Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Schl.agermove und anderen Eventualitäten

Es gibt diesen Spruch bei uns: Was auf dem Schla.germove passiert, bleibt auf dem Schla.germove - und zwar egal, was es ist. Ob man sich von Mann zu Mann küsst, eine Wette abschließt, wer am Ende des Abends die meisten Telefonnummern gesammelt hat oder gnadenlos, in alkoholischer oder sexueller Hinsicht, abstürzt: Nie wieder wird hinterher ein Wort darüber verloren. Aber sobald der Schlagermove hinter einem liegt, wird sich in den kommenden Monaten schon wieder auf den Move im nächsten Jahr gefreut und entsprechend akribisch vorbereitet.

Das alles lerne ich seit fast einem Jahr, nämlich seitdem ich mich darauf eingelassen habe, die Verabredung zu eben diesem Event zuzusagen - obwohl ich die Musik fürchterlich finde und vermutlich der einzige Mensch auf dieser Welt (oder zumindest in Deutschland) bin, der kein einziges Lied von Marianne Rosenberg und Roland Kaiser* kennt. Mittlerweile bin ich mit diversen Hippie-Kleidern, Plateaustiefeln sowie verschiedenen Perrücken ausgestattet, damit ich nicht aus der Menge herausfallen muss, sondern stattdessen mit ihr verschmelzen kann. Okay, schön, ich gebe zu, dass ich es als eigentliche Metal/Rock-Göre auch ein ganz kleines bisschen beruhigend finde, mich ein wenig zu anonymisieren. Um die Musik auszuhalten, werde ich sie, aller Wahrscheinlichkeit nach, ziemlich schnell in ganz viel Alkohol ertränken müssen und zwar so lange, bis ich so angeschäkert bin, dass beim lauten Mitsingen keine Textunsicherheiten mehr auftauchen.** Und für jeden Schlager, der im österreichischen Dialekt gesungen wird, habe ich einen zusätzlichen Schnaps, der nicht auf meine Kosten geht, ausgehandelt. Für den Fall das ich es mit dem Alkohol übertreiben muss, reihe ich mich einfach in die Polonaise ein: Da kann ich mich am Vordermann festhalten und werde von hinten gestützt. Wie man sieht, bin ich auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Zumindest fast:
Nicht mit einkalkuliert habe ich, was passiert, wenn meine Freundin ihre Schla.germove-Bekanntschaft, den Mann mit dem pinken Hut, zufällig unter Tausenden von Menschen findet und mit ihm durchbrennt. Dann muss ich ganz schön viele Kilometer zu Fuß nach Hause laufen und bin, gemessen an meiner körperlichen Kondition, sicher... lange unterwegs. Sehr lange. Das witzige daran ist, dass ich ihr das Durchbrennen tatsächlich zutraue, weil die Knutschbekanntschaft vom Move in den letzten Wochen zu einem thematischen Dauerbrenner mutiert ist (der mittlerweile ein ganz kleines bisschen an meinen Nerven zergelt). Es ist schon blöd, wenn man vergisst, die Telefonnummern zu tauschen, aber mit jemandem anbändelt, der aus Baden-Württemberg kommt. Vielleicht nehme ich mir einfach einen Stift mit, frage zukünftig nach ihren Knutschereien Telefonnummern ab und schreibe sie ihr, wenn sie eingeschlafen ist, mit Edding auf den Rücken. Da ich nicht mitküssen werde, habe ich schließlich Zeit. Und damals, als wir noch blutjung waren, hieß es doch schließlich auch: Wer abkackt, wird angemalt. Nur das wir damals keine Telefonnummern, sondern Penisse gemalt haben. Ich glaube, ich bin alt geworden...
Jedenfalls werde nicht ich diejenige sein, die abkackt. Vollkommen egal, ob ich am Ende betrunken im Auto nächtige oder zwei Tage nach Hause laufe. Oder drei Tage. Weil ich betrunken erst einmal in die falsche Richtung getorkelt bin.***


*Heißt er so? Ich war zu faul, die Suchmaschine zu befragen.
Falls ich falsch liege, bitte ich um Nachsicht.
**Lalallaaaa. Geht doch immer, oder?
***Idee: Wenn ich alternativ Inliner einpacke, verkürze ich
den Laufweg sicher um die Hälfte. Ich bin ein Fuchs.
(Notiz an mich selbst: Inliner besorgen.)

Kommentare

  1. Persönlich würde ich mir solche Veranstaltungen ja nichtmal antun wenn ich damit Leben retten könnte. Aber was das Dekorieren Betrunkener betrifft: https://youtu.be/IzRkiFh7Rj8 😋

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    1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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    2. Das Dekorieren Betrunkener hat eine lange, geübte Tradition und sollte daher nicht grundlos dem Kulturverfall preisgegeben werden :-).

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    3. @Herr Zimmermann

      Ehrlich gesagt geht mir das ganz ähnlich... Aber ich habe mich breitschlagen lassen (im wahrsten Sinne des Wortes). Aber was solls - es wird zweifellos eine lange, bunte und alkoholische Nacht.
      Danke für den Link - ich musste sehr schmunzeln...

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    4. @Rain

      Warum nur habe ich das Gefühl, dass ich bezüglich des Dekorierens Betrunkener noch eine Menge von dir lernen kann?

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    5. Möge die Macht des Eddings immer auf Ihrer Seite sein ;-)

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    6. Ich schaue mal, ob sie das ist - Sonntag werde ich berichten. :-)

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