Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren:

Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein. 
Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin, die zehn Kilometer von mir entfernt wohnt, aber die ich seit zweieinhalb Jahren nicht mehr gesehen habe, obwohl wir fast täglich über WhatsApp in Kontakt sind. Da ist der Freund, dem meine Freundschaft nicht genug war und der übergriffig geworden ist, weil ihm nicht gereicht hat, was ich ihm freiwillig geben wollte. Da ist, meine Eltern ausgenommen, meine Familie, die mich nicht kennt und zu der kaum noch Kontakt besteht, weil sie sich einfach nicht für mich interessieren. Sie leben in ihrer eigenen Welt und auch wenn ich den Kontakt suche, habe ich das Gefühl, nicht an sie heranzukommen. Sie interessieren sich nicht, ich bin in ihrem Leben nicht existent und sie vermissen die Familie, die wir mal waren, im Gegensatz zu mir, auch nicht. 

Das sind nur einige Beispiele. Da sind, wenn ich mich umsehe, so viele Menschen, die von mir nehmen, aber mich als Menschen, mit Bedürfnissen und einer eigenen Gedankenwelt, gar nicht wahrnehmen. Dabei will ich gar nicht viel. Ich glaube nicht, dass ich überzogene Ansprüche habe:
Ich will mehr persönlichen Kontakt, weniger WhatsApp und ich möchte manchmal gefragt werden, wie es mir geht und was in mir vorgeht. Ab und zu eine Umarmung wäre schön. Das würde mir schon reichen. Dafür bin ich bereit, viel zu geben. Eigentlich ist es sogar so, dass ich momentan für weitaus weniger sehr viel gebe.

Ich frage mich oft, wirklich oft, warum mich denn nur keiner will? Aber ich traue mich nicht die Frage laut zu stellen. Ich habe Angst, dass ich die Antworten darauf nicht aushalte.

Kommentare

  1. Vielleicht hat es gar nichts mit Dir zu tun und die aufgezählten Personen sind einfach so, weil sie nicht anders sein können. Menschen sind nämlich sehr merkwürdige Wesen.

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  2. Und dann gibt es Menschen, die zu gerne für dich da wären.
    Mir geht es oft sehr ähnlich, fühle mich missverstanden und so sehr gefordert, dass es mich überfordert. Ich habe jedoch aufgehört, mehr zu geben, als ich kann. Das Zauberwort heißt Nein und seine eigenen Grenzen kennen, mitteilen und hinnehmen zu lassen.
    Lass dich drücken ❤️

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  3. Hör auf, immer jeden Grund bei Dir zu suchen! Stell Dein Licht nicht unter den Scheffel. Vielleicht ist es auch so, dass Du ZU GUT für die anderen bist?! Dass sie es eventuell auch gar nicht erkennen können? Diese Möglichkeit halte ich für viel wahrscheinlicher.

    Ich jedenfalls drück´ Dich aus der Ferne.

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