Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von der Angst vor Frauen

Wie verhält man sich den bei Posts wie dem folgenden?
Dieser Blog hilft mir persönlich dabei, Erlebnisse und Gefühle zu ordnen und zu sortieren. Unter anderem halte ich hier Situationen fest, die mir im beruflichen Alltag zu schaffen machen. Als das hier noch ein vollkommen ungelesener Nischenblog war, habe ich mir über meine Wortwahl keine Gedanken gemacht. Mittlerweile haben sich die Klickzahlen erhöht und ich bin ein wenig vorsichtiger geworden, was Formulierungen angeht. Nichtsdestotrotz möchte ich schon aufschreiben, was mich bewegt. Deshalb ist es vielleicht ganz gut, wenn ich vor diesem Post mal deutlich hervorhebe, dass das, was ich hier schreibe, lediglich eine Beschreibung dessen ist, was ich in meinem Berufsalltag erlebe und empfinde. Dieser Post gibt keine politische Meinung wieder. Ich bin ein großer Menschenfreund. Bin ich wirklich. Ich könnte meinen Job nicht machen, wenn ich das nicht wäre. Und wenn sich ein deutscher Bewerber mir gegenüber so verhalten hätte, hätte ich das gleiche Gespräch ebenso als falsch empfunden und hier darüber geschrieben. Nur um das einmal ganz klar zu sagen.

Als ich dem Bewerber die Tür öffne und ihn herein bitte, will ich ihm die Hand geben. Hierzulande ist das eine Geste der Begrüßung, die, wenigstens in meiner Welt, von Anstand und Erziehung zeugt. Er aber weicht panisch so weit zurück, wie es geht, nämlich bis die Wand in seinem Rücken ihn aufhält. Überrascht mustere ich ihn. Dunkle Haare, gebräunte Haut, mittleres Alter. Definitiv ein Bewerber mit Migrationshintergrund. Vielleicht hat er eine Zwangsneurose, denke ich mir. Das hatte ich erst neulich. Ich musste das Bewerbungsgespräch im Stehen führen, weil der Bewerber, aufgrund seines Waschzwanges, sich nicht traute sich zu setzen.

"Hallo...", sage ich also, ziehe die Hand, die ich ihm anbiete, zurück und lächle ihn freundlich an.
"Guten Tag!", erwidert er, sieht starr an mir vorbei und schaut, als wäre ich jemand, vor dem man sich ekeln müsste. Ich muss zugeben, dass ich irritiert bin. Der Bewerber mit Waschzwang war wenigstens nett zu mir. Ihm war sein Verhalten selbst unangenehm.
Ich muss einfach nachhaken und verstehen, was dahinter steckt.
"Wollen sie mir nicht die Hand geben?", frage ich freundlich.
Er guckt vollkommen entrüstet.
"Ich fasse doch keine Frau an!", schnaubt er verächtlich, "Und schon gar keine deutsche Frau!"
Das Wort "deutsch" klingt aus seinem Mund, als würde er es mir vor die Füße spucken.
So schnell gebe ich aber nicht auf. Normalerweise fällt es mir mehr als leicht, Bewerber, vollkommen egal welcher Nationalität, aufzutauen, unabhängig davon, welche Sprache sie sprechen
"Das ist in Ordnung.", antworte ich also lächelnd, mich um Nachsicht bemühend. Schiebe aber sogleich nach:
"Lassen sie sich denn aber von einer Frau etwas sagen? Denn wenn ihr Bewerbungsgespräch, das wir jetzt führen werden, gut läuft, werde ich ihnen in Zukunft vorgesetzt sein."
In diesem Moment muss ich mir noch sanft auf die Unterlippe beißen, um mir ein Schmunzeln zu verkneifen, doch das ändert sich schnell, als er mir jetzt direkt in die Augen sieht. Wenn Blicke töten könnte, würde ich in genau diesem Augenblick sicher mehrfach einen ziemlich schmerzhaften Tod sterben.
Seine Stimme ist ganz leise, als er mir antwortet. Fast bedrohlich.
"Von einer Votze wie dir lasse ich mir gar nichts sagen!"
Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken.

So kommt es, dass ich den freundlichen Herren dann sehr zeitnah verabschiede und ihm dabei sogar die Tür aufhalte. Und schließlich doppelt prüfe, ob sich diese hinter ihm auch wirklich so verschlossen hat, dass man sie von außen nicht mehr selbständig öffnen kann.
Gruselig. Diese Menschen. Zumindest einige davon.

Kommentare

  1. Gut, dass Dein Arbeitgeber schon so weit Vorsorge getroffen hat, dass niemand unberechtigt in Dein Büro kommen kann. Mir wäre etwas schwummrig geworden.
    Und gegen Statistik (in jeder Bevölkerungsgruppe gibt es eine prozentual gleich bleibende Anzahl von dummen Ignoranten) kommt man leider nicht an.
    Aber Du weißt, *Karma is a bitch*. Mal sehen, wie er später bei Ärztinnen, Krankenschwestern, Altenpflegerinnen usw. mit dieser Attitüde ankommt ^

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    1. Mir wird auch jedes Mal schwummerig. Obwohl ich einräumen muss, dass Begegnungen dieser Art (leider) noch zu den harmloseren Situationen gehören...
      Stimmt! Ich bin tatsächlich überzeugt davon, dass es Karma gibt. Ein Grund, warum ich niemandem etwas Schlechtes wünsche.

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    2. So richtig glaube ich nicht an (m)ein Karma. Vermutlich allein deshalb nicht, weil ich tatsächlich Angst vor der damit verbundenen Option der Wiedergeburt habe. Eine der beruhigenden Vorstellungen die ich mit dem Tod verbinde, ist die eines Abschlusses. Allerdings mag ich viele Ansichten, die im Buddhismus gelehrt werden. Unter anderem auch die, dass, wenn man jemand etwas Schlechtes wünscht, das so sei, als ob man selber Gift trinkt und darauf wartet, dass der andere stirbt.
      Ich vermute, dass du das schon kanntest?

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    3. Nein, die Ansicht kenne ich noch nicht oder ich habe sie vergessen, denn es ist schon einige Jahre her, dass ich mich ausführlich mit dem Buddhismus beschäftigt habe.
      Aber sie entspricht mir sehr...
      Danke dafür.

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  2. Gruselig. Ich frage mich bei so Leuten ernsthaft, warum sie in Deutschland leben.

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    1. Das frage ich mich allerdings in der Tat auch bei Rassisten, Nationalisten, Sexisten und anderen Interessengruppen, denen unsere Grundordnung in wesentlichen Teilen gegen den Strich geht. Vermutlich ist denen allen aber gemein, dass es sich hierzulande letztlich dann doch recht komfortabel leben lässt, so im internationalen Vergleich. 😉

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    2. Also ICH frage mich keine SEKUNDE, weshalb diese Leute in Deutschland leben bzw. leben wollen.

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    3. @DrSchwein:
      Warum solche Leute in Deutschland leben, wissen wir doch beide? Ich zumindest lerne das tagtäglich im Job...

      @Herr Zimmermann:
      Genau. Wobei die Formulierung "doch recht komfortabel" eigentlich ein wenig zu kritisch gewählt ist, wie ich finde. Unabhängig von der vorherrschenden politischen Sicherheit: Wenn man seine Rechte kennt, kann man sich in Deutschland, im Bereich der Grundsicherung, doch einen ganz guten Lebensstandard erarbeiten. Vielen Menschen ist das gar nicht so sehr bewusst. Das geht los bei Miete und endet bei der Finanzierung von Führerschein und PKW. Und glaub mir, dazwischen liegen noch ganz, ganz viele Finanzierungsmöglichkeiten. :-) Vor kurzem hatte ich einen Langzeitarbeitslosen im Vorstellungsgespräch, der monatlich 1200 Euro zur Verfügung hat.
      (An der Stelle muss ich aufhören, zu schreiben, sonst artet meine Antwort auf deinen Kommentar aus, ich verfriemle mich und werde am Ende - was ich ja nicht tun wollte - doch noch politisch.)

      @Rain: Ich auch nicht.

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