Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Flächenbrand

Ist es ein Zufall oder spürst du langsam, dass der Abschied naht? Und kann es sein, dass dich das auch beschäftigt? Oder wie kommt es sonst zustande, dass du mir plötzlich auch dann noch auf E-Mails antwortest, wenn wir bereits alles geklärt haben? Versteh das nicht falsch, H., ich mag das total. Und ich wünsche mir für die kommende Woche sehr, dass du das beibehältst und wir das vertiefen können. Wenn das der Fall sein sollte, festigt das nämlich zweifellos meinen Entschluss, dich nicht gehen zu lassen, sondern in mein neues Leben mitzunehmen. Gib mir das Gefühl, dass auch du das willst. Dann werde ich keine Sekunde zögern, deutlich auf dich zuzugehen und dich festzuhalten.

Samstagmorgen denke ich im Halbschlaf an dich und gleite sanft in einen Traum hinüber, der unschuldiger kaum sein könnte. Eine belanglose, betriebliche Feier sorgt dafür, dass unsere Wege sich kreuzen. Wir kleben aneinander wie Kaugummi und ich genieße die Nähe zu dir, die zufälligen kleinen Berührungen, die viel zu wenigen Umarmungen. Wie immer bewundere ich deinen Körper, deine Arme, die gepflegten, großen Hände mit den sauberen, ordentlich zurückgeschnittenen Fingernägeln. Du bist perfekt. Auch wenn du dich nicht so empfindest. Und deine Nähe begleitet mich durch den Tag, lange, nachdem ich längst aufgewacht bin.

Sonntagmorgen muss ich an den Traum von Samstagmorgen denken. Ich kuschle mich in meine Decke und stelle mir vor, wie ich zu dir ins warme Bett krieche. Dieses mal bleibt unsere Begegnung nicht unschuldig. Du schläfst mit mir auf sanfte, regelrecht zarte Art, langsam, genussvoll, die Berührungen so sehr ausreizend, dass es fast schon unbefriedigend ist. Später nimmst du mich ungestüm und hart und ich vergesse darüber was ich gerade tue, wo ich bin, wer ich bin. Stattdessen wünsche ich mir, dass du deine Spuren sichtbar auf mir hinterlässt, damit ich etwas habe, was mich hält, wenn du mich längst verlassen hast.

Als ich im Paradies auf der Terrasse sitze, dem Fasan Alfons beim rumhühnern über die Ostwiese beobachte und mich von der Morgensonne wärmen lasse, denke ich, dass es vielleicht auch gut ist, wenn in zwei Wochen alles vorbei ist und wir uns endgültig von einander verabschiedet haben. Natürlich wird mir das wehtun. Aber ich traue mich auch nicht richtig mir vorzustellen, was es in mir auslösen würde, würdest du wirklich noch größere, deutlich sichtbare Schritte auf mich zugehen, wenn schon zwei E-Mails solche Gefühle in mir auslösen und die Sehnsucht nach dir wie einen unkontrollierbaren Flächenbrand auflodern lassen.

Obwohl ich ja will, dass du mich anzündest.
Himmelherrgottnochmal, ich will es einfach wirklich so sehr.

Kommentare

  1. Wie sehr würdest Du es denn bereuen, wenn Du diese Gelegenheit verstreichen lässt?

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    1. Ich hab sie nicht verstreichen lassen. Welch ein Glück. Es gibt nichts zu bereuen.

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