Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Mut, sich ehrlich zu zeigen

"Lieber H., ich mag Menschen, interessiere mich schon immer für sie, für ihre Lebensgeschichten, ihre Entscheidungen, ihre Verletzungen, ihre Geheimnisse. (...) Ich treffe viele Menschen, habe in eine Menge Abgründe hineingesehen, einige Menschen tiefer kennengelernt, als ich je glaubte, dass es möglich ist, aber die meisten Charaktere empfinde ich nicht mehr als spannend. Weil das bei dir anders ist, würde ich dich gerne ein wenig festhalten. Ich bin neugierig auf dich und ich glaube, eine gewisse Resonanz bei dir zu spüren - eine, derer ich mir noch nicht sicher bin, weil sie kaum wahrnehmbar mitschwingt.
Aber wenn ich recht habe, wenn dort wirklich dieser Hauch von Resonanz ist, könntest du mir dann bitte ein Zeichen geben?
Ich bin hier und ich würde dich wahnsinnig gerne kennenlernen dürfen."

(Von der Schwärmerei, 31.08.2022)

Ich mag den Menschen, zu dem ich in letzter Zeit werde, sehr. Und je mehr ich mich traue, ich selbst zu sein, desto mutiger werde ich. 

Vor einiger Zeit habe ich, einer spontanen Eingebung folgend, H. den Weg hierher gezeigt und zwar direkt zu dem ersten Brief, den ich an ihn geschrieben habe, nämlich diesem hier
Sicher hätte es vor H. Menschen gegeben, bei denen es naheliegender gewesen wäre, ihnen zu vertrauen und meine innersten Gedanken preiszugeben. Allerdings hat es sich bei keinem dieser anderen Menschen richtig angefühlt. Das H. jemand aus meinem direkten Arbeitsumfeld ist, macht diese Aktion allerdings waghalsig. Wir arbeiten zurzeit zwar nicht zusammen, werden es aber, zumindest langfristig betrachtet, wieder tun.

Während H. die Zeilen las, die ich im August 2022 an ihn schrieb, habe ich mich gefragt, ob ich mit meinem Verhalten nun dem Blog seinen Todesstoß versetzt habe. Ich habe ihm alles in die Hand gegeben, habe ihm erlaubt zu lesen, was immer er hier lesen mag und ihn interessiert. 

Wisst ihr, was er getan hat?
Er hat außer dem einen Post, meinen ersten Brief an ihn, noch einen einzigen weiteren Beitrag gelesen. Danach hat er sich, so seine Worte, gezwungen die Seite zu schließen. "Diese Seite ist für dich und Menschen, die dich nicht persönlich kennen.", erklärt er mir in einem unserer Telefonate und ich kann hören, wie er lächelt. "Ich werde dort nicht wieder lesen. Damit du weiter so schöne Worte schreiben kannst." 

An einem solchen Verhalten erkennt man einen guten Menschen. Und ich bin sehr, sehr glücklich, dass ich ihn jetzt endlich ein bisschen besser kennenlernen darf. Ohne Berufskram vorschieben zu müssen. Ich mag ihn wirklich sehr.

Kommentare

  1. Wohl nicht nur ein guter, auch ein achtsamer Mensch. Von diesen gibt es viel zu wenig ...
    Ich wünsche DIr von Herzen, dass er auch in Zukunft diesen (Deinen) Erwartungen entspricht.

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    1. Über deinen letzten Satz muss ich schmunzeln. Genau diesen Gedanken habe ich (natürlich) auch. Aber: Wir werden es sehen. Vorerst versuche ich vom Guten auszugehen. :-)

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