Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von der Anspannung

Es geht mir gut. Es geht mir gut. Es geht mir gut. Das verkünde ich, auf vermehrte Nachfragen hin, in besorgte Gesichter.

Und dann fällt ganz unvermittelt, für einen kleinen Moment, durch einen mir selbst verschafften Orgasmus, die ganze Anspannung plötzlich ab: Ich liege alleine und nackt auf dem Bett und die Tränen hören nicht mehr auf zu laufen, auch nicht, als ich will, dass sie aufhören. Das alles geschieht in vollkommener Stille. Kein Schniefen, kein Schluchzen, nichts. Es ist, als hätte jemand in mir den Wasserhahn aufgedreht. Ich wusste nicht, dass ich auf diese Art weinen kann.

Verdammt.

Anscheinend habe ich gelogen.

Ich glaube, es geht mir nicht gut.

Und die einzige Person, von der ich gerade umarmt werden will, ist die falsche.


Kommentare

  1. Versteh das, was passiert, als Ventil, das Schlimmeres verhindert - das Schnellkochtopf-label ist perfekt gewählt von Dir. Sei ein bisschen sanfter zu Dir. Beobachte, was da geschieht. Erzähl Dir abends selbst davon, was Du beobachtet hast, objektiviere es, nimm die Rolle eines Erzählers ein.

    Nicht alles, was uns anfliegt und ins Wanken bringt, bringt uns auch zu Fall, gib den Dingen Zeit.

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    1. Das werde ich tun.
      Und: Selbst wenn mich das zu Fall bringt (und das Potential dafür ist sicher vorhanden), dann falle ich eben. Fallen gehört dazu. Das Wissen darum, dass es da draußen einen Menschen gibt, der mich so sehr berührt, bedeutet mir mehr. Ich war mir sicher, dass es das für mich nicht mehr gibt.

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