Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Pinocchio

Das erste Mal verzaubert mich Rom bereits an meinem ersten Abend. Nach der einstuendigen Fahrt vom Flughafen, die ich nur ueberlebe, weil der Rest der Welt Nachsicht mit Antonios Fahrstil hat, komme ich schliesslich in der kleinen Suite an und stelle fest, dass sie sich direkt ueber einer kleinen Werkstatt befindet. Ein kleines rotes Schild steht vor dem Laden und weist aus, dass die Waren, die feilgeboten werden, handgemacht sind. Meister Gepetto steht an seiner Werkbank und schreinert, laechelnd und vollkommen in sich versunken, jeden Publikumsverkehr ausblendet, eine kleine Figur: einen weiteren Pinocchio, den er in eines der Regale, die sich rings um ihn herum befinden und sich bis zur Decke stapeln, stellen wird. Und ich bin verliebt. Vom ersten Augenblick an. In Gepetto und Pinocchio.

Meine Zuhause, in Deutschland, beherbergt den einen oder anderen Gegenstand, an dem mein Herz haengt. Da sind eine Spieluhr aus Prag, ein Kamel aus Bronze aus Dubai, eine Shisha aus Aegypten, ein schlichtes, silbernes Kreuz aus einem kretanischen Kloster, ein cubanischer Druck, ein Tuch aus Australien, ein zyprischer Ring, ein Porzellan-Elephant namens Eduart-Otto aus Polen, ein hölzernes Pilgerkreuz, ein Pokemon (nicht fragen) aus den USA, eine Muetze aus Schottland, ein Schal aus London, ein Weidenkoerbchen von Madeira, eine gusseiserne Pfanne aus Schweden, einen Lavastein von Teneriffa und allerlei anderer Klimbimkrimskrams.

Zwischen all diesen unterschiedlichen, bunten Dingen wird nun Pinocchio ein neues Zuhause finden. Und ich habe so das Gefuehl, dass er sich wohlfuehlen wird bei mir. Um ehrlich zu sein, bin ich fast sicher, dass er eine Seele hat und anfaengt, die Wohnung zu erkunden, sobald ich wegsehe. Wie so einige andere verzauberte Dinge, die mit den Jahren bei mir eingezogen sind. Aber: So soll es sein, so fuehlt es sich gut an. Ich nehme ein bisschen Italien mit zurueck nach Deutschland. Und den Vorsatz, das Leben ein wenig entspannter anzugehen. Weniger Stress. Mehr das süße Leben genießend.



Kommentare

  1. Ah, der verloren geglaubte Reisebericht. Pinocchio sieht recht zufrieden aus ;)
    Viel Spaß noch.

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    1. Nein, das war noch nicht der Reisebericht. Ich hatte keine Lust, ihn nochmal zu schreiben. :)
      Danke.
      Im Moment friste ich mein Dasein am Flughafen und warte auf den Rückflug. Man sollte sich beamen können...

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  2. Das Leben entspannter angehen zu lassen, ist eine gute Idee.

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