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Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Tagebuchsachen

Heute ist nicht gut. Hab mich gegen Abend im Bett verkrochen und mich ausgeweint. Alles zu viel gerade. Zu viel eingesperrt sein im Haus, zu viel Arbeitsstress, zu viel Unausgeglichenheit, zu viel Dunkelheit, zu viel Corona, zu viel Hass, zu viel Radikalisierung, zu viel Schwurbelei. Zu wenig Ruhe, zu wenig Alleinsein, zu wenig Schlaf, zu wenig Sanftmut, zu wenig Gelassenheit, viel zu wenig Liebe. Die Welt tut weh im Moment. Und meine Nerven liegen blank.  Macht nichts.  Morgen wird besser. Irgendwann muss es ja besser werden. 

Vom genervt sein

Himmelherrgott. Ich bin so genervt! Mein Bauch grummelt, mein Herz rast und ich schwöre, dass mir Rauch aus den Ohren kommt! Damit ich nicht vergesse, warum ich meinen derzeitigen Arbeitgeber nicht mehr mag, möchte ich kurz festhalten: Am Donnerstag ist der Schnelltest der Kollegin positiv. Ein zweiter Schnelltest ist es auch. Die Geschäftsführung zieht sich daraufhin ins Homeoffice zurück, verbietet aber allen anderen dieses. Es wird auf Anwesenheit im Büro bestanden, damit wir uns alle im Büro am Freitag gegenseitig noch ein bisschen anstecken können. Am Samstag entpuppt sich der PCR Test als positiv. Am Samstag ist auch die Dame, die ich die letzten 5 Tage eingearbeitet habe, und zwar nebeneinander vor dem gleichen Rechner sitzend, positiv per Schnelltest. Der Mann ist einer von der guten Sorte. Wirklich. Ein durch und durch großherziger Mensch. Aber er ist ein Hypochonder und er macht mich wahnsinnig. Und sich selbst auch. Und in all dem Wahnsinn kommt es dazu, dass er mir am Sonnt

Von lose festgehaltenen Gedanken

 So richtig komme ich nicht zum schreiben. Aber ein paar Gefühle möchte ich wahllos und ungeordnet für mich festhalten: 1. An meinem Geburtstag habe ich mich einsam gefühlt und ich erahne, dass dieses Gefühl von Jahr zu Jahr stärker werden wird. Manchmal denke ich, dass ich mich gerne selbst finden würde. Also: Ich würde gerne jemanden finden, der im gleichen Maße zu geben bereit ist, wie ich es bin. Der sich für mich von Herzen interessiert. Nicht so nebenbei, sondern zutiefst. Der hier ist. Und der auch bereit ist zu zeigen, dass er da ist.  2. Ich habe gekündigt. Und am Tag nach meiner Kündigung bin ich zum ersten Mal wieder gern zur Arbeit gefahren. Weil ich wusste, dass es jetzt endgültig vorbei ist. Wie gut diese Entscheidung tatsächlich war, war mir, glaube ich, gar nicht bewusst. Aber vor Erleichterung sind jede Menge Tränen gelaufen. Und ich wurde direkt krank. Ich war vier Wochen völlig außer Gefecht gesetzt. Das war die dritte Krankschreibung meines Lebens und so lange war i

Vom Funken

Gestern ist etwas seltsames geschehen. Ich bin einer spontanen Eingebung gefolgt und habe mich in einem sozialen Netzwerk angemeldet. Es hat ungefähr eine Minute gedauert, bis mich die erste Person aus meiner Vergangenheit angeschrieben hat. Ich habe ihr meine Telefonnummer gegeben. Und seitdem explodiert mein Handy vor Nachrichten. "Wo zur Hölle warst du? Du bist einfach untergetaucht. Wir haben dich überall gesucht! Bist du das wirklich?!" Und ja, es stimmt. Ich habe vor zehn Jahren eine Menge Brücken abgebrochen. Ganz bewusst. Weil ich in einer Rolle feststeckte, die ich nicht verlassen konnte. Alle sahen in mir das Gleiche, die Zuhörerin, die Ratgeberin, aber keiner sah mich, den Menschen mit eigenen Gedanken und Gefühlen. Und als ich verstand, dass sich das nicht ändern wird, habe ich mich neu erfunden. Alleine. Was zugegebenermaßen nicht ganz fair gewesen sein mag. Aber ohne Zweifel notwendig für mich selbst. "Ich bin so froh, dass es dich noch gibt!" Seine Wo

Vom Jobangebot: Gedankensammlung

Irgendwann war ich so genervt von meinem Job, dass ich angefangen habe, mich mal umzuhören. Ich habe exakt eine Bewerbung geschrieben. Sie ging in den öffentlichen Dienst. Da die eh alle zu Bewerbungsgesprächen einladen, die sich irgendwie ins Profil pressen lassen, kam die Einladung zum Vorstellungsgespräch nicht besonders überraschend. Die Einstellungszusage dann aber doch, denn ich möchte mal behaupten, dass ich im Bewerbungsgespräch deutlich besser hätte sein können, hätte ich in der Nacht davor nicht nur zwei Stunden geschlummert. Ich war zwar entspannt, hatte aber häufig das Gefühl, während des Redens die Frage vergessen zu haben und immer leicht am Wesentlichen vorbei zu antworten. Schlafmangel macht's möglich. Aber gereicht hat es anscheinend trotzdem.  Tja. Und nun weiß ich auch nicht so recht. Die Stelle ist recht gut vergütet. Für 10 Wochenstunden weniger 100 Euro mehr als ich in Vollzeit bei meinem aktuellen Arbeitgeber bekomme. Gleitzeit. Arbeitszeitkonto. 50% Homeoffi

Vom Herzüberschlagmoment

Es ist so wunderbar stürmisch heute. Hinter dem Paradies befindet sich eine riesige Wiese. Dort habe ich heute mit roten Wangen einen Drachen steigen lassen. Einen ganz einfachen Drachen mit nur einer Schnur, aufgemalten Augen und jeder Menge bunte Bänder. Hinter mir ging die Sonne unter, strahlte mit letzter Kraft die dunklen Wolkenberge an, vor denen mein Drache voller Freude tanzte, und dieser Moment war schlicht perfekt. Ein Herzüberschlagmoment.  Nun sind alle Gedanken aus mir verschwunden. In meinem Kopf ist es absolut still. Dafür spüre ich noch immer den Wind auf meiner Haut, die kühle Herbstluft auf meinen Wangen und das leise Staunen darüber, wie glücklich es machen kann, Zuhause zu sein. Ich runde den Abend mit heißer Schokolade ab. Und spüre der Sehnsucht nach, die leise in mir anklingt. Ich habe sie lange nicht mehr wahrgenommen. 

Vom Verrat

Manchmal träume ich noch von ihm. Dann träume ich, dass er mich nach hinten drängt, bis ich an den Tisch stoße und ihm nicht mehr ausweichen kann. Mit dem Knie zwingt er mich, die Beine zu öffnen, beseitigt unnötigen Stoff mit den Händen und spürt dem Widerstand nach, den ich mit aller Kraft aufbringe. Ich will nicht. Ich will nicht. Ich will nicht wollen, ruft der Kopf. Während Körper und Herz ihn verraten.  Erst als er sich sicher ist, dass ich ihn aufgebe, meinen lästigen Stolz, als mein Körper sich unter ihm weich hingibt, dreht er mich schließlich mit einem Ruck und zwingt mich über seine Knie. Seine Hände hinterlassen feuerrote Abdrücke auf meiner Haut.  Und wenn ich aufwache, fühle ich mich dumm. Weil diese Träume zu nichts führen. Nicht das Schicksal ist ein mieser Verräter. Das Herz ist es. Zusammen mit dem Höschen stopfte ich es in die Waschmaschine. Beide sollen bleiben wo der Pfeffer wächst. 

Vom nach Hause kommen

Morgen ist es soweit. Morgen wird alles anders. Neu. Verrückt. Am Anfang schien es so, als würde der Tag des Umzuges niemals kommen, und nun ist er plötzlich da, und ich spüre, wieviele Erinnerungen hier, in der alten Wohnung, doch zwischen den Wänden hängen, obwohl sie immer nur ein Provisorium war. Ich gehe weinend und lachend. Weinend, weil ich das Gefühl habe, eine Menge Erinnerungen im Gehen loszulassen. Ich habe Angst, zu vergessen. Lachend, weil ich endlich Entscheidungen getroffen habe. Entscheidungen für mich. Und mehr als bereit bin, neue Erinnerungen zu schaffen. Morgen steht der Umzug ins Paradies an. In mein Paradies. Alles im mir fiebert darauf hin. Ich komme nach Hause. 

Vom Erbeersommermoment

 Im leichten Sommerkleid in der Küche umherwirbeln, Musik hören und Erdbeeren naschen. Das Glück im Magen wie ein Glucksen zu spüren. Das sind Erdbeersommermomente. Momente zum Festhalten.

Vom Durchringen

Ich bin kein guter Arztgänger. War ich noch nie. Meistens gehe ich erst dann, wenn es mir richtig schlecht geht und sich gar nicht mehr vermeiden lässt. Also gar nicht. Doch ich glaube, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich nicht mehr ignorieren kann, dass etwas nicht stimmt. Mein Herzschlag ist aus dem Rhythmus. Und langsam macht mir das Angst. Dass mein Herz manchmal rennt und ich auch nachts keinen Ruhepuls habe, kenne ich. Deshalb war ich mal in Behandlung. Aber extra Schläge, die mich innehalten lassen und vollkommen aus dem Takt bringen, bin ich nicht gewohnt. Zumindest nicht in dieser Häufigkeit. Bei weitem nicht. Eine Zeitlang dachte ich an eine Impfnebenwirkung. Ich habe gehofft, dass es vorbei geht. Aber stattdessen wurde es schlechter. Montag also. Arzt. Ich. Wirklich. 

Von Ausgleichsgefühlen

Ich bin nicht besonders gut in Selbstfürsorge. Auch wenn ich mir gerne das Gegenteil einrede. Tatsächlich ist es aber so, dass ich oft zu lange an Beziehungen festhalte, die mir nicht gut tun, mit Fieber auf Arbeit gehe, wenn der Schnelltest negativ ausfällt, damit die Kollegin nicht alleine die Stellung halten muss, und oftmals eigene Interessen und Wünsche zurückstelle, um die Harmonie aufrechtzuerhalten. Wie gut es mir geht, erkennt man an meinen Fingernägeln und an meiner Unterlippe, auf die ich gerne beiße, wenn ich gestresst oder emotional überfordert bin. Außerdem drücke ich in aufwühlenden Situationen mit aller Kraft meine Fingernägel in meinen rechten Daumen. Das weiß aber wirklich niemand. Und das ist mir auch wichtig, weil es mich viel zu verletzlich machen würde, wenn es anders wäre. Dann müsste ich alle Masken ablegen und könnte mich gar nicht mehr verstecken. Und das ist ein wirklich beunruhigender Gedanke. Es ist wichtig für mich, mich intensiv zu fühlen. Körpergrenzen z

Vom Grau im Herzen

"Denn all die Stürme, die mich trafen, Sie ließen meine Segel leer. Die Andern sind das bunte Meer, Du aber bist der Hafen." (Mascha Kaléko: Für Einen)  Vor mir liegt eine Landschaft in hunderten von Grautönen: Graue Steine, an denen sich das graue Meerwasser bricht. Am Horizont verschmilzt das Meer nahtlos mit dem tiefgrauen Himmel. Graue Wolken, graue Möwen, graue Segelboote. Graue Menschen. Beliebig. Austauschbar.  In meinem Herzen ist es zurzeit auch ein bisschen grau. Eine unbestimmte, schwere Traurigkeit hat von mir Besitz ergriffen, klammert sich an mich, in dem Versuch, mich in die Tiefe zu ziehen. Ich bin still. Still und müde und träume von besseren Tagen. Die bunter und unbeschwerter sind. Ich will barfuß durch das grüne Gras tanzen, mich vom Frühling in der Nase kitzeln lassen und spüren, dass ich gemocht werde. Heute wäre eine Umarmung schön. Denn ich fühle mich alleine. Und ich frage mich, ob es da draußen irgendjemanden gibt, der ähnlich fühlt.

Von irrelevanten Details

1. Ich bin ein großer Fan von Mascha Kaléko. Ich mag die Schlichtheit ihrer Gedichte. Zum Beispiel: "Gib dem Himmel / Dein Glück in die Hände. / Alles geht weiter. / Sei heiter! / Sei heiter!"  2. Manchmal erregt es mich, Zucchini abzuwaschen. Das zaubert mir einfach ein Kopfkino. Und Lust in den Schoß. 3. Jemand aus meiner Familie hat einen Hirntumor. Schon die zweite Person. Ich frage mich, ob in mir auch etwas wächst.  4. Mal wieder sage ich meinem Gewicht den Kampf an. Aber dieses Mal bin ich entspannter mit meinem Körper. Ich glaube, es ist wichtig, irgendwann zu akzeptieren wie man ist. Und ehrlich: Wenn mich jemand zu dick findet, hat er das umsonst. 5. Ich hatte seit anderthalb Jahren keine hohen Schuhe mehr an. Keine Lust. Ungemütlich. Und ich mag mich im Moment nicht hineinquälen. Vielleicht irgendwann wieder. 6. Mein Leben ist sehr bescheiden, zurück genommener geworden. Ich habe weniger und fühle mich, lustigerweise, um ein vielfaches reicher. Außerdem ist es so i

Vom altern

Im Moment fühle ich mich nicht wohl mit dem altern. Das allererste Mal in meinem Leben. Ich fühle mich zu dick und bin, in den letzten zwei Jahren, um gefühlt mindestens elf Jahre gealtert. Ich dachte immer, ich würde entspannt altern, würde meine Falten als Zeichen eines bewegten Lebens akzeptieren. Mich vielleicht sogar an einigen von ihnen, nämlich an den Lachfältchen, erfreuen. Aber, ich sag es, wie es ist: Ich finde es gerade wirklich blöd, alt zu werden. Hoffentlich wird das noch besser. 

Vom Zuhause

Ich habe so lange nicht geschrieben, mir stattdessen erst mit twittern und dann mit zeichnen die Zeit vertrieben, dass ich mich regelrecht eingerostet fühle. Die Sätze bilden sich nur langsam und die richtigen Worte lassen auf sich warten. Ich bin mir noch nicht sicher, ob mein Herz noch so an der Schreiberei hängt wie noch vor einigen Jahren. Vielleicht habe ich einen anderen Weg gefunden, mich auszudrücken. Bilder zu zeichnen ist für mich intuitiver. Ich muss mich nicht konzentrieren, kann mich von Gefühlen leiten lassen. Und das brauche ich, um bei mir zu bleiben. Das Zeichnen leert mir den Kopf. Ich kann dabei Gedanken ordnen. Und ich spüre mich. Entschleunige.  Auch im Haus entschleunige ich. Ich spüre bis in die letzte Faser meines Körpers hinein, dass es mein Haus ist. Alles fühlt sich warm an. Nach Zuhause. Und nach ankommen.  Heute habe ich mich vor dem Haus ein wenig in die Sonne gesetzt und die Wärme genossen. Vor allem aber habe ich die lustigen Kringel, die das grelle Sonn

Von Entscheidungen

Eine Zeitlang war ich traurig. Ich habe mein Herz an die falschen Dinge - oder den falschen Mann - gehangen. Manchmal denke ich, wie ich gestehen muss, noch sehr wehmütig zurück. Aber ich kann es mittlerweile lächelnd tun. Auch wenn es ab und an noch zwickt.  Und nun? Nun haben sich die Dinge geändert. Ich habe mich für mich selbst entschieden, habe mich festgelegt und Entscheidungen, gleich mehrere, getroffen, die mich für den Rest meines Lebens begleiten werden. Das ist irgendwie verrückt, weil es so erwachsen ist Aber vor allem fühlt es sich gut an.  Mein Haus hat keine blauen Fensterläden mehr. Sie hätten nicht mehr gepasst, sondern nur von geplatzten Träumen erzählt. Stattdessen besteht es aus wunderbaren roten Backsteinen und jeder Menge Fenster. Durch den Garten toben Hasen und wilde Fasane. Ich glaube, ich habe mein Paradies gefunden. Zumindest aber einen Ort, der sich nach Glück und Ruhe anfühlt. Einen Ort, der mein Ort ist. Der Ort, den ich verdient habe. Zuhause. (Ich weiß n

Von Ostern. Und von Veränderungen.

Ich habe gerne einen Plan. Und richte mich nach diesem. Allerdings habe ich in den letzten Jahren, aufgrund einer sehr tiefgreifenden Veränderung in meinem Leben, gelernt, dass Pläne Schall und Rauch sind. Und das es wichtig ist, die Tage zu nehmen und zu genießen, wie sie kommen.  Auch mein Osterplan platzte. Der Plan von einem gemütlichen Frühstück mit einem Glas Sekt, gefärbten Eiern und ein paar freundlich angerichteten Leckereien. Stattdessen gab es ein spontanes Frühstück, nicht besonders liebevoll angerichtet, erst nach dem Frühstück haben wir Ostereier gefärbt und die tiefgreifendste (aber zweifellos beste) Veränderung meines Lebens hatte schlechte Laune. Es gab viele Aufstände, viele Tränen und zu guter Letzt knickt auch ich ein und ließ schließlich am Ende des Tages, im Dunkeln, alle Dämme einmal brechen. Ich vermisse meine Familie schon zu lange, finde Corona blöd und habe mich einfach, bis in die letzte Faser meines Körpers hinein, erschöpft gefühlt. Ostern war für die Tonn

Vom Unrecht

Ich unterhalte mich mit einem kleinen, mopsigen Jungen. Wir kennen uns nicht. Einfach so hat er mich angesprochen und mir, ganz stolz, sein neues Fahrrad gezeigt. Zwar haben seine Eltern nie Zeit für ihn, aber seit er das Fahrrad hat, kann er zumindest herumfahren. Und wenn seine Feinde ihm auflauern, kann er mit seinem Fahrrad flüchten. Falls er aber doch mal nicht entkommen kann, trägt er ein Seil mit sich. Das zeigt er mir. Es ist blau, mit einem Knoten, der sich selbst zuzieht. "Aber du weißt", frage ich vorsichtig, "dass das sehr gefährlich ist, oder?“ “Ja.", sagt er und nickt ernsthaft. "Ich will ja auch gefährlich sein." Ich muss schlucken. "Manchmal binde ich mich mit dem Seil aber auch am Bett fest. Vor allem Nachts, wenn die Stimmen mit mir reden." "Welche Stimmen denn? Die von deinen Eltern? Oder deinen Geschwistern?“ "Nein. Ich weiß nicht, was das für Stimmen sind. Die kommen aus der Wand." "Hast du Angst vor ihnen