Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von der Freundschaft zwischen Männern und Frauen

Ach H.,

du bringst mich zum schmunzeln, wenn du mir bemüht beiläufig mitteilst, dass wir uns nicht bei dir, sondern irgendwo draußen treffen werden. Ich glaube, deine Entscheidung ist sehr vernünftig. Wirklich, es ist ganz wunderbar, wie du auf mich achtest und darauf, dass ich keinen Unsinn mit dir anstelle. Aber ich sehe jetzt schon dein Gesicht vor mir, wie du mich mit blitzenden, himmelblauen Augen ansiehst, diesem kleinen Lächeln in den Augenwinkeln, und mir mit fest zusammengepressten Lippen "Das ist Folter!" entgegen knurrst, in dem Versuch, mich nicht zu berühren. Und mir geht's ganz ähnlich. Alles, was ich will, ist, meine Hände in deinen Haaren zu vergraben (und meine Lippen auf deine zu legen, dich an mich zu ziehen, die Beine um dich zu schlingen und ..). Aber ich darf dir nicht in die Haare fassen, sagst du. Weil wir die Kontrolle nur behalten, wenn wir uns nicht berühren. Und du hast ja recht.

Aber, während du so sehr auf mich aufpasst, komme ich nicht umhin, mich zu fragen, wer darauf achtet, dass es dir gut geht? Für mich fühlt es sich an, als hättest du dich gut in deinem Leben eingerichtet gehabt. Ohne Frauen, ohne Liebe. Und dann kam ich und habe, vollkommen ungefragt, alles durcheinandergebracht. Ehrlich, mir tut das rückblickend so leid. Das war nicht mein Plan. Ich weiß gar nicht genau, was mein Plan war. Ich fand dich einfach toll und konnte mich gegen das Bedürfnis, dir das unbedingt sagen und zeigen zu wollen, einfach nicht wehren. Obwohl ich es wirklich versucht habe.

H., gibt es eigentlich Freundschaften zwischen Männern und Frauen? Gibt es sie wirklich?

Es gab eine Zeit, in der ich diese Frage ohne zu zögern bejaht hätte. Aber heute bin ich mir nicht mehr sicher. Alle bestehenden Freundschaften zu Männern, die ich pflege, sind daraus entstanden, dass einer von uns mühselig daran arbeiten musste, den anderen nicht mehr zu sehr zu wollen.

Ich denke, der gesündeste Weg für dich wäre es, mich ziehen zu lassen und aus unserer Begegnung mitzunehmen, dass du liebenswert bist und unbedingt mehr Risiken eingehen solltest, damit du glücklicher wirst. Es lohnt sich, sich zu öffnen. Versprochen. 

Aber noch weigerst du dich, mich gehen zu lassen. Und ich frage mich oft, ob ich es nicht einfach fraglos tun sollte, damit es für dich leichter wird. Und dann schaffe ich es doch nicht, so selbstlos zu entscheiden. Weil ich dich gerne in meinem Leben habe.

Ich weiß nicht, wo unser Weg hinführt.

Aber noch ist es so wie es immer war: 

Du tust mir unheimlich gut.

Und es ist schön, dass es dich gibt.

Ich will dich, verdammt nochmal, gar nicht loslassen. Viel lieber will ich dich behalten.


Dein Muschelmädchen


PS: Ich bin so im zeitlichen Verzug mit Posts. Ich schreibe permanent und veröffentliche nicht, weil sich die Posts unrund anfühlen. Deshalb geht der so raus. Auch wenn er schon zu alt ist und der nächste bereits wartet.

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