Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Bodensatz

In meinem Beruf erfahre ich sehr viel menschliche Härte. Ich lerne die Menschen kennen, die am absoluten Rand der Gesellschaft stehen. Unsere Gesellschaft hat einen Bodensatz, wenn man es grob formulieren möchte. Den hatte ich hier mal beschrieben: Bodensatz

Ich beginne, eine ziemliche Wut auf das System zu entwickeln, in dem wir leben. Das ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass ich das Gefühl nicht loswerde, dass man vor diesem Teil der Gesellschaft einfach die Augen verschließt, immer in der Hoffnung, dass der Mob schon nicht auf die Idee kommen wird, zu den Mistgabeln zu greifen. Obwohl ich diese Menschen wieder und wieder versuche aufzufangen, ihnen Sinnhaftigkeit und eine neue Richtung versuche zu geben, fühle ich mich so hilflos in Anbetracht der finanziellen, materiellen, geistigen und menschlichen Armut mit der ich konfrontiert werde. Der Kampf, den ich in meinem Beruf führe, ist ein Kampf gegen Windmühlen. Und er macht mich an vielen Tagen einfach nur müde, weil ich nicht frustrationstolerant genug bin und zu viel Herz in die Dinge lege, die ich tue. Ich wünsche mir oft einen anderen Job. Einen Job, in dem ich mich nicht mit den kleinen und großen Sorgen anderer Menschen beschäftigen muss, sondern einfach nur meine Aufgaben "abarbeiten" und danach nach Hause gehen und mich mit Banalitäten beschäftigen kann. Aber auf der anderen Seite kann ich mir häufig ebenso wenig vorstellen, etwas anderes zu tun. Denn wenn ich mir vorstelle, einem anderen Beruf nachzugehen, beschleicht mich das Gefühl, einer von denen zu werden, die weggucken. Das möchte ich nicht. Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder werde weggucken können.

Warum gehen wir nicht ein bisschen Sand ins Getriebe der Gesellschaft streuen?
Warum werfen wir keine Steine?

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