"Es ist keine Kunst, ein Mädchen zu verführen,
aber ein Glück, eines zu finden,
das es wert ist, verführt zu werden."
(Søren Kierkegaard)
Unwillkürlich muss ich Asa denken. "Sag mal, kann es
sein, dass sie dich anbaggert...?", hatte er mich vor kurzem gefragt.
"Hast du mitgehört, als ich die Sprachnachricht abgehört habe?",
frage ich lachend. "Ein bisschen vielleicht.", antwortet er lächelnd,
"Aber an deiner Bluetooth-Box vorbeizuhören ist jetzt auch nicht so
einfach." "Schon gut.", winke ich und blinzle ihm zu, "Aber
ich glaube nicht, dass sie mich anbaggert. Wir sind immer so romantisch
miteinander!" Asas Gesichtsausdruck ist einfach köstlich. Und ich kichere
schon wieder in mich hinein, während ich an dieses Gespräch zurückdenke.
Als wir zu ihr nach Hause kommen, verschwindet sie im Schlafzimmer.
"Ich ziehe mir nur kurz etwas Gemütlicheres an!", ruft sie,
"Fühl dich einfach wie Zuhause."
"Mache ich!", antworte ich und lasse mich auf
ihrem gigantischen Sofa nieder. Dabei überschlage ich die Beine und glätte
mit den Händen den Rock, den ich trage. Um nicht zu viel Haut zu zeigen. Dass
ich mir darüber allerdings keine Gedanken machen muss, wird mir klar, als sie
ins Zimmer kommt. Sie hat sich der ordentlichen Kleidung entledigt und trägt
lediglich ein graues Spaghetti-T-Shirt sowie eine schwarze Hotpants. Sie sieht
phantastisch aus. "So ist es besser...", sagt sie, setzt sich
seufzend neben mich auf das Sofa und zieht die Beine in den Schneidersitz,
bevor sie sich entspannt nach hinten, gegen die Sofalehne, fallen lässt. Und
dann erzählt sie mir von all den Dingen, die sich ereignet haben, seit wir uns
das letzte Mal gesehen haben.
Aber es fällt mir schwer, mich auf ihre Worte zu
konzentrieren. Es ist das erste Mal, dass ich sie so spärlich bekleidet sehe
und ihr Körper lenkt mich ab. Das dunkle Haar fällt ihr in dichten Strähnen auf
die Schultern, die viel zu blauen Augen leuchten beim Reden und ich sehe zwar,
dass sich ihre vollen Lippen beim Formen der Worte bewegen, aber den Inhalt
ihrer Worte erfasse ich nicht. Stattdessen streift mein Blick über die Konturen
ihres Körpers. Die Schultern, die durchtrainierten Oberarme, die straffen
Brüste, die sich unter ihrem Shirt abzeichnen. Die Brustwarzen drücken sich
deutlich durch den dünnen Stoff. Am meisten aber fasziniert mich die Hotpants,
die sich so eng an ihren Körper schmiegt, dass ich die Wölbung ihres
Venushügels erkennen kann. Vermutlich sollte ich mich für meine Gedanken
schämen, aber ich möchte so gerne mit den Fingerspitzen sanft über diese
Erhebung streicheln. Mit den Fingern hinabfahren, bis ich ihre weichen
Schamlippen unter dem Stoff spüren kann.
"Hast du nicht auch mal erzählt, dass du damit schon
Erfahrungen gemacht hast?", fragt sie. Und reißt mich damit ziemlich
abrupt aus meinen Gedanken. Sie sieht mich so intensiv an, dass ich das Gefühl
habe, dass sie meine Blicke bemerkt hat. Und, ehrlich, ich habe keine Ahnung,
worüber wir gerade reden. Dafür weiß ich ganz genau, dass mein Gesicht dabei
ist, sich leicht rosa einzufärben. Ich bin nicht gut darin, mich, meine Gefühle
oder meine Gedanken zu verstecken. Oh. Mein. Gott.
"Erfahrungen? Was meinst du?", frage ich und lasse
mir meine Haare ins Gesicht fallen, um ihrem Blick auszuweichen.
"Du hast doch mal erzählt, dass du so ein Date hattest,
bei dem dir der Typ gesagt hat, dass er auf Fesselspielchen steht? Oder warst
du das nicht?"
"Oh!", ich muss grinsen, "Doch, ja. Das war
ich. Ich weiß, was du meinst. Das ist schon ein paar Jahre her und gehörte zu
einer Reihe von wirklich denkwürdigen Dates. "
"Erzählst du mir darüber?", fragt sie. Dabei guckt
sie ein wenig schüchtern. Und mir ist vollkommen bewusst, dass das ein absolut
schlechter Zeitpunkt ist, um sich mit ihr über BDSM zu unterhalten. Es ist
unanständig wie wenig Kleidung sie trägt. Und sie steht nicht auf Frauen.
Natürlich.", höre ich mich trotzdem antworten,
"Was willst du denn genau wissen?"
"Egal", sagt sie, "Fang einfach damit an, wie
du ihn kennengelernt hast."
"Das Kennenlernen war ziemlich unspektakulär.",
erwidere ich, "Wir haben in einer Kneipe die Nacht zum Tag gemacht und ich
war Dauergast am Kickertisch und habe die Männer unter den Tisch gespielt. Das
lief von Bier zu Bier besser. Damals war ich noch richtig gut im Kickern. Er
war einer der Typen, gegen die ich gespielt habe. Als wir fertig waren, hat er mir
irgendeinen Nonsens erzählt. Und weil ich ein wenig angetüdelt war, habe ich
ihm vorsichtig mitgeteilt, dass ich Smalltalk langweilig finde. Darauf ist er
dann eingestiegen, hat sich meine Telefonnummer geben lassen und mich direkt am
nächsten Tag angerufen, um sich mit mir zu verabreden."
An der Stelle muss ich lachen. Ich erinnere mich daran, dass
ich Angst hatte, mich mit ihm zu treffen. Auch Frauen schaffen es manchmal im Dunkeln der Kneipenbeleuchtung sich
die Männer schön zu trinken. Aber er sah auch
bei Tageslicht gut aus. Ungefähr 1.90 m groß, kräftige Schultern, braunes Haar,
die dunkelsten Augen, die ich bis dato jemals gesehen hatte.
"Er war einige Jahre älter als ich. Ich habe mich geschmeichelt
gefühlt, weil er sich mit mir verabreden wollte. Erst später habe ich
begriffen, dass es eigentlich meine Schüchternheit, um nicht zu sagen:
Unschuld, war, die ihn reizte. Wir trafen uns ein paar Tage nach dem
Kennenlernen. Um möglichen Verlegenheiten aus dem Weg zu gehen, wollte ich ihn
ins Kino schleifen. Aber er wehrte sich. Sagte, er wolle mich lieber
kennenlernen, als irgendeinen langweiligen Film zu sehen. Also kauften wir uns
im Supermarkt etwas zu trinken, um miteinander anzustoßen, und liefen zum
Fluss. Dort suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen und erzählten uns unsere
Lebensgeschichten. Also... hauptsächlich erzählte er. Über mehrere Stunden
hinweg. Bis der Morgen graute."
"Wann hat er dir denn von seiner sexuellen Vorliebe
erzählt?", fragt sie neugierig, "Direkt beim ersten Date?"
Sie löst sich aus dem Schneidersitzt und streckt sich lang auf
dem Sofa aus. Dann greift sie nach einem Kissen neben sich, schiebt es sich
unter den Kopf und sieht mich an. Ich tue es ihr gleich. In einer fließenden
Bewegung lege ich mich neben sie und schiebe meine Hände unter meinen Kopf.
Dabei spüre ich, wie sich mein Rock ein Stück hochschiebt. Aber es ist
irgendwie egal. Ich genieße die Intimität zwischen uns. Und ich habe das
Gefühl, dass es ihr ganz ähnlich geht. Einander gegenüberliegend, schauen wir
uns an.
"Ja.", beantworte ich ihre Frage, "Er hat es
mir direkt bei der ersten Verabredung gesagt. Und ich fand das irgendwie gut,
weil es ehrlich war. So wusste ich, worauf ich mich eingelassen hätte...
Außerdem fand ich es charmant, wie er es mir gesagt hat: Er hat meine Hand
genommen, sie gestreichelt und unsere Hände irgendwann so gedreht, dass seine
Hand oben lag und ich den Ring sehen konnte, den er trug. Kennst du die
"Geschichte der O" von Pauline Réage?", frage ich.
Sie schüttelt den Kopf.
"Okay. Dann mache ich mal die kurze Version: Er hat
einen dicken, silbernen Ring an der linken Hand getragen, an dem ein weiterer,
schmaler silberner Ring befestigt war, und mich gefragt, ob ich weiß, wofür dieser
Ring steht."
"Wusstest du es?", fragt sie.
Dieses Mal bin ich es, die den Kopf schüttelt.
"Nein.", sage ich, "Ich war damals noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Aber ich habe natürlich
gefragt. Und dann hat er mir erzählt, dass er dominant ist und in welcher Szene
er sich bewegt."
Sie räkelt sich leicht, hebt den Oberkörper an und stützt
den Kopf auf ihrer Hand ab, bevor sie mich ansieht. Ich spüre, wie sich unsere
Oberschenkel auf dem Sofa berühren. Es ist das erste Mal, dass ich mich frage,
ob das hier wirklich nur rein freundschaftlich ist. Wie um zu prüfen, ob dem so
ist, hebe ich mein Knie leicht an. Kaum merklich - zumindest hoffe ich das -
drücke ich es ein wenig gegen ihre Beine. Und wirklich: Zu meiner eigenen
Überraschung hebt sie ihr obenliegendes Bein ein wenig an, so dass ich meinen
Oberschenkel zwischen ihre Beine schieben kann. Ganz sanft bin ich dabei. Denn
ich habe keine Ahnung, ob es richtig ist, was ich hier tue. Vermutlich wird sie
mich jeden Moment zurückweisen. Doch vorerst bleibt der erwartete Korb aus.
Stattdessen greift sie nach einer meiner Hände, die ich unter meinen Kopf
gebettet habe. Streicht kaum merklich mit den Fingerspitzen darüber. Und ich
bin ganz sicher, dass mir mein Herz gleich aus dem Brustkorb springt.
Jetzt spüre ich mal am eigenen Leib, wie es ist, wenn man als Leser in einem Cliffhanger steckt...^^ sehr, sehr gut erzählt - ich brenne auf den nächsten Teil!
AntwortenLöschenFies, so ein Cliffhanger, oder? :-)
LöschenSofern ich mich dazu motivieren kann, den nächsten Teil nochmal Korrektur zu lesen, gibt es ihn heute Abend oder morgen früh. Mal schauen.
Wobei, warte: Morgen früh gibt es ihn.
Extra für dich.