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Es werden Posts vom Januar, 2024 angezeigt.

Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Schmerzgedächtnis

Ich lasse die Statusmeldungen bei W.hatsA.pp durchlaufen und stolpere darüber, dass T. Bilder veröffentlicht hat. Das trifft mich, nach Jahren der Stille, unerwartet. Zugleich ist der Zeitpunkt fast schon lächerlich passend, weil ich in letzter Zeit oft an ihn denke. Denn ich lerne an H. wie tief die Verletzungen sind, die T. mir zugefügt hat. Seit T. ist H. der erste Mensch, dem ich es gestatte, so tief in mich hineinzusehen. Das ist irgendwie leicht, weil er so liebevoll und gut zu mir ist und andererseits ist es schwerer denn je, weil ich jederzeit erwarte, an den Punkt zu stoßen, an dem er mich zurückweist. Ich erwarte verbale Verletzungen und Ablehnung meiner Person in vorauseilendem Gehorsam. Der Glaube daran, das etwas wirklich gut sein kann ist mir abhanden gekommen. Ich genieße die Zeit, die wir miteinander verbringen. Aber ich warte auf das Ende. Jeden Tag. Ich vermute, die Bilder aus T. Status' sind aus seinem Bus heraus aufgenommen. Vielleicht auch nicht, aber sie fühle

Von Weihnachten

Weil Corona, bei Teilen dieses Haushaltes, erst am abklingen ist, fällt Weihnachten für all die Menschen, die es hier verbringen wollten, aus. Trotzdem beschließen wir, in den nahe gelegenen Nutztierpark zum Gottesdienst im Freien zu fahren, um wenigstens ein bisschen Weihnachtszauber zu erhaschen. Und der lässt tatsächlich nicht lange auf sich warten: Zwischen freilaufenden Eseln, Ziegen, Hühnern und Gänsen stehen wir - natürlich mit ausreichend Abstand - mit ungefähr hundert anderen Menschen vor einer spartanisch gezimmerten Bühne, trinken süßen Tee und lauschen dem Pfarrer. Der Pfarrer ist ein unscheinbarer Mann, nickelbebrillt und jung, ziemlich austauschbar, aber wunderbar leidenschaftlich. Es ist unmöglich nicht zu spüren, wieviel Herz in seinen Worten liegt. Seine Predigt - nein, sein kompletter Gottesdienst - ist modern, Teile davon haben, auch aufgrund des Rhythmus' in dem sie vorgetragen werden, regelrechten Poetry Slam-Charakter. Das mag ich sehr. Am besten aber gefällt