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Es werden Posts vom September, 2021 angezeigt.

Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Jobangebot: Gedankensammlung

Irgendwann war ich so genervt von meinem Job, dass ich angefangen habe, mich mal umzuhören. Ich habe exakt eine Bewerbung geschrieben. Sie ging in den öffentlichen Dienst. Da die eh alle zu Bewerbungsgesprächen einladen, die sich irgendwie ins Profil pressen lassen, kam die Einladung zum Vorstellungsgespräch nicht besonders überraschend. Die Einstellungszusage dann aber doch, denn ich möchte mal behaupten, dass ich im Bewerbungsgespräch deutlich besser hätte sein können, hätte ich in der Nacht davor nicht nur zwei Stunden geschlummert. Ich war zwar entspannt, hatte aber häufig das Gefühl, während des Redens die Frage vergessen zu haben und immer leicht am Wesentlichen vorbei zu antworten. Schlafmangel macht's möglich. Aber gereicht hat es anscheinend trotzdem.  Tja. Und nun weiß ich auch nicht so recht. Die Stelle ist recht gut vergütet. Für 10 Wochenstunden weniger 100 Euro mehr als ich in Vollzeit bei meinem aktuellen Arbeitgeber bekomme. Gleitzeit. Arbeitszeitkonto. 50% Homeoffi

Vom Herzüberschlagmoment

Es ist so wunderbar stürmisch heute. Hinter dem Paradies befindet sich eine riesige Wiese. Dort habe ich heute mit roten Wangen einen Drachen steigen lassen. Einen ganz einfachen Drachen mit nur einer Schnur, aufgemalten Augen und jeder Menge bunte Bänder. Hinter mir ging die Sonne unter, strahlte mit letzter Kraft die dunklen Wolkenberge an, vor denen mein Drache voller Freude tanzte, und dieser Moment war schlicht perfekt. Ein Herzüberschlagmoment.  Nun sind alle Gedanken aus mir verschwunden. In meinem Kopf ist es absolut still. Dafür spüre ich noch immer den Wind auf meiner Haut, die kühle Herbstluft auf meinen Wangen und das leise Staunen darüber, wie glücklich es machen kann, Zuhause zu sein. Ich runde den Abend mit heißer Schokolade ab. Und spüre der Sehnsucht nach, die leise in mir anklingt. Ich habe sie lange nicht mehr wahrgenommen.