"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei
Von der Berührung
Einen Tag, der von oben bis unten mit harter Arbeit angefüllt war, lasse ich in einem Restaurant, einem kleinen, gemütlichen Thailänder, ausklingen. Das Essen bringt mir neue Energie, es ist toll: Das Gemüse ist gut gewürzt und bissfest, die Sauce ein Traum und das Dressing, welches es zum Salat dazu gibt, zum niederknien. Ich mag den kleinen Hauch von Zitronengras, die Garnelen, die Frische und Leichtigkeit des Essens, das so anders ist, als das, was man in Deutschland isst. Mal wieder kommt der Genussmensch in mir zum Vorschein.
Essen ist eindeutig Lebensqualität für mich. Lieber bin ich ein wenig weiblicher als mich durch Diäten selbst einzuschränken. Dauerhafte Selbstkasteiung ist einfach nicht meins. Das Leben ist zu kurz dazu.
Während ich mich von der Fröhlichkeit, die die zurückhaltende Kellnerin ausstrahlt, anstecken lasse und mich mit einem Mal fühle, als säße ich in einer Strandhütte auf Ko Samui, lese ich mal wieder die Frage, die in braunen, harmonisch geschwungenen Lettern auf der sonnengelben Wand des Restaurants steht:
Können wir das Leben wirklich berühren?
Heute lässt mich diese Frage nicht los. Sie geht mir unter die Haut.
Als ich gezahlt habe und das Restaurant verlasse – Auf Wiedersehen! Haben Sie ein schönes Wochenende und bis zum nächsten Mal! – fängt es an, zu regnen. Ohne Vorwarnung fallen die großen, schweren Tropfen. Ich bleibe einfach stehen und strecke dem Regen mein Gesicht entgegen. Die unerwartete Kälte zaubert mir eine angenehme Gänsehaut und kühlt meinen Körper. Innerhalb von Sekunden bin ich völlig durchnässt. Ebenso plötzlich wie es begonnen hat zu regnen, hört es auch wieder auf. Da stehe ich auf dem Bürgersteig, das T-Shirt klebt an meinem Körper, die Stoffschuhe sind ein einziger Badesee und meine Haare tropfen. Durch die großen Wolkenberge am Himmel kämpft sich die Sonne und legt sich warm auf meine Haut. Es muss völlig irre aussehen, aber ich kann nicht anders, ich muss einfach lachen.
Können wir das Leben wirklich berühren?
Was für eine Frage… Ich muss nicht einmal die Hand ausstrecken, um es berühren zu können.
Um mich berühren zu lassen.
Irgendwann als Jugendliche las ich mal ein Buch - ich glaube, es war "Gangs of New York" von Herbert Asbury - in dem jemand sagte, er würde seinen Kaffee nur schwarz trinken, damit er nichts vermissen müsse, gäbe es mal keinen Zucker oder keine Milch. Ich fand das damals ziemlich nachvollziehbar und auch ein bisschen cool. Deshalb habe ich die Geschichte, auch hier im Blog, gerne erzählt und meinen Kaffee ebenfalls lange schwarz getrunken. Heute, viele Jahre später, fällt mir dieser Spruch wieder ein. Und zum ersten Mal fällt mir auf, wie blödsinnig er ist. Mittlerweile trinke ich meinen Kaffee mit Milch. Täglich und immer. So liebe ich ihn. Und genauso wie ich meinen Kaffee trinke, lebe ich nun auch mein Leben: Es ist nicht gut, prophylaktisch auf Dinge zu verzichten, weil man sie irgendwann mal missen könnte, wenn sie nicht mehr sind. Ich genieße die Dinge heute und koste sie, möglichst bewusst, aus, weil ich nicht weiß, ob es ein Morgen gibt. Wenn es aber kein Morgen gibt
Ich muss an meine Kollegin denken. Vor ein paar Wochen kam sie krank zur Arbeit. Nachdem wir einen halben Tag zusammen in unserem kleinen Büro gesessen hatten, sagte sie ganz unglücklich: "Ich glaube, ich habe Corona. Aber ich darf kein Corona haben. Wenn ich jetzt Corona habe, kann ich nicht in den Urlaub fliegen. Dann kann ich nie wieder glücklich sein." Ich musste etwas lachen, weil ich sie zunächst gar nicht ernst nahm. In dem Wissen um ihre Weihnachtsverliebtheit erwiderte ich scherzhaft: "Doch, doch. Spätestens zu Weihnachten wirst du wieder glücklich sein!" Doch sie schüttelte nur den Kopf. "Nicht einmal dann.", antwortete sie ernst. Ihre Worte sind mir sehr nachgegangen und zunächst einmal konnte ich gar nicht verstehen, warum dem so ist. Eine Zeitlang überlegte ich, ob ich neidisch sein könnte. Auf die Fähigkeit, ein nicht Antreten des Urlaubs als einen so großen Verlust zu empfinden. Aber das war es nicht. Mittlerweile weiß ich, dass es mich schl
Ich lasse die Statusmeldungen bei W.hatsA.pp durchlaufen und stolpere darüber, dass T. Bilder veröffentlicht hat. Das trifft mich, nach Jahren der Stille, unerwartet. Zugleich ist der Zeitpunkt fast schon lächerlich passend, weil ich in letzter Zeit oft an ihn denke. Denn ich lerne an H. wie tief die Verletzungen sind, die T. mir zugefügt hat. Seit T. ist H. der erste Mensch, dem ich es gestatte, so tief in mich hineinzusehen. Das ist irgendwie leicht, weil er so liebevoll und gut zu mir ist und andererseits ist es schwerer denn je, weil ich jederzeit erwarte, an den Punkt zu stoßen, an dem er mich zurückweist. Ich erwarte verbale Verletzungen und Ablehnung meiner Person in vorauseilendem Gehorsam. Der Glaube daran, das etwas wirklich gut sein kann ist mir abhanden gekommen. Ich genieße die Zeit, die wir miteinander verbringen. Aber ich warte auf das Ende. Jeden Tag. Ich vermute, die Bilder aus T. Status' sind aus seinem Bus heraus aufgenommen. Vielleicht auch nicht, aber sie fühle
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