Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Kaffee und vom Leben

Irgendwann als Jugendliche las ich mal ein Buch - ich glaube, es war "Gangs of New York" von Herbert Asbury - in dem jemand sagte, er würde seinen Kaffee nur schwarz trinken, damit er nichts vermissen müsse, gäbe es mal keinen Zucker oder keine Milch. Ich fand das damals ziemlich nachvollziehbar und auch ein bisschen cool. Deshalb habe ich die Geschichte, auch hier im Blog, gerne erzählt und meinen Kaffee ebenfalls lange schwarz getrunken.

Heute, viele Jahre später, fällt mir dieser Spruch wieder ein. Und zum ersten Mal fällt mir auf, wie blödsinnig er ist. Mittlerweile trinke ich meinen Kaffee mit Milch. Täglich und immer. So liebe ich ihn. Und genauso wie ich meinen Kaffee trinke, lebe ich nun auch mein Leben: 

Es ist nicht gut, prophylaktisch auf Dinge zu verzichten, weil man sie irgendwann mal missen könnte, wenn sie nicht mehr sind. Ich genieße die Dinge heute und koste sie, möglichst bewusst, aus, weil ich nicht weiß, ob es ein Morgen gibt. Wenn es aber kein Morgen gibt und wenn mir die Dinge, die von Bedeutung sind, verloren gehen, dann schätze ich mich morgen glücklich, dass sie mich wenigstens eine Zeitlang begleitet haben. Ich will nicht trauern, um das, was mir verloren gegangen ist, sondern mich daran erinnern, wie schön es war. Selbst dann, wenn es zu kurz war.

Ich bin einfach kein Gangster. Kaffee schmeckt mir mit Milch so viel besser.

Kommentare

  1. Mit schmeckt das Leben auch besser mit Milch und Zucker und es freut mich, dass ich deshalb kein Gangster bin :-D.

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    1. Du bist so sehr Gangster, das Milch und Zucker gar nicht ins Gewicht fallen. :-)

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  2. Ich glaube, ich bin auch kein Gangster. Und ich trinke meinen Kaffee mal mit und mal ohne Milch. Aber ohne Zucker. :-)

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  3. Für mich gehören dieser Post und der vorherige eng zusammen. Ich hatte schon die ganze Zeit überlegt, wie ich meine Gedanken zu dem anderen Post (von der Buckelei) aufschreiben könnte. Und jetzt hast Du es selber bereits gemacht. In meinem Verständnis geht es darum glücklich zu leben. Nicht nur für Dich selbst sondern auch für Andere. Wie ist es für die Menschen um Dich herum, wenn Du nicht glücklich bist? Nicht die beste Version Deiner selbst?
    Die Zeit, in der wir nicht glücklich, nicht zufrieden mit uns selbst sind, können wir nicht wiederholen. Die ist verloren.
    Damit machen wir auch andere nicht glücklich - unglücklich.

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    1. Miss…wenn das nur ALLE so sehen würden….es gibt genügend Menschen, die es Einem reichlich zum Vorwurf machen würden, wenn nicht SIE ALLEIN für deren vollumfängliche Verglücklichung verantwortlich und zuständig wären.
      Und was SIE nicht liefern, das hat der Partner auch nicht zu brauchen!
      Schließlich muss ja JEDER für eine Beziehung Kompromisse eingehen!

      Und glauben Sie mir:
      Eine Menge dieser Menschen haben an „der besten Version von uns“ keinerlei Interesse, wenn der Preis dafür ist, Zugeständnisse zu machen, die ihre Wertesystemgrenzen überschreiten.

      Mir tut der post fast körperlich weh, denn ich weiß, wie es sich anfühlt - und hoffe, dass es anders endet als das, was mir zu dieser Erfahrung verholfen hatte.

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    2. Liebe Miss,
      ich danke dir sehr für diesen Kommentar. Er formuliert auf den Punkt, was ich denke. Und einem anderen Menschen als mir hätte ich ihn genau so geschrieben.
      Danke!

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    3. Ach Rain.
      Du bist einer von drei Menschen, die wissen, wie diese Geschichte endet, ohne das ich weiterschreiben muss.
      ...
      Schön ist es trotzdem.
      Und ich bin sehr dankbar für das, was ich da erleben darf.

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