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Es werden Posts vom 2015 angezeigt.

Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von der Auszeit

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'Ja, aber glauben sie denn wirklich, Herr Professor', fragte Peter, 'andere Welten sind überall zu finden und einfach nur so um die Ecke herum?'. 'Nichts ist wahrscheinlicher', antwortete der Professor. Er nahm seine Brille von der Nase und putzte sie sorgfältig. Dabei murmelte er: 'Ich frage mich wirklich, was sie ihnen eigentlich auf den Schulen beibringen.' (C. S. Lewis: Die Chroniken von Narnia) Komm, wir nehmen uns eine Auszeit. Ich stopfe so viel Daunendecken und Federkissen in meinen Seesack, dass wir ihn kaum noch tragen können. Wir lachen darüber, dass er trotzdem federleicht ist und schnipsen ihn einfach, mit Daumen und Zeigefinger, ein paar hundert Meter in die Luft. Wie ein grüner Luftballon sieht er von hier unten aus. Denkst du an das rote Koffergrammophon? Dann sorge ich für eine Thermoskanne Kakao und ganz viel Schokolade. Damit wir es gut haben, wenn wir uns ganz weit weg denken. Wir denken uns dorthin, wo wir das warme

Vom Gleichmut

Gleichmut. Allen Dingen, Situationen und Menschen mit der gleichen Art von Mut zu begegnen. Ihnen nicht in Distanz gegenüberstehen, sondern in Nähe und liebevoller Gelassenheit. Dabei anzunehmen, was ist, loszulassen, was gehen will oder nicht gut tut und, natürlich, zu lieben. Immer aus dem Blickwinkel heraus, dass die ganze Welt in Bewegung ist. Innerhalb dieses Flusses in sich selbst verhaftet zu sein, aber trotzdem ein kleinstes Teil von allem zu sein. Dadurch zu Gleichmut, aber auch Stabilität und Sicherheit, zu finden. Das hört sich gut an. Mehr Gleichmut für mich.

Von der Zorroline in mir

"Wherever you fall If you need a hand to hold I'll come running, because You and I won't part till we die You should know We see eye to eye, heart to heart" (James Blunt: Heart to Heart) Schweigen.  "Ich mag den Menschen, zu dem du mich machst.", sagt er nachdenklich, "Ich wollte immer, dass mich jemand so sieht.". Ich kichere unbemerkt in mich hinein. Mit einer einzigen, lässigen Handbewegung rücke ich mir den imaginären, schwarzen Hut zurecht, drehe mich einmal schwungvoll um meine eigene Achse und fühle mich ein bisschen wie Zorro. Leise lachend spüre ich dem Kribbeln in mir nach. Wenn man die Fingerspitzen auf das legt, was gut ist und tief berührt, schrumpft der Rest zu Glück. Dann wird es ganz einfach, zu zaubern. ...

Von der Erdbeerprinzessin

“ Wie es ist, wenn nichts anderes auf der Welt einem so wichtig erscheint, wie die richtigen Worte zu finden, um ein Gefühl zu malen, ein Bild zu schreiben, einen Ausdruck so laut oder leise zu formulieren, dass er dort gehört wird, wo er bleiben möchte. Wie es ist, von Hoffnung zu erzählen, ohne dabei nach verflossenen Liebschaften zu klingen, einen Sonnenuntergang nicht mit den Farben Orange und Rot zu beschreiben, eine Träne nicht einfach nur salzig sein zu lassen und einen Augenblick, der nie wieder kommen wird, so zu umfassen, dass man ihn für immer sehen kann, auch wenn er gar nicht stattgefunden hat. ”  (Lilly Lindner: Splitterfasernackt) *.* Lieber Wanderer, ein Muschelmädchen gibt es hier nicht. Hier gibt es nur eine Erdbeerprinzessin und die genießt den zauberhaften Sommerschnee. Der sieht nämlich nicht nur schön aus, sondern streichelt auch die Haut, so wunderbar leicht und weich, fast so schön, wie Wind, Sonne, Regenbogen und Federspitze. Der Himm

Vom Flirten mit Frauen

"Und hier ein großes Eis für die Frau mit den riesigen Augen.", sagt sie, stellt den Eisbecher vor mich und lächelt mich an. "So riesig sind meine Augen gar nicht.", sage ich und werde ein bisschen rot. Flirtet sie mit mir...? "Auf jeden Fall sind sie wunderschön!", gibt sie zurück. Als sie meinen Gesichtsausdruck sieht, fängt sie an zu lachen. "Und sie können sogar noch größer werden!", stellt sie amüsiert fest. Verlegen schaue ich sie an und lasse mich von ihrem Gelächter anstecken. Ab und an weiche ich ihrem Blick aus, um mich am Ende doch wieder in ihm zu verfangen. Sie flirtet mit mir. Es ist ganz eindeutig. Eine kleine Gänsehaut kitzelt sich langsam über meinen Rücken und die feinen Härchen an meinen Armen richten sich auf. Plötzlich bin ich mir der leichten, kurzen Kleidung, die ich trage, sehr bewusst. Nicht weil ich mich nackt vor ihr fühle, sondern weil ich die Lust spüre, die sich völlig unkontrolliert in mir in mir an die Oberfläche t

Von der Verführung

Ich will ihn verführen. Und das werde ich.  Das kleine, schwarze Kleid wird sich eng und weich an meinen Körper schmiegen. Es wird erahnen lassen, dass ich darunter lediglich halterlose Strümpfe trage. Ich werde mich auf seinen Schoß setzen und mich an ihm reiben. Erst unauffällig, kaum wahrnehmbar, und später mit deutlichem Nachdruck. Mit der Zunge werde ich behutsam über seine Lippen fahren, ihn zu mir ziehen und ihn schließlich meine Fingernägel fest in seinem Nacken spüren lassen. Ich will seine Gier genießen, sie an- und ausreizen, ganz Frau sein und ihn das fühlen lassen. Wenn er kurz davor ist, die Beherrschung zu verlieren, werde ich ihm direkt in die Augen schauen. Ich werde seinen Blick erwidern und ihn bitten, mich zu ficken. Vollkommen kontrolllos. ...

Von der Nacht im Bus

"'Cause you can't jump the track, we're like cars on a cable And life's like an hourglass, glued to the table No one can find the rewind button, girl. So cradle your head in your hands And breathe... just breathe, Breathe, just breathe..."  (Anna Nalick - Just Breath) Heute vor einem Jahr lagen wir in dem Bett des kleinen, blauen Busses. Eingekuschelt in unsere Schlafsäcke, die Hände nicht von einander lassen könnend. Sein Daumen auf meinem Handrücken, streichelt sanft meine Haut. Die lange Nacht, die hinter uns liegt, weicht allmählich dem Tag. Während die Stunden verstreichen, halte ich ihn fest. Wir reden kaum. Alles, was wir teilen, sind Berührungen und Blicke. Ich verliere mich in ihm. Und das, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich nicht hier sein dürfte. Als er mich das erste Mal küsst, rollt mir eine Träne über die Wange und verebbt auf seinen Lippen. Später am Tag, es ist schon fast Mittag, tischt er ein kleines Frühstück auf. Er trinkt kei

Von einer E-Mail

Ausschnitt: Ah, ich wollte dir noch etwas erzählen: Wir beschäftigen einen Russen. Olek, so ist sein Name. Oleks Familie lebt in Russland. Alles Geld, was er bei uns verdient, schickt er seiner Familie. Er ist etwa... 40 Jahre alt und vermisst seine Frau, seine Eltern und seine Kinder sehr. Das merkt man unter anderem daran, dass er immer ganz viel Körperkontakt sucht. Anfangs war mir das unheimlich und ich bin immer zurückgeschreckt. Dann habe ich mit meinem Chef darüber gesprochen und er hat mir erklärt, was Olek fühlt (Ich kannte ihn ja nicht und wusste sein Verhalten nicht einzuordnen.). Irgendwann habe ich bemerkt, dass er ganz liebe Augen hat. Umso öfter ich ihn sah, desto mehr verflüchtigten sich meine Ängste. Oleks Eltern sind vor ein paar Tagen ums Leben gekommen. In Russland. Er war heute bei uns. Hat erzählt davon. Es war nicht etwa so, dass er Trost gesucht hat. Stattdessen hat er einen Arm um meine Taille gelegt, mich, ganz behutsam, mit seinen Riesenprank

Vom Handlesen

Meine Chefin liest aus meiner Hand: Ich bekomme zwei Kinder (in fünf, sechs Jahren) Ich habe eine große Liebe erlebt (So groß, dass sie innegehalten hat und mich angestarrt hat. Sehr... überrascht.) Ich liebe (Ich werde nicht alt. Glaube ich. Sie hat das nicht gesagt. Nur schnell das Thema gewechselt. Sie würde nie jemandem etwas Schlechtes sagen.) Eigentlich glaube ich nicht an solche Dinge. Andererseits kenne ich niemanden, der ein vergleichbares Bauchgefühl/Intuition hat. Das ist manchmal... wirklich unheimlich. Oder nur Chef-Gen.