Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von meinem Mann

"Don't send a boy to do a man's job."

In letzter Zeit denke ich immer mal wieder darüber nach, was ich von einem Mann, mit dem ich eine Beziehung führe, erwarte. Wo kann ich Abstriche machen, an welchen Stellen bin ich nicht kompromissbereit? Und weil dieser Post viel ausführlicher und persönlicher geworden ist, als ich es ursprünglich beabsichtigt hatte, habe ich einfach mal von "meinem Mann" geschrieben. Weil ich die Formulierung so mag. Es wäre schön, irgendwann in der Zukunft, mal einen Menschen so nennen zu dürfen.

Ich mag es, wenn mein Mann männlich ist - das bedeutet nicht, dass er keine Gefühle zeigen darf, das sollte er sogar. Aber ich brauche kein erwachsenes Kind in meinem Haushalt und bin nicht bereit, eine Mutterrolle zu übernehmen. Ergo: Ich werde dem Mann nicht seine Reisetaschen packen und erwarte, dass er dazu in der Lage ist, seine Hemden auch mal selbst zu bügeln. Ich bin keine Teilzeitkraft, sondern gehe einer Vollzeitbeschäftigung nach, die teilweise mit recht vielen Überstunden verbunden ist. Mir fehlt Abends genauso die Kraft, noch Ordnung und Sauberkeit in die Wohnung zu bringen, wie jedem anderen Menschen, der ein bisschen zu viel arbeitet, zumal ich einige Stunden in der Woche auch noch ehrenamtlich tätig bin. Deshalb lege ich wert darauf, die klassische Rollenverteilung zumindest ein wenig aufzubrechen.
Gleichermaßen ist es mir wichtig, mich auch mal hinter dem Rücken meines Mannes verstecken zu dürfen und Schutz in den Momenten zu erfahren, in denen ich mich klein und zerbrechlich fühle. Bei diesem Thema muss ich immer mal wieder an ein kleines Mädchen aus meinem Bekanntenkreis denken: An einem warmen Sommerabend grillten wir draußen, als sich die Männer mit dem elfjährigen Mädchen über Klimmzüge unterhielten. Sie erzählte der Runde, dass sie 25 Klimmzüge schafft. Die Männer, anzusiedeln zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr, diskutierten daraufhin darüber, wie viele Klimmzüge sie, in ihrem Alter wohl noch schaffen. Die Höchstzahl lag bei 5 Klimmzügen. Daraufhin fing das kleine Mädchen herzlich an zu lachen und fragte kichernd: "Seid ihr Männer oder Mimis?" Was habe ich gelacht!
Ich möchte keine Mimi an meiner Seite. Und das ist nicht auf sportliche Leistung bezogen. Sport ist mir egal. Zumindest fast. Das hatte ich ja vor kurzem schon in der Mittagsrunde diskutiert. Da ich meinen Mann lange behalten will, sollte er wahrscheinlich nicht allzu ungesund leben. Wobei für mich vermutlich eigentlich ein Mann sinnvoll wäre, der relativ gesund lebt. Weil ich selbst jemand bin, der viel zu oft Schindluder mit seiner Gesundheit treibt.

Ich möchte keine Beziehung auf Grundlage einer, wie auch immer gearteten, Abhängigkeit führen. Es ist mir wichtig, dass mein Partner selbständig ist und auch ich mir meine Selbständigkeit bewahren darf. Dazu gehört für mich auch, ein eigenes Konto zu behalten, eigenes Geld zu verdienen und mein Leben, frei nach meinen Bedürfnissen, gestalten zu können. Erfahrungsgemäß bin ich ein Mensch, der seinen Partner kein bisschen einschränkt. Keine Zickereien, keine Sticheleien, wenn es nicht nach meinem Kopf geht, niemals Geschrei. Wenn mir etwas wichtig ist, spreche ich einen Wunsch aus und lasse mich davon überraschen, ob er erfüllbar ist. Ich tarne, zumindest bin ich selbst davon überzeugt, kein "Ja" als ein "Nein", sondern meine in der Regel genau das, was ich sage. Wenn man mich in Entscheidungsfragen um meinen Rat fragt, antworte ich meist mit der Gegenfrage, was mein Gegenüber sich wünscht oder vorstellt, ehe ich meine eigene Sicht schildere. Und das tue ich nicht, weil ich glaube, dass meine Sicht auf die Dinge weniger wert ist, wie man gerne versucht mir einzureden, sondern weil ich mir eine Beziehung wünsche, in der sich niemand für den anderen verbiegen muss. Ich möchte nicht, dass der Mann an meiner Seite irgendwann in der Zukunft bereits vergangene Entscheidungen bereut, weil er sie aus Rücksicht auf mich getroffen hat. Selbiges erwarte ich allerdings auch von meinem Mann, wenn es um Entscheidungen geht, die ich, für meine persönliche Entwicklung, treffen möchte. Ich bin zu jeder Zeit bereit, Rückendeckung zu geben. Diesen Anspruch stelle ich auch an meinen Mann.

Hinsichtlich Vertrauen und Loyalität bin ich nicht bereit, Abstriche zu machen. Ich erwarte rückhaltloses Vertrauen, kompromisslose Loyalität und bin bereit, gleiches zu geben. Das Leben hat mich ein wenig verwöhnt in Bezug auf das Vertrauen innerhalb einer Beziehung. Ich konnte in den letzten Jahren stets meinen Rechner, selbst mit geöffneter Blogseite, stehen- und Tagebücher immer verstreut in der Wohnung liegenlassen, ohne dass damit Missbrauch getrieben worden wäre. Auch ich selbst habe nie in Dingen gekramt oder herumgesucht, die nicht für meine Augen bestimmt waren. Zwar ist einer meiner Ex-Freunde fremdgegangen, aber das wusste ich bereits, ehe er wusste, dass er fremdgehen wird. Ich habe ein gutes Gespür dafür. Vielleicht ist das unter anderem dem Umstand geschuldet, dass ich mich selbst ziemlich gut kenne, denn das macht es mir leicht, mir bewusst zu machen, welche Bedürfnisse ich meinem Mann erfülle und welche Defizite ich erzeuge, die er gegebenfalls nicht in der Lage ist, dauerhaft für mich zu (er)tragen. Für unabdingbar halte ich Offenheit und Ehrlichkeit. Eben um sich miteinander auszutauschen. Und Bedürfnisse erkennbar zu machen.
Auf der anderen Seite gestehe ich meinem Mann aber auch zu, seine Geheimnisse zu haben. Ich muss nicht jedes banale Detail wissen. Denn auch ich selbst habe normalerweise Geheimnisse. Und das ist okay. Solange ich darauf vertrauen kann, dass er keine Geheimnisse hütet, die mich verletzen oder meine Grenzen überschreiten. Schwierig wird das, glaube ich, wenn ich weiß, dass mein Mann kein unbeschriebenes Blatt in Bezug auf Betrug in vergangenen Beziehungen ist. Ob ich damit umgehen könnte, weiß ich nicht. Wie leicht es mir fällt, in so einer Situation zu vertrauen, ist sicherlich davon abhängig, ob der Betrug aus einem Seitensprung oder aus einer langfristigen Affäre bestand. Wie viel Kalkül dahinter stand. Letztendlich kann ich aber nur raten, wie ich damit umgehen würde. Sicher ist lediglich, dass mich das vermutlich sehr, sehr, sehr verunsichern würde. Ich bin keine Frau, die sich mit anderen Damen in eine Reihe stellt. Das ist mir zu blöd und dafür bin ich zu stolz. Das hat etwas mit Selbstwert und anderen merkwürdigen Dingen zu tun. Und damit, dass ich glaube, dass ich eine ziemlich gute Frau bin.

Ich glaube, dass eine Beziehung nur dann gut ist, wenn sie auch sexuell funktioniert. Nun bin ich ein ziemlich sexueller Mensch. Das bedeutet, dass ich einen Mann an meiner Seite brauche, für den Sex ebenso wichtig ist. Denn ich mag nicht verhungern. Dabei ist mir wichtig, dass mein Mann eine natürliche Dominanz mitbringt. Denn die ist schwer zu erlernen, habe ich in der Vergangenheit festgestellt. Ich brauche im Bett jemanden, der weiß, was er will und der zupacken kann. Außerdem ist mir Experimentierfreude wichtig. Mir macht es Freude, neue Dinge auszuprobieren, mal im Sexshop shoppen zu gehen oder mich einfach spontan auf einen Quickie einzulassen. Ich liebe die Gefahr, den Nervenkitzel, den Reiz, etwas neues auszubrobieren oder ein Tabu zu brechen. Sexuelle Offenheit ist mir wichtig.
Und nun die Nachteile: Aufgrund von Missbrauchserfahrung bin ich niemand, der sich sexuell schnell auf einen anderen Menschen einlässt. Ich bin überhaupt keine Frau für eine Nacht. Weil ich das nicht kann. In solchen Situationen ist es mir nicht möglich, mich sicher zu fühlen und somit kann ich nicht loslassen. Das muss ich kommunizieren. Damit ich meinem Mann die Möglichkeit gebe, mit Feingefühl auf mich zu reagieren. Denn die Wahrheit ist, dass ich zwar jemanden an meiner Seite haben möchte, der mich nicht behandelt, als wäre ich aus Porzellan, dem aber dennoch durchaus bewusst ist, dass ich im Bett zerbrechlich bin - und zwar zerbrechlicher als in jeder anderen Lebenssituation. Ich brauche einen Mann, dem bewusst ist, dass ich auf Überforderung mit Wehrlosigkeit reagiere, der darauf achtet, wann ich damit beginne den Fingernagel meines Zeigefingers in die Daumenkuppe zu bohren und der genug Kontrolle über sich selbst besitzt, um sich in so einer Situation bremsen zu können, um mich auf- und wieder einzufangen. Und ja, ich merke, dass das fürchterlich kompliziert klingt. Dafür bin ich aber auch bereit, eine Menge Experimente mitzugehen, wenn ich erst einmal rückhaltlos vertraue.

Mir ist wichtig, dass man innerhalb einer Beziehung Verantwortung für den anderen und sein Wohlergehen übernimmt. Im Idealfall ist das Wohlergehen des Anderen das, was man selbst vorantreibt, weil es einen selbst glücklich macht. Aber dass das nur der Idealfall ist, ist mir schon bewusst. Trotzdem halte ich es für wichtig, dass man sich gegenseitig im Blick behält. Es ist gut und wichtig, sich aufeinander verlassen zu können. Auch dem anderen eine Stütze zu sein, halte ich für unabdingbar. Gleichermaßen, hier habe ich weniger gute Erfahrungen gemacht, wünsche ich mir, nicht dauerhaft als Stütze herhalten zu müssen, denn das zehrt irgendwann die eigenen Kraftreserven auf. Ein Miteinander auf Augenhöhe ist schöner, als den anderen stets vorantreiben oder hinterherziehen zu müssen. Weiterhin schätze ich es, wenn man sich aneinander reiben kann - ich brauche keinen regelmäßigen Streit, finde es aber wichtig, dass man sich mit einander auseinandersetzen kann. Denn ich bin ganz furchtbar schlecht darin, mich in einer Beziehung zu langweilen. Das halte ich dauerhaft nicht aus. Dann fange ich an, Blödsinn zu machen und rechts und links auch mal nach anderen Männern Ausschau zu halten. Mein Mann muss mich halten können. Mit Sex, Dominanz, Feingefühl, Interesse und Humor. Er sollte das Leben nicht zu ernst nehmen. Vielmehr wäre es schön, wenn er auch mal den Schalk im Nacken sitzen hat, mit mir lachen, mich herausfordern, provozieren oder einfach mal spontan das innere Kind ausleben kann. Und er sollte bereit sein, mich tief in sich heinsehen zu lassen, so wie ich bereit wäre, ihn selbiges tun zu lassen. Denn ich mag den Mann an meiner Seite kennen und erkennen. Ich möchte wissen, wer er ist. Möchte jede Facette, jeden Abgrund, jede charakterliche Stärke oder Schwäche lieben. Eben einfach: Ihn ganz lieben. In allem, was er ist, sein will und werden wird.

Kommentare

  1. ich weiß ja nicht, ob du den mann schon für dich gefunden hast, aber wenn nicht, dann wünsche ich dir ganz viel glück dabei und behalte meine erfahrungen mal aufgrund etwaiger illusionen für mich;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh, das ist schwer zu beantworten... Ich sage mal so: Ich habe seit vielen Jahren ein Exemplar an meiner Seite, das meiner Idealvorstellung nahe kommt. Aber nicht perfekt ist. In einem wesentlichen Punkt.

      Nur raus mit den Erfahrungen :-) Mir ist schon bewusst, dass ich eine Träumerin bin...

      Löschen
  2. nun ja...am anfang wird er das sicher ersteinmal erfüllen...wegen der rosaroten brille...danach treibt der alltag sein unwesen und manipuliert wie ein kleiner geist die harmonie...schließlich, wenn man meint so wie es ist ist es ok...also ob familie oder auch ohne kinder und lieber tolle reisen...schleicht sich die entwicklung an beide partner ran...ganz selten oder schwierig...dass sich beide partner in eine richtung und auf augenhöhe entwickeln...weil es da noch die hormone und alterbedingte veränderungen gibt...also wenn man das alles zusammen/gemeinsam bewältigt..und nach fünfzig gemeinsamen jahren sagt...wir lieben uns so wie wir sind...dann hat man es geschafft..in meinem familien und bekanntenkreis kenne ich genau ein paar, die das geschaffte haben. meine eltern. alle anderen werden fünfzig jahre ehe nicht erreichen, weil sie längst getrennt sind.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, okay. Das ist desillusionierend... :-) Danke trotzdem. Ich finde das spannend!
      Es klingt natürlich ein bisschen naiv, wenn ich schreibe, dass ich gerne ein Teil dieses einen Paares, das es schafft, sein möchte... Aber so ist es.

      Löschen
  3. versuch macht klug;-) wie bereits geschrieben...ich wünsche dir alles glück der erde dabei!
    p.s. mir ist es leider nicht gelungen...so what

    AntwortenLöschen
  4. Für mich klingt das total widersprüchlich. Er soll kein kleiner Junge sein, weil du nicht die Mutti geben willst -aber dann soll er doch das Kind in sich heraus lassen. Dann soll er Loyal und Ehrlich usw. sein - aber du willst nicht, das er Blog und Tagebücher liest. Dann soll er dominant sein - aber doch bitte auf das Porzellan achten. Das wäre mich als Mann einfach zu anstrengend. Eine Partnerschaft sollte in meinen Augen einfach "natürlich" harmonieren.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mmh. Dein Kommentar hat mich schmunzeln lassen. Für mich ist in diesem Post nichts widersprüchlich:

      Er soll kein kleiner Junge sein = Er sollte mit beiden Beinen im Leben stehen, seinen eigenen Unterhalt verdienen, sich selbst organisieren, aber dennoch auch mal mit mir albern sein können. Es ist wichtig, auch mal über das Leben zu lachen und nicht immer alles bierernst zu nehmen.

      Er sollte loyal und ehrlich sein = Beides ist möglich, auch wenn man einander Freiraum lässt, sich vertraut und nicht den Blog (oder die Tagebücher) des anderen liest. Beides ist möglich, auch ohne auch das allerkleinste Geheimnis seines Partners zu kennen.

      Und ja: All das sollte sich natürlich ergeben, da hast du natürlich recht.

      Dein Kommentar hat mich nachdenklich gemacht, weil er unendlich weit von meiner Selbstwahrnehmung entfernt ist. Bin ich kompliziert? Ich denke nicht. Ich stehe auf Freiraum und klare Kommunikation. Darauf, den anderen so zu lassen, wie er eben ist. Aber was auf den einen Menschen kompliziert wirkt, ist für einen anderen Menschen wahrscheinlich die einfachste Sache der Welt. Wer weiß?
      Das hier war einfach ein ich-wünsche-mir-was- Post. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

      Sorry, Anonym - wir werden wohl kein Paar. ;-)

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Willkommen im Zauberreich. Da dieser Blog ziemlich viel persönlichen Krimskrams enthält, lassen Sie uns einander doch duzen:

Schreib mir gerne einen Kommentar, bringe mich zum nachdenken, schmunzeln oder lachen. Aber bitte vergiss nicht, dass dieser Blog ein Spiegel meines Innen- und Gedankenleben ist. Ich würde mich demnach freuen, wenn du deine Worte sorgfältig wählst und behutsam mit den Dingen umgehst, die ich hier niederschreibe. Außerdem möchte ich dich darum bitten, mir deinen Namen oder wenigstens ein Kürzel unter dem Kommentar zu hinterlassen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Dankeschön!

Bitte beachte zudem, dass die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://zauberreich.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vom Kaffee und vom Leben

Vom Unglücklichsein

Vom Schmerzgedächtnis