Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom nahenden Abschied

Lieber H.,

ich habe mittlerweile unzählige Briefe an dich in meinem Entwürfe-Ordner. Briefe, die ich mich nicht traue zu veröffentlichen, weil es fast schon peinlich ist, wie sehr ich dich mag. Nach jedem längeren Telefonat, jedem Treffen von uns, brauche ich Minimum drei Tage, um dich wieder zu vergessen. Meistens länger. Ich bin so verflucht neugierig auf dich, dass ich mich in unseren Mails und Telefonaten manchmal als regelrecht aufdringlich empfinde. Und trotzdem kann ich es nicht sein lassen, dir immer wieder zu signalisieren, dass ich dich großartig finde. Ich wüsste so gerne mehr von dir und wenn ich dich schon nicht als Mann an meiner Seite haben kann, weil das nunmal nicht geht, hätte ich dich wenigstens gerne als Freund in meinem Leben. Denn egal, in welcher Rolle du meinen Weg kreuzt: Ich empfinde dich zweifellos als riesige Bereicherung für mich und mein Leben. Und du machst süchtig. Besonders in diesen viel zu seltenen Momenten zwischen uns, in denen du leiser wirst und mit dunkler Stimme etwas sagst, was erahnen lässt, wie deine Stimme klänge, wenn ich dir etwas bedeuten würde. Ich will mehr von dir. Und wäre gerne wichtig für dich. In ganz und gar nicht beruflicher Hinsicht.

Also was tue ich, wenn unsere beruflichen Wege sich in ein paar Wochen trennen? Vertraue ich dir genug, um meine Gefühle einfach mit dir zu teilen oder mache ich mich damit lächerlich? Gebe ich dir unkommentiert meine private Telefonnummer? Oder die Adresse dieses Blogs?

Am ehesten liegt es mir, dir gegenüber einfach ehrlich zu sein. So ehrlich, wie wir grundsätzlich miteinander sind und wie es unseren Umgang miteinander auszeichnet. Vor deiner etwaigen Zurückweisung habe ich keine Angst. Sie würde sicher schmerzen, aber damit könnte ich umgehen. Allerdings müsste ich dir vollkommen vertrauen, dass dieses Gespräch unter uns bleibt und du mich und meine Gefühle nicht, so von mir gebauchpinselt, vor deinen Kollegen vorführst. Und das fällt mir zugegebenermaßen schwer. 

Also was meinst du? 

Was soll ich tun?

Kannst du mir nicht diese Entscheidung abnehmen, H.?


Liebe Grüße,

dein Muschelmädchen 

Kommentare

  1. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt ... Was spricht dagegen, ihm Deine Telefonnummer zu geben und ihm zu sagen, wie schön es wäre, auch zukünftig Kontakt zu ihm zu haben?

    BTW: Schau´ bitte mal in Dein eMail-Postfach ...

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    1. Zu spät... Bitte entschuldige.
      Ich war etwas abgelenkt in letzter Zeit (Das muss ich an anderer Stelle mal erklären.)

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