Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom steinernen Schatz

Fern von dem bunten Treiben, sitzen die Elfjährige und ich auf der Schaukel. Die untergehende Sonne taucht die Blätter der Bäume, die uns umgeben, in ein sanftes orangerot. Weil sie griechische Sagen so mag, erzähle ich ihr leise vom Stein der Aphrodite, den man auf Zypern findet. Es heißt, wer einen Stein vom Strand dort mitnimmt und ihn in der Kleidung seines Geliebten versteckt, wird auf ewig mit diesem Manne glücklich sein.
"Hast du auch einen Stein mitgenommen, als du da warst?", fragt mich das kleine Mädchen neugierig lächelnd.
Ich nicke.
"Und dann hast du ihn bei Asa versteckt!", stellt sie voller Begeisterung fest, "Jetzt müsst ihr für immer zusammenbleiben."
Für einen Moment zögere ich. Dann schüttle ich den Kopf und entscheide mich dafür, die Wahrheit zu sagen.
"Nein.", sage ich nachdenklich, "Das habe ich nicht. Ich habe den Stein nicht versteckt."
Sie sieht mich mit großen Augen an.
"Warum denn nicht?", fragt sie.
Abermals zögere ich.
"Ich habe den Stein gut verwahrt und hüte ihn wie einen kleinen Schatz. Aber ihn zu verstecken, hat sich einfach nie richtig angefühlt.", gebe ich schließlich zu.
Das Kind lächelt mich an.
"Eines Tages wirst du den Stein verstecken.", stellt sie fest und nickt so nachdrücklich, als würde sie fest an mich glauben. Dabei sieht sie so altklug aus, dass ich mir auf die Unterlippe beißen muss, um ein Schmunzeln zu unterdrücken.
"Ja, vielleicht werde ich das.", antworte ich und versuche den leisen Zweifel, der in meiner Stimme mitklingt, zu verstecken.
Für ein paar Momente betrachten wir schweigend, wie die Sonne hinter dem Horizont verschwindet. Ein jeder verloren in seinen Gedanken.

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