Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Glücklichsein

"Das Leben ist schön,
die Zukunft fängt an.
Die Sonne scheint
und ich weiß, warum sie lacht:
Weil sie weiß, dass ich es genauso kann."

(Sebastian Hackel: Warum sie lacht)

In den letzten Tagen habe ich mich durch diese Webseite hindurchgelesen. Es ist gefühlt so lange her, dass ich ausführlich hier geschrieben habe, dass einige meiner Zeilen auf mich wirken als hätte sie eine fremde Person geschrieben. Mir ist erst beim Lesen klar geworden, über welch langen Zeitraum ich mich schlecht gefühlt habe. Und mir ist deutlich geworden, dass ich mich verändert habe. Auch wenn ich mich immer geweigert habe, erwachsen zu werden, bin ich letztendlich doch erwachsener geworden. Aber ich bin auch, vor allem in diesem Jahr, ein bisschen mehr zu dem Menschen geworden, der ich immer sein wollte. Der leise Zauber, der hier oftmals in meinen Zeilen mitschwang, hat den Weg in meine Lebenswirklichkeit gefunden:
Ich bringe Menschen zum Lächeln, indem ich 82 Hasen in ihrer Wohnung verstecke, beklebe Briefkästen mit großen Klebeaugen, Augenbrauen und Schnurrbärten und rufe es unbefangen in die Welt hinaus, wenn ich jemanden mag. Mit einem Mal ist es so leicht, mutig zu sein und mich meinen Mitmenschen so zu zeigen, wie ich bin. Ich bin zum ersten Mal der Mensch, der ich sein will. Und ich werde gemocht. Als der Mensch, der ich bin. Mehr noch: Ich habe das Gefühl, dass es Menschen gibt, denen ich gut tue und denen ich am Herzen liege. Und je mehr ich zaubere, desto mehr Zauber hält auch in meinem Leben Einzug. Es ist vollkommen verrückt: Ich habe in diesem Jahr so viel offen gezeigte Zuneigung erfahren, dass ich mich überwältigt fühle und mich manchmal zusammenreißen muss, nicht daran zu zweifeln, ob ich das verdient habe. Mein Freundeskreis ist neu. Er ist über die letzten Monate wild zusammengewachsen aus Menschen, die ich über ein Inserat kennengelernt habe, aus Menschen, die der Zufall meinen Weg hat kreuzen lassen und aus Menschen, denen ich im Arbeitskontext begegnet bin. Plötzlich fühle ich mich angekommen - da sind Menschen, die mich sehen, denen ich etwas bedeute und die ein aufrichtiges Interesse an mir besitzen. Menschen, die mich in Gesprächen emotional und intellektuell fordern. Die nicht nur nehmen, sondern auch geben. Das ist so neu für mich. Aber es ist so gut und ich liebe einfach alles daran.

Die Wunden, unter denen ich so lange gelitten habe, fühlen sich endlich verheilt an.
Ich fühle mich stark und frei.
Glücklich.
Ich möchte diese Zeit konservieren.

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