Weil: Das vorbereiten, einpacken und mitnehmen übernehme eigentlich immer ich. Und das der Mann den Kram tragen muss, kommt auch eher selten vor. "Das ist ganz schön gemein.", erwidere ich irgendwann leise. Das hier, das kann ich nicht einfach so schlucken. "Ich mache das - Kakao kochen und Kekse einpacken - damit wir eine schöne Zeit haben. Für uns." Der Mann an

Von der Anspannung

Es geht mir gut. Es geht mir gut. Es geht mir gut. Das verkünde ich, auf vermehrte Nachfragen hin, in besorgte Gesichter. Und dann fällt ganz unvermittelt, für einen kleinen Moment, durch einen mir selbst verschafften Orgasmus, die ganze Anspannung plötzlich ab: Ich liege alleine und nackt auf dem Bett und die Tränen hören nicht mehr auf zu laufen, auch nicht, als ich will, dass sie aufhören. Das alles geschieht in vollkommener Stille. Kein Schniefen, kein Schluchzen, nichts. Es ist, als hätte jemand in mir den Wasserhahn aufgedreht. Ich wusste nicht, dass ich auf diese Art weinen kann. Verdammt. Anscheinend habe ich gelogen. Ich glaube, es geht mir nicht gut. Und die einzige Person, von der ich gerade umarmt werden will, ist die falsche.

Von der Freundschaft zwischen Männern und Frauen

Ach H., du bringst mich zum schmunzeln, wenn du mir bemüht beiläufig mitteilst, dass wir uns nicht bei dir, sondern irgendwo draußen treffen werden. Ich glaube, deine Entscheidung ist sehr vernünftig. Wirklich, es ist ganz wunderbar, wie du auf mich achtest und darauf, dass ich keinen Unsinn mit dir anstelle. Aber ich sehe jetzt schon dein Gesicht vor mir, wie du mich mit blitzenden, himmelblauen Augen ansiehst, diesem kleinen Lächeln in den Augenwinkeln, und mir mit fest zusammengepressten Lippen "Das ist Folter!" entgegen knurrst, in dem Versuch, mich nicht zu berühren. Und mir geht's ganz ähnlich. Alles, was ich will, ist, meine Hände in deinen Haaren zu vergraben (und meine Lippen auf deine zu legen, dich an mich zu ziehen, die Beine um dich zu schlingen und ..). Aber ich darf dir nicht in die Haare fassen, sagst du. Weil wir die Kontrolle nur behalten, wenn wir uns nicht berühren. Und du hast ja recht. Aber, während du so sehr auf mich aufpasst, komme ich nicht umhin

Von Tagebuchsachen

Eigentlich sollte an dieser Stelle schon seit einigen Tagen ein Post aus der Kategorie "vom Leben gelernt" stehen. Ich hatte sogar, wie jedes Jahr um diese Zeit, schon angefangen ihn zu schreiben. Und dann habe ich mich mit H. getroffen. Wildromantisch, mitten in seiner Arbeitszeit, auf einem gar nicht so einsamen Feldweg, auf dem die Durchfahrt verboten ist, aber trotzdem ständig Spaziergänger, Jogger und Autos unsere Zusammenkunft störten. Mit Blick auf irgendein graues Industriegebäude und zwei Menschen mit Warnschutzwesten. Jedenfalls: Seitdem ist alles irgendwie ein bisschen anders und offenbar bin ich während des Treffens mit H. verstummt. Ich habe meine Worte verloren und sie gegen Gedanken eingetauscht: Jede Menge Gedanken, die in einer Geschwindigkeit durch meinen Kopf blitzlichtern, das es mir nicht gelingt sie zu fassen, geschweige denn in Worte zu kleiden.  Zum Treffen selbst will ich gar nicht viel schreiben. Ein benachbarter Blogger und Mensch, mit dem ich viele

Vom Besuch

Unsere Freundin aus Madagaskar, die wir noch nie zuvor gesehen haben, ist eingetroffen. Daran habe ich wirklich lange nicht geglaubt. Bis zuletzt war ich mir absolut unsicher, ob sie wirklich ins Flugzeug steigt. Ich werde vermutlich niemals vergessen, wie der Mann vorm Rechner saß, entspannt den Flug für über 1000 Euro buchte und lächelnd meinte: "Wenn man will, das Gutes entsteht, muss man Risiken eingehen." (Selbst beim Schreiben dieser Zeilen muss ich unwillkürlich noch die Augen verdrehen, weil er so beiläufig eine Lebensweisheit erwähnte, für die ich fast 38 Jahre gebraucht habe, um sie zu lernen!)  Jedenfalls reden wir seit zwei Jahren darüber, wie gerne wir ihr Deutschland zeigen würden. Vor anderthalb Jahren sagte sie uns den Besuch ab, weil ihr Vater erkrankte. Als es ihm besser ging beantragte sie das Visum, auf das wir fast ein Jahr lang warteten. Und nun ist sie hier. Wir haben ihr ein Zimmer im Paradies eingerichtet, ihr eine Gitarre gekauft, sie vom Flughafen a

Vom Putzen

Lieber H., ich sollte mir Zeit zum schreiben nehmen, um das Chaos in meinem Kopf zu ordnen. Stattdessen putze ich. Weil ich immer putze, wenn meine Gedanken zu wild durcheinander wirbeln und ich das Gefühl habe, mich darin zu verlieren. Ich putze den ganzen, verdammten Tag. Dabei wünschte ich sehr, dass das eine Übertreibung wäre. Aber ich stehe um 4 Uhr morgens auf, weil ich nicht mehr schlafen kann, und greife um 4:30 Uhr, direkt nach der ersten Tasse Kaffee, zum Putzlappen. Seit zwei Tagen. Diesen Post tippe ich um 22:56 Uhr. Nachdem ich gerade den Dachboden gestaubsaugt, zwei Möbelstücke zusammengebaut und eine drei Meter lange, sehr hübsche Silikonnaht gezogen habe. Man sollte meinen, dass es so viel gar nicht zu putzen und zu rödeln gibt. Aber doch, das gibt es. Im Moment habe ich sogar das Gefühl, dass es umso chaotischer aussieht, je mehr ich mich haushaltstechnisch austobe. Vielleicht liegt das daran, dass ich im Haushalt vollkommen talentlos bin. Ich mache ihn nur, weil ich i

Von Sommertagen

Ich trage ein schwarzes Wickelkleid mit einem weißen Spaghettitop darunter. Wickelkleider sind toll. Sie betonen genau die beiden Vorzüge, die mein Körper hat: Taille, denn dort wird das Kleid gebunden, und Brüste. Und weil ich mich gut fühle, schlüpfe ich, kurz bevor ich aus dem Haus will, doch noch aus meinem Höschen heraus. Es stört mich irgendwie, ist unbequem und kneift. Also weg damit. Draußen ist es ohnehin warm. Unterwegs bekomme ich allerdings doch Bedenken. Ich frage mich, ob das Kleid zu durchsichtig ist. Ob man sieht, dass ich nichts darunter trage, wenn man mir auf den Hintern schaut. Als ich auf dem Parkplatz aus dem Auto steige, wird mir schlagartig klar, dass es noch ein ganz anderes Problem gibt. Ich muss aufpassen: Der Wind fährt so geschickt unter mein Kleid, dass er es hochhebt. Ich checke es natürlich zu spät und betrete, nur wenige Sekunden später, mit einigermaßen gesunder Gesichtsfarbe den Baumarkt. Dass mich dabei zwei alte Männer deutlich zu lange betrachten,

Vom Verkorkstsein

Manchmal habe ich das Gefühl, mich dafür entschuldigen zu müssen, dass ich so verkorkst bin: Es gibt banale, alltägliche Situationen, in denen ich nicht so funktioniere, wie ein Mensch funktionieren sollte und dann fühle ich mich verpflichtet, mein Verhalten zu erklären, indem ich Gefühle preisgebe, was mich letztendlich komplizierter wirken lässt, als ich eigentlich bin. War das ein Satz? Oder ergibt das nur in meinem Kopf Sinn?

Vom Schreien

Der Mann und ich haben seit mehreren Tagen Besuch. Eigentlich mag ich den Besuch. Aber zurzeit bin ich so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass es mich belastet, nicht in dem Maße allein sein zu können, in dem ich es brauche, damit es mir gut geht. Also schiebe ich heute einen Termin vor, den ich durchaus hätte ausfallen lassen können, und nutze ihn, um förmlich von Zuhause zu flüchten. Leider aber reicht die Zeit, die ich nicht Zuhause verbringe, bei weitem nicht aus, um mich zu regenerieren. Nach dem Termin merke ich, dass ich nicht nach Hause fahren will. Die dauerhafte Lautstärke dort, fabriziert durch mehrere Kinder im Alter zwischen vier und sieben Jahren, geht mir an die Substanz. Und ich mag auch nicht reden. Oder jemanden unterhalten müssen. Stattdessen will ich einsiedlerkrebsen. Alleine und still und nur für mich sein.  Mein Herz ist schwer. Es fühlt sich an, als würde es in meinen Fußsohlen schlagen und sie überreden wollen, woanders hin zu laufen. Also verlängere ich meine

Vom Mut, sich ehrlich zu zeigen

"Lieber H., ich mag Menschen, interessiere mich schon immer für sie, für ihre Lebensgeschichten, ihre Entscheidungen, ihre Verletzungen, ihre Geheimnisse. (...) Ich treffe viele Menschen, habe in eine Menge Abgründe hineingesehen, einige Menschen tiefer kennengelernt, als ich je glaubte, dass es möglich ist, aber die meisten Charaktere empfinde ich nicht mehr als spannend. Weil das bei dir anders ist, würde ich dich gerne ein wenig festhalten. Ich bin neugierig auf dich und ich glaube, eine gewisse Resonanz bei dir zu spüren - eine, derer ich mir noch nicht sicher bin, weil sie kaum wahrnehmbar mitschwingt. Aber wenn ich recht habe, wenn dort wirklich dieser Hauch von Resonanz ist, könntest du mir dann bitte ein Zeichen geben? Ich bin hier und ich würde dich wahnsinnig gerne kennenlernen dürfen." ( Von der Schwärmerei , 31.08.2022) Ich mag den Menschen, zu dem ich in letzter Zeit werde, sehr. Und je mehr ich mich traue, ich selbst zu sein, desto mutiger werde ich.  Vor einige

Vom mechanischen Orgasmus

Es ist mitten in der Nacht. Die dritte Nacht infolge und ich kann nicht schlafen. Seit dreieinhalb Stunden drehe und wende ich mich, ohne zur Ruhe zu kommen. Die Gedanken toben so laut durch meinen Kopf, dass ich mich frage, wie der Mann, der neben mir im Bett liegt, so friedlich schnarchend vor sich hinschlafen kann, ohne etwas von dem Chaos in meinem Kopf zu ahnen. Die Nacht ist zu dunkel für mich. Immer wieder denke ich, dass mein Körper doch irgendwann müde genug sein muss, um den Kopf auszuschalten und einzuschlafen. Aber die Gedanken verselbständigen sich. Wieder und wieder. Um 1:30 Uhr gebe ich auf und stehe auf. Allerdings schleiche ich mich nicht aus dem Zimmer, sondern erst einmal zum Schlafzimmerschrank. Leise öffne ich die Schublade unter den Socken und taste zwischen all dem Spielzeug nach dem, was ich suche. Ich muss mich entspannen. Dringend und schnell. Da ist der Womanizer die beste Wahl. Auf dem Sofa im Wohnzimmer liegend scrolle ich mich durch mein Handy. Wenn ich mi

Vom Mauerloch

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" Ich schreib' auf deine Mauer: "Hier ist die Tür". Und ich renne fest dagegen, damit ich irgendetwas spür'. Und je mehr ich deine Nähe such', desto weiter rückst du fort. Und obwohl ich mich dafür verfluch', werf ich die Hoffnung nicht ganz über Bord. " (Alin Coen: Ich war hier) Ich bin davon überzeugt, dass jede Begegnung einen Zweck hat, dass man, wann immer man einem Menschen über den Weg läuft, etwas von ihm nimmt und ihm etwas von sich selbst mitgibt. Ich weiß noch nicht, was genau er mir gibt, aber ich glaube zu wissen, warum ich seinen Weg gekreuzt habe: Was immer mir das Leben serviert, ich versuche, etwas Gutes darin zu finden, selbst in den schwärzesten Momenten. Ich bin resilient. Falle auf meine Füße oder stehe, unter Aufbegehren all meiner Kraft, wieder auf. Selbst wenn es lange dauert alte Wunden zu heilen: Ich liebe mich durch das Leben hindurch, liebe die Menschen und einfach alles, was mir wild vor die Füße fällt. Seitdem ich ihn ke

Vom Geburtstagswunsch

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"Und ein Abschied von meinem ältesten und liebsten Freund, der in einer Mischung aus Alkohol und anderen Drogen so körperlich übergriffig geworden ist, dass ich ihn geschlagen habe, um ihn abzuwehren. Ich weiß seitdem nicht so recht, wofür ich mich mehr schäme: Dafür das ich, der wohl friedfertigste Mensch dieser Welt, tatsächlich handgreiflich geworden bin, oder dafür, dass er mein Vertrauen so missbraucht und versucht hat, mich sexuell zu erniedrigen. Klar ist mir momentan nur eines: Das war einmal unsere Freundschaft. Denn so ein Verhalten könnte ich nicht einmal dann verzeihen, wenn ich es wollte." (31.12.2018) Alles Gute zum Geburtstag, Harry. Und auch wenn ich dich niemals wiedersehen will: Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du es geschafft hast, clean zu werden. Dass du glücklich bist, irgendwo dort draußen. Aber wie glücklich kannst du wohl sein, nach dem was du getan hast? Vielleicht sollte ich dir, nach all dem, lieber Vergessen wünschen. Das zumindest würde ic

Vom Glücklichsein

" Das Leben ist schön, die Zukunft fängt an. Die Sonne scheint und ich weiß, warum sie lacht: Weil sie weiß, dass ich es genauso kann." (Sebastian Hackel: Warum sie lacht) In den letzten Tagen habe ich mich durch diese Webseite hindurchgelesen. Es ist gefühlt so lange her, dass ich ausführlich hier geschrieben habe, dass einige meiner Zeilen auf mich wirken als hätte sie eine fremde Person geschrieben. Mir ist erst beim Lesen klar geworden, über welch langen Zeitraum ich mich schlecht gefühlt habe. Und mir ist deutlich geworden, dass ich mich verändert habe. Auch wenn ich mich immer geweigert habe, erwachsen zu werden, bin ich letztendlich doch erwachsener geworden. Aber ich bin auch, vor allem in diesem Jahr, ein bisschen mehr zu dem Menschen geworden, der ich immer sein wollte. Der leise Zauber, der hier oftmals in meinen Zeilen mitschwang, hat den Weg in meine Lebenswirklichkeit gefunden: Ich bringe Menschen zum Lächeln, indem ich 82 Hasen in ihrer Wohnung verstecke, bek

Von der Ungewissheit

Tatsächlich zerbreche ich mir vorher den Kopf, nur um anschließend herauszufinden, dass sich alles, was zwischen uns passiert, ganz natürlich anfühlt und wie von selbst geschieht. Ich bin einfach nur zu ungeduldig. "Speichere dir mal meine Telefonnummer ab.", bitte ich dich, als ich dich eines Tages von meiner privaten Handynummer aus anrufe. Das ist etwa zwei Wochen bevor ich mich endgültig von dir verabschiede und dir den unscheinbaren weißen Umschlag überreiche. Du reagierst, gefangen in einem wütenden Monolog über Verwaltungskram, erstmal gar nicht auf meine Worte, sondern referierst in aller Seelenruhe zu Ende und ausschweifend um noch einige andere Ecken herum. Ich lausche deinen Ausführungen, genieße sie, wohlwissend, dass ich vermutlich gerade das letzte Mal in diesen Genuss komme. Als wir kurz davor sind unser Telefonat zu beenden und ich mir längst sicher bin, dass meine Aufforderung entweder vollkommen an dir vorbeigegangen ist oder du sie lieber ignorieren willst,

Vom Ende

Ich versuche die Kollegin, die neben uns steht und mich mustert, bestmöglich zu ignorieren. Stattdessen krame ich in der viel zu großen Tasche, die über meiner Schulter hängt, und fische nach dem unscheinbaren, weißen Briefumschlag, den ich Zuhause vorbereitet habe. "Warte noch.", bitte ich dich und verliere mich dabei fast in deinen himmelblauen Augen. "Was...?", fragst du verwundert und deine Augen weiten sich, als ich dir schließlich den Umschlag in die Hände drücke. In deinem Gesicht spiegelt sich ehrliche Überraschung. "Für später.", erkläre ich, "Oder für einen schlechten Tag irgendwann. Wie du willst." Unvermittelt trittst du auf mich zu, öffnest deine Arme und schließt sie um mich. Meine Fingerspitzen treffen dein Rückgrat, fahren behutsam deinen Rücken hinab, während du mich sanft an dich ziehst und wir für einen kurzen Moment Wange an Wange verharren. Die Umarmung ist perfekt. Sachte wie ein Flügelschlag. Und ebenso flüchtig. Dennoch pa

Vom Flächenbrand

Ist es ein Zufall oder spürst du langsam, dass der Abschied naht? Und kann es sein, dass dich das auch beschäftigt? Oder wie kommt es sonst zustande, dass du mir plötzlich auch dann noch auf E-Mails antwortest, wenn wir bereits alles geklärt haben? Versteh das nicht falsch, H., ich mag das total. Und ich wünsche mir für die kommende Woche sehr, dass du das beibehältst und wir das vertiefen können. Wenn das der Fall sein sollte, festigt das nämlich zweifellos meinen Entschluss, dich nicht gehen zu lassen, sondern in mein neues Leben mitzunehmen. Gib mir das Gefühl, dass auch du das willst. Dann werde ich keine Sekunde zögern, deutlich auf dich zuzugehen und dich festzuhalten. Samstagmorgen denke ich im Halbschlaf an dich und gleite sanft in einen Traum hinüber, der unschuldiger kaum sein könnte. Eine belanglose, betriebliche Feier sorgt dafür, dass unsere Wege sich kreuzen. Wir kleben aneinander wie Kaugummi und ich genieße die Nähe zu dir, die zufälligen kleinen Berührungen, die viel z

Vom nahenden Abschied

Lieber H., ich habe mittlerweile unzählige Briefe an dich in meinem Entwürfe-Ordner. Briefe, die ich mich nicht traue zu veröffentlichen, weil es fast schon peinlich ist, wie sehr ich dich mag. Nach jedem längeren Telefonat, jedem Treffen von uns, brauche ich Minimum drei Tage, um dich wieder zu vergessen. Meistens länger. Ich bin so verflucht neugierig auf dich, dass ich mich in unseren Mails und Telefonaten manchmal als regelrecht aufdringlich empfinde. Und trotzdem kann ich es nicht sein lassen, dir immer wieder zu signalisieren, dass ich dich großartig finde. Ich wüsste so gerne mehr von dir und wenn ich dich schon nicht als Mann an meiner Seite haben kann, weil das nunmal nicht geht, hätte ich dich wenigstens gerne als Freund in meinem Leben. Denn egal, in welcher Rolle du meinen Weg kreuzt: Ich empfinde dich zweifellos als riesige Bereicherung für mich und mein Leben. Und du machst süchtig. Besonders in diesen viel zu seltenen Momenten zwischen uns, in denen du leiser wirst und m

Von wilden Träumen

Ich habe - gefühlt - die komplette Nacht von Sex geträumt. Von wildem, ungehemmtem, hartem, rohen Sex. Von Fingern und einem Schwanz in mir, von Ohrfeigen, von Schlägen auf meinen Hintern, von einer zarten Zunge zwischen meinen Schamlippen. Von Demütigung und genommen werden, von loslassen und genießen und einfach triebgesteuertem Sein. Und das gemeinste war: Ich war so verdammt oft davor zu kommen! Nur um dann jedes einzelne Mal aufzuwachen und doch wieder in den gleichen Traum zurückzugleiten. Nun pulsiert mein ganzer Körper, sehnt sich nach Berührung und fühlt sich hingehalten. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich es genießen kann oder mich gequält fühle. Ich brauche jemanden, der mitspielt.

Von deinem Ebenbild

Gestern war ich mit Kollegen etwas essen, in einem kleinen Restaurant unter der Erde. Ein sehr düsteres, aber gemütliches Ambiente. Und da sah ich ihn: Einen Mann, der aussieht wie du. Dein absolutes Ebenbild. Ich war so irritiert davon, dass ich ihn unverblümt musterte und nicht in der Lage dazu war, wieder wegzusehen. Ich war kaum dazu fähig, mich an den Gesprächen um mich herum zu beteiligen. Stattdessen verlor ich mich erst in Gedanken, dann in seinem immer wiederkehrenden Blick und später in ausschweifenden Fantasien. Hast du dich jemals gefragt, wie unser Leben verlaufen wäre, wenn du mich damals vor elf Jahren nicht aus deinem Hotelzimmer geworfen hättest?  Ich frage mich das manchmal. Ich meine, es hätte ja auch noch diverse andere Möglichkeiten gegeben, mein Verhalten zu sanktionieren als mich wegzustoßen. Und damit meine ich nicht nur, aber durchaus auch sexuelle Reaktionen. Als ich später aufstehe, um das Restaurant zu verlassen, spüre ich die Augen deines Ebenbildes über me
Lieber H., diese Woche habe ich dir, hier im Blog, viel geschrieben und nichts davon veröffentlicht. Ich habe geschrieben, wie es sich angefühlt hat, dir zu sagen, dass ich gehen werde, wie ich unseren Termin empfunden habe, wie ich mir Sorgen um dich gemacht habe und vieles mehr. Eines ist all meinen Zeilen gemein: Sie triefen vor Zuneigung an dich. Und auch ein bisschen vor Sehnsucht. Und vor unrealistischen Träumen. Und obwohl mir die ganze Zeit über-bewusst war, wie verrückt es ist, mich diesen Träumen hinzugeben, gerade jetzt, habe ich es dennoch genossen. Mit dem Wissen, dass es schmerzen wird, mich irgendwann wieder von all dem zu lösen. Am Ende dieser Woche, in der ich viel Kontakt zu dir hatte, habe ich etwas erkannt, was längst fällig war: Dass das zwischen uns, wie auch immer es geartet ist, eben nichts besonderes ist. Du bist so: Du bist eben einfach ein netter Mensch. Zu allen Menschen gleich liebenswert. Und ich muss zugeben: Das zwiebelt und tut mir mehr weh, als ich geg