Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Wünschen

Ich glaube, ich muss ein ziemlich glücklicher Mensch sein. In letzter Zeit werde ich immer mal wieder gefragt, was ich mir wünsche. Aber mir fallen kaum Wünsche ein. Das liegt wohl nicht daran, dass ich zu wenig Träume habe. Denn im Träumen bin ich immerhin Meisterin. Aber woran liegt es dann, dass mein Kopf so absolut leer ist, sobald ich mir etwas wünschen soll?

Als ich ein kleines Mädchen war, hatte ich unzählige Wünsche. Von dem neuesten Tamagotchi über ein Haustier bis hin zu einem eigenen Fernseher im Kinderzimmer. Da meine Eltern finanziell nicht besonders gut situiert waren, war ich keines dieser über-verwöhnten Kinder. Den Satz "Man kann nicht alles haben." hörte ich immer mal wieder. Und arrangierte mich mit ihm.
Auch heute, wo ich nun (mehr oder weniger) erwachsen bin, lebe ich relativ bescheiden. In einer zu kleinen Wohnung, in die kein Esstisch passt und die aus ziemlich vielen Dachschrägen besteht. Der teuerste Gegenstand innerhalb der 2,5 Zimmer ist ein Fernseher, der lediglich läuft, wenn ich netflixe. Aber all das liegt nicht etwa daran, dass mir das Geld dazu fehlen würde, mir mehr zu leisten. Das tut es nicht. Ich spare einen Großteil meines Geldes. Zum einen weil ich weiß, wie es ist, sich in einer Lebenssituation zu befinden, in der man sich nicht einmal mehr eine Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr leisten kann, zum anderen, weil ich mir irgendwann meinen einzigen großen Traum von meiner eigenen Villa Kunterbunt erfüllen möchte.

Vielleicht bin ich nicht gut im Wünschen, weil ich das Gefühl habe, selbst nicht genug zu geben. Ich war immer mehr Gebende als Nehmende. Nehmen bin ich gar nicht gewöhnt. Insofern komme ich nicht einmal auf die Idee zu nehmen, wenn ich mich in einer Situation befinde, in der ich es tun könnte. Ich glaube, mich beunruhigt aber auch der Gedanke, dass ich zu viel nehmen und mich an das Nehmen gewöhnen könnte. Es liegt mir fern, jemanden, der geben will, auszunutzen, also nehme ich lieber gar nicht, um das Risiko, jemand könnte sich irgendwann in der Zukunft von mir ausgenutzt fühlen, komplett auszuhebeln. Eventuell spielt auch der Glaube, selbst zu nehmen nicht verdient zu haben, der sicher irgendwo in meinem Unterbewusstsein verankert ist, eine Rolle.
Viele der Wünsche, die ich in mir trage, sind nicht wirklich erfüllbar, weil sie dem Lauf des Lebens unterliegen. Zum Beispiel ist es mir eine Herzensangelegenheit, dass es Menschen, die mir etwas bedeuten, gut geht. Dass sie alle gesund sind. Glücklich.

Es ist viel zu spät geworden. Draußen regnet es und vor etwa 45 Minuten habe ich zum ersten Mal seit Tagen das Licht im Wohnzimmer eingeschaltet. Ich sollte schlafen gehen. Aber ich frage mich;
Was wünsche ich mir?
Für mich selbst?
Kann man wünschen lernen?
Und sind all diese Fragen, die ich mir hier stelle, nicht letztendlich Luxusfragen?

Kommentare

  1. Wenn es stimmt, dass Wünsche nichts anderes als in Geschenkpapier eingewickelte, in Worte gefasste Träume sind und wenn es stimmt, dass Du eine Meisterin der Träume bist - dann sind es KEINE Luxusfragen.

    "Träume zeigen Dir den Weg und geben Deiner Seele den Blick für die Wahrheit"
    habe ich mal irgendwo gelesen.
    Für die Wahrheit muss immer Platz sein.
    Und sie ist ganz bestimmt keine Luxusfrage.

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    1. Gute Argumentation, Rain!
      Obwohl ich noch darüber nachdenke, ob man Träume tatsächlich mit Wünschen gleichsetzen kann...

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  2. behalte dir bloss deine bescheidenheit...und wünsche dir deine gefühle herbei...mit herz...ohne verstand...das könnte gut gehen...

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    1. Mit Bescheidenheit lebt es sich auf jeden Fall leichter, denn man ist einfacher zufriedenzustellen.
      Danke!

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