Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Tagebuchsachen

Angetriggert.
Am Ende des Tages habe ich das Gefühl, dass mich das viele Grübeln in den letzten zwei Tagen vergiftet hat. Dieses Gift will ich aus mir herausschreiben. Und ich habe das Gefühl, dass das hier ein ziemlich intimer Post werden wird. Der plan- und strukturlos runtergeschrieben wurde, um den Kopf einmal zu leeren. Und der nicht Korrekturgelesen wurde, um etwaige missverständliche Formulierungen abzuschleifen und passendere Worte oder Rechtschreibfehler zu finden.
Ein wenig Behutsamkeit und Nachsicht würden ihm wahrscheinlich gut tun.
Falls ich den Post überhaupt so für mich auf diesem Blog stehenlassen kann.

(Nachtrag: Kein Post für Zartbesaitete!)

Ich kann nicht genau sagen, wo sexuelle Belästigung für mich anfängt. Beim Lesen und Recherchieren in den letzten Tagen habe ich allerdings festgestellt, dass meine Grenzen offenbar weiter gesteckt sind, als die anderer Menschen. Soll heißen, dass ich es nicht als sexuelle Belästigung empfinde, wenn jemand mit mir flirtet, nach meiner Telefonnummer fragt, mir hinterherpfeift, einen blöden, sexuellen Spruch bringt. Je nach Tagesform fahre ich entweder meine imaginären Stacheln aus und reagiere abweisend oder aber ich kontere mit einem flotten Spruch auf den Lippen. Manchmal fühle ich mich geschmeichelt. An wieder anderen Tagen reagiere ich sensibel. Zur Not auch mit einem: "Hör auf damit, ich möchte das nicht."
In der Regel habe ich solcherlei Erlebnisse schon zwei Sekunden später wieder vergessen.
Mir macht das nichts aus.

Allerdings stelle ich mir die Frage, warum meine Empfindungen in diesem Fall von denen anderer Menschen abweichen. Mittlerweile habe ich vielleicht, und es hat mich ziemlich viel Zeit gekostet, das herauszufinden, eine Theorie dazu:
Hier im Blog ist es ein offenes Geheimnis, dass ich als Kind und Jugendliche sexuelle Übergriffe erfahren habe. Vielleicht hat das dazu geführt, dass ich über viele sexuelle Andeutungen hinwegsehen kann, solange man mich nicht ungefragt berührt. Denn das ist etwas, was mir wirklich Angst macht. Alles andere ist für mich... pillepalle - wobei mir bewusst ist, dass diese "andere Sachen" für andere Menschen schlimm sind und ich deren Empfindungen keineswegs relativieren will. Schlimm ist schlimm. Da haben Abstufungen, meiner Ansicht nach, nicht viel zu suchen. Ganz besonders, weil Empfindungen völlig subjektiv sind.
Dass ich aber spüre, dass meine persönlichen Grenzen - oder: meine Definition von "sexueller Belästigung/sexueller Gewalt" - anders definiert sind, lässt mich zweifeln. An mir und meinen Empfindungen. Relativiere ich verbale, sexuelle Belästigung, weil sie mir keinen körperlichen Schmerz zufügt? Hat der Umstand, dass ich physische, sexuelle Gewalt erfahren habe, dazu geführt, dass ich abgestumpft bin?
Der Gedanke gefällt mir nicht. Ich will niemand sein, der Unrecht relativiert.
Und schon zweifle ich an mir und meinen Gefühlen.

Je mehr ich mich für mich selbst mit dem Thema "Sexuelle Belästigung" auseinandersetze, desto intensiver spüre ich, wie tief dieses Thema in meinem Leben verwurzelt ist. Das ist nicht wirklich weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass ich als kleines Kind einen sexuellen Übergriff von einem Mann erfahren habe, der vom Alter her mein Vater hätte sein können. Dass mir dazu die meisten Erinnerungen fehlen, dass es ganze Tage in meinem Leben gibt, an die ich keinerlei Erinnerungen habe, hatte ich schon in einem anderen Post geschrieben. Ich will das hier nicht ausweiten.
Das jedenfalls ist die erste Erinnerung, die mir kommt, wenn ich über Belästigung/sexuelle Gewalt nachdenke. Interessant - für mich - wird es aber, wenn ich mich von diesem Beispiel entferne und mal versuche, mit objektivem Blick mein Leben zu betrachten. Denn dann stelle ich fest, dass ich so viel mehr Übergriffe, die weit über meine persönlichen Grenzen hinausgingen, erlebt habe, als es mir eigentlich bewusst ist.
Unsortiert, in loser Reihenfolge, bei weitem nicht vollständig, ein paar Beispiele:

  • Da ist der Junge, der sich zwischen meinem 14. und 16. Lebensjahr regelmäßig, und meistens ziemlich betrunken, Nachts in mein Bett schiebt. Er ist nur ein paar Jahre älter als ich. Meistens schiebt er mir seine Hand zwischen die Beine, dringt mit ein paar Fingern in mich ein und spielt an mir rum. Eine schmerzhafte Angelegenheit, unerregt, wie ich bin. Aber: Ich habe mich nie gewehrt. Habe nie aktiv "Nein." gesagt. Stattdessen habe ich dagelegen, angespannt, verspannt, gelähmt. Nur beim ersten Mal muss ich irgendwann zwischendurch auf Toilette gehen, um mich zu übergeben. Nichts destotrotz geht es danach weiter. Bis er einschläft. Meistens verschwindet er vor dem Morgengrauen wieder. Irgendwann bleiben seine Besuche aus.
  • Da ist der schwarze Mann, der sich in einer völlig leeren S-Bahn direkt neben mich setzt, als ich von der Uni aus nach Hause fahre. Er riecht nach Schweiß und Zigarren. Während sich die Bahn von Station zu Station mit immer mehr Menschen füllt, denke ich anfangs, dass ich es mir nur einbilde, dass sein Ellenbogen immer wieder gegen meine Brust stößt. Als seine Hände dann aber, unter dem T-Shirt, meine nackte Haut berühren, ist klar, dass das kein Versehen mehr sein kann. Auch hier bin ich nicht dazu fähig, mich zu wehren. Verlässlich schlüpfe ich zuück in die Rolle des wehrlosen Kindes. Aber ich glaube, dass mein Körper zittert. Und ich kann meinen Herzschlag hören. Ich habe das Gefühl, dass jeder in dieser Bahn meinen Herzschlag hören kann. Zwei Männer, vielleicht um die 30 Jahre alt, beobachten das Geschehen. Sie greifen natürlich nicht ein, denn dazu müsste ich erst einmal signalisieren, dass das, was passiert, gegen meinen Willen geschieht. Das kann ich aber nicht. Während die Panik in mir hochkrabbelt, schießt mir die Röte ins Gesicht. Ich schäme mich für das, was hier passiert. Und irgendwann legt sich ein Schalter um. Ich kämpfe mich, ohne einen Funken Rücksicht zu nehmen, blindlings durch die Menschen, die dicht an dicht, die Bahn besetzen. Will einfach nur hier raus, Luft bekommen. Und als sich die Türen öffnen, laufe ich. Ich renne nach Hause. Und das Klischee: Ich gehe duschen
  • Ich bin in der 8. Klasse. Ein Typ aus der Parallelklasse findet es irgendwie geil, den Mädels unvermittelt seine Hand in den Schritt zu schieben. Die Aufforderung das zu unterlassen, ignoriert er. Mehrfach. Eines Tages raste ich aus und fange an, völlig unkontrolliert auf ihn einzuschlagen. Das erregt Aufmerksamkeit. Ein paar Freunde von mir fangen ihn außerhalb der Schule ab. Ich habe keine Ahnung, was sie mit ihm machen. Weiß es bis heute nicht. Aber er fässt mich nie wieder an. Wir wechseln bis zum Abitur kein Wort mehr mit einander.
  • Vor kurzem laufe ich an einem Basketballplatz vorbei. Eine Gruppe von vier Männern sitzt dort. Sie trinken Bier. Einer von ihnen fängt an zu pfeiffen, der Rest stimmt ein. Ich fühle mich unwohl, weil es bereits dämmert und ignoriere die Pfiffe, Sprüche und Anmachen. Stattdessen beschleunige ich meinen Schritt. Registriere aber aus den Augenwinkeln, dass sie sich in Bewegung setzen. Als auch sie anfangen, sich zu beeilen, ahne ich, dass sie mich einholen wollen. Und weil ich ein komisches Bauchgefühl habe und dazu neige, auf mein Bauchgefühl zu hören, fange ich hinter der nächsten Straßenecke an zu rennen. Denn ich bin ein Angsthase. Und wirklich Angst habe ich, als auch sie zu rennen beginnen. Drei von ihnen hänge ich ab. Einer holt mich ein. Er hält mich fest und fragt mich, allen Ernstes, warum ich so renne. Vermutlich sieht er die Angst in meinem Blick, denn plötzlich lässt er mich los. Ich weiche zurück. Sage ihm, dass er mir Angst macht und ich mich bedroht fühle, wenn sich mir vier Typen an die Fersen heften. Er ist, ob der Situation, völlig perplex. Lächelt freundlich und erzählt mir, dass er mich lediglich nach meiner Telefonnummer fragen wollte. Ich gebe sie ihm nicht. Damit gibt er sich zufrieden. Dafür erzählt er mir, in welcher Kneipe er regelmäßig einkehrt. Ich könne ja mal vorbeikommen, wenn mir der Sinn nach Gesellschaft stehe.
  • Ich bewundere den Mann, der an der Schlange im Supermarkt hinter mir steht, sich unvermittelt zu der alten Dame hinter sich umdreht und sie erbost fragt, ob sie gerade wirklich ihre Hände auf seinen Hintern gelegt hat.
  • Schlagermove. Club. Oktoberfest. Mutter Natur hat mich - leider - ziemlich reich mit Brüsten gesegnet. Wenigstens aber auch mit einer Taille und ganz passablen Beinen. Egal wo: Ich kann mich in eine Menschenmenge meiner Wahl stellen und garantieren, dass ich im Laufe des Abends mindestens einmal zwei fremde Hände ungefragt auf meinen Brüsten zu liegen habe. Hinterher wird mir dann regelmäßig erklärt, dass man mal gucken wollte, ob die Brüste echt sind. Was im Grunde genommen irrelevant ist, weil eh niemand glaubt, dass dem so ist. Ob ich mich wehre ist, wie ich ehrlich zugeben muss, ein wenig situationsabhängig: Es gab schon Situationen, in denen mich die Dreistigkeit solcher Handlungen derartig überfordert hat, dass ich in meiner Überraschung einfach perplex und handlungsunfähig war.
  • Vor nicht langer Zeit, etwas, was auch irgendwo in diesem Blog niedergeschrieben ist, falls es der Kehrwoche nicht zum Opfer gefallen ist: Ein Typ, den ich ein einziges Mal gesehen habe, besorgt sich über diverse Ecken meine Telefonnummer. Ich habe lange Zeit keine Ahnung, wer er ist. Aber er schickt mir Textnachrichten. Schreibt von diversen diversen sexuellen Folterpraktiken, denen er in seiner Kindheit ausgesetzt war. Beschreibt wie sehr er das genossen hat. Ruft zu jeder Tages- und Nachtzeit an. Mehrfach. Mit Stöhnen und ohne Stöhnen. Schickt mir Pornos. Als er mir das Bild einer Frau übersendet, die wie ein Wildschwein mit einem Spieß durchbohrt ist, blutig und nackt über einem brennenden Lagerfeuer gegrillt wird, gehe ich zur Polizei. Das Bild brennt sich in meine Netzhaut ein und ich will nicht mehr wehrlos sein. Die Polizisten belächeln mich eher. Ihre Empfehlung: Ich soll die Telefonnummer sperren lassen. Aber das wiederum will ich nicht, auch wenn meine Entscheidung auf vollkommenes Unverständnis bei der Polizei und in meiner Umgebung trifft: Wenn ich die Nachrichten, Bilder, Pornos empfange, habe ich das Gefühl, die Situation noch kontrollieren zu können. Ich bin unsicher, welche Maßnahmen er zu ergreifen fähig ist, wenn ich seine Kontaktversuche unterbinde. Schließlich ist alles, aber auch nichts möglich. Ich nerve die Polizei solange, bis sie mich an eine Spezialistin verweisen. Diese rät mir, mit Feingefühl und Geduld, denjenigen nicht wegen sexueller Belästigung anzuzeigen. Sie sagt, dass die Wahrscheinlichkeit mit so einer Anzeige Erfolg zu haben, enorm gering ist. Stattdessen sieht sie den Tatbestand der Beleidigung erfüllt. ... Entgegen ihrer Vermutung erlässt die Staatsanwaltschaft tatsächlich den Beschluss, die Telefonnummer ihrem Besitzer zuweisen zu lassen, der daraufhin mehrfach vorgeladen wird. Von einer Strafe wird abgesehen. Die Anklage befindet sich mittlerweile, nach meiner letzten Information, in stationärer Behandlung.
  • Und dann ist da noch eine Geschichte, die ich noch niemals jemandem erzählt habe. Die ich, soweit ich mich erinnere, auch nirgendwo aufgeschrieben habe. Weil sie mir zu nahe geht. Und einen Teil meines Grundvertrauens nachhaltig angeknackst hat. Ich bin mit einem sehr, sehr engen, verdammt langjährigen Freund unterwegs. Nach einer langen Nacht fließt der Alkohol noch immer und weil wir uns bis ins letzte Detail kennen, einander kompromisslos vertrauen, landen wir irgendwann beim Thema Sex. Wir besprechen Vorlieben und Abneigungen. Und irgendwann reden wir über das, was mir passiert ist. Über sexuelle Grenzüberschreitungen. Und darüber, dass ich noch immer damit kämpfe, mich wehrlos zu fühlen. Teilweise noch immer Schwierigkeiten habe, mich zu wehren. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was in dieser Nacht passiert sein könnte. Und das war etwas, was mich wirklich zutiefst verletzt hat. Ich habe mich gewehrt. Wenngleich viel zu spät. Aber ich habe mich gewehrt. Selbst wenn ich es nur langsam lerne.
Irgendwann entwickle ich eine recht eigene Strategie, mit Ängsten jedweder Art umzugehen. Ich fange an, gezielt Situationen, die mir Angst machen, zu suchen. Um mir selbst zu beweisen, dass ich meine Angst überwerte. Und dass die Angst vor der Angst schlimmer ist, als die eigentliche Angst.
Das ist einer der Gründe, warum ich eine Zeitlang beruflich im Bereich Sexualstrafrecht tätig bin. Die Geschichten, die ich dort höre, die Bilder, die ich sehe, werde ich wohl mein Leben lang nicht mehr vergessen. Besonders in Bezug auf Kinder, Kleinkinder und Säuglinge.
Immer wieder höre ich in dieser Zeit, dass ich vom Wesen her zu weich bin, dass ich mehr abstumpfen, gröber werden muss, um in der Welt da draußen zurechtzukommen. Aber das empfinde ich nicht als erstrebenswert. Es kostet mich eine Menge Gefühle, ziemlich viele (Zuhause geweinte) Tränen, einen Wust an Aufarbeitungszeit, um mich selbst zu positionieren und herauszufinden, dass ich nicht abstumpfen will. Stattdessen möchte ich weiter naiv und blauäugig auf fremde Menschen zugehen, möchte solange  an das Gute in meinem Gegenüber glauben, bis er mir das Gegenteil beweist.
Ich lerne in dieser Zeit viel. Über mich selbst und das aktive Setzen von Grenzen. Und darüber, wie wichtig es ist, Kindern von klein auf beizubringen, dass ihre Körpergrenzen wichtig sind und wertgeschätzt sowie respektiert werden. Ich reflektiere mich und meine Vergangenheit. Wieder und wieder. In der Hoffnung, es zu lernen, konkretere, klar formulierte Grenzen zu setzen. Um es beim nächsten Mal, sollte es denn ein nächstes Mal geben, besser machen zu können.

Heute bin ich, um ehrlich zu sein, ganz schön stolz darauf, dass ich eine normale, aufgeschlossene, sogar experimentierfreudige Sexualität leben kann. Ich fühle mich wohl damit. Auch wenn meine Sexualität über zumindest eine Einschränkung verfügt: Ich habe keine ONS. Niemals. Und werde sie auch nie haben. Betrunkene Männer machen mir Angst. Außerdem fehlt mir das Vertrauen in Spontanbekanntschaften. Und auch, noch immer, ein wenig in mich selbst, denn ich bin unsicher, ob ich mir selbst glauben kann, dass ich mich heute in jeder Situation, die meine Grenzen überschreitet, wehren kann. Ich mag es nicht darauf ankommen lassen. Das Risiko einzugehen ist es nicht wert. Und mit meiner ONS-Einschränkung kann ich gut leben.

Nach dem Schreiben dieser Zeilen geht es mir besser.
Jetzt fühle ich mich innerlich geordneter.
Auch wenn ich, just in diesem Augenblick das Gefühl habe, dass ich der letzte Mensch bin, der sich äußern sollte, wenn "sexuelle Belästigung" und "sexuelle Gewalt" diskutiert werden.


(Die Begrifflichkeiten "sexuelle Belästigung" und "sexuelle Gewalt" sind wohl nicht mit einander gleichzusetzen. Damit sollte ich mich bei Gelegenheit nochmal intensiver auseinandersetzen.)

Kommentare

  1. Das hier kann ich mir nicht zuende durchlesen, sonst geh ich kaputt.. :(
    Ich kann Dir nur von Herzen wünschen, dass am Ende viel mehr Sonne bleibt als Schatten.

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    1. Alles gut. :-)
      In meinem Leben gibt es um ein vielfaches mehr Sonne als Schatten.
      Nichtsdestotrotz denke ich, dass es wichtig ist, die Worte manchmal klar zu wählen. Auch wenn es weh tut. Für mich ist es wichtig, Erlebnisse so zu formulieren. Weil ihnen das so die Macht über mich nimmt. Ich weiß nicht, ob das nachvollziehbar ist. Aber vielleicht ist auch nur wichtig, dass sich das richtig für mich anfühlt.

      Sonnige Grüße.

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    2. Zitat: "Für mich ist es wichtig, Erlebnisse so zu formulieren. Weil ihnen das so die Macht über mich nimmt. Ich weiß nicht, ob das nachvollziehbar ist."

      Es ist nachvollziehbar und es ist richtig und wichtig. In dem Du schreibst, verarbeitest Du die Erlebnisse. Besser, als sie immer und immer wieder zu durchdenken (wie Du schon am Beginn des Textes selbst schreibst). Vielleicht auch besser als reden. Denn das Geschriebene kannst Du später nachlesen und so Stück für Stück aufarbeiten.
      Ich wünsche Dir die Kraft dafür!

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    3. Weißt du, ich denke, die Sachen sind alle ganz gut verarbeitet. Wenn ich sie allerdings alle zusammen in einen einzigen Post schreibe, dann hat das natürlich eine ziemliche Schlagkraft. Die Wahrheit ist aber, dass ich, glaube ich, ziemlich normal bin. Sicher beschäftigt mich dieses Thema manchmal. Ganz bestimmt beschäftigt es mich teilweise sogar ganz intensiv. Wenn es einen Auslöser gibt. Aber an den meisten Tagen, und darüber bin ich sehr froh, spielt das gar keine Rolle mehr - irgendwann hat man die Dinge dann auch genug durchgekaut und es ist wichtig, sie an einem bestimmten Punkt einfach loszulassen, wenn einem das möglich ist. Ich wollte immer, dass mir das möglich ist, denn ich will nicht, dass mein ganzes Leben von Erlebnissen wie den oben beschriebenen belastet und eingefärbt wird. Das ist es nicht wert und so viel Macht über mein Leben will ich den Menschen, die meine Grenzen verletzt haben, auch nicht geben. Stattdessen will ich lieber versuchen, auf mich aufzupassen und an mir zu arbeiten (siehe Stichwort "Opferprofil" in Würfelzuckers Kommentar).
      ...

      Danke für die Kraft.
      Die nehme ich gerne und kann sie immer gebrauchen.

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    4. Ziemlich normal. Achso. Darum findest du es "normal", so einen Post unter Tagebuchsachen zu veröffentlichen. Frau am Spieß zwischen Gartenzwergen und Vergewaltigung. Normal.

      T.

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    5. ...

      Das habe ich nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, dass ich mich als normal empfinde. Soll heißen, dass ich mir Erlebten zurecht komme. Und ein normales Leben führe. Das ich mir -trotz Erlebten - erarbeitet habe. U. a. durch Verarbeitung.

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    6. Ich muss gestehen, dass ich beim ersten Lesen dieses Posts - leider noch abends vor dem nachträglich eingefügten "Warnhinweis" - schlucken musste, weil ich unter "Tagebuchsachen" einiges vermutet hatte, aber das nicht. Nicht so. Darum musste ich deine Worte auch über Nacht sacken lassen, um mich meinerseits nicht im Ton zu vergreifen - ob nun (unabsichtlich) tatsächlich oder (mal wieder) nur gefühlt. So gesehen bist nicht nur du eine Drahtseiltänzerin, wie es in deinem Profil steht, wir Leser sind es auch. Weil du uns so intensiv an deinem Leben - oder zumindest an ausgewählten Ausschnitten davon -  teilhaben lässt und man nie weiß, was als nächstes kommt. ;)

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    7. Mit dieser Art von Kommentaren tue ich mich schwer. Sie sind es, die mich immer wieder darüber grübeln lassen, ob ich öffentlich bloggen will. Oder nicht lieber zurück auf privat schalte oder umziehe und wieder einen Nischenblog betreibe. Letztendlich ist es aber so: Jeder hier liest hier jeder freiwillig. Oder lässt es eben.
      ...

      Das ich die Vorwarnung zu spät eingefügt habe, tut mir leid. Und was den Posttitel angeht: Davon abgesehen, dass ich den frei wählen kann, wie ich finde, war er für mich passend, weil mich das Thema an diesen diesem und in den vergangenen Tagen einfach massiv beschäftigt hat.

      Schwierig das alles. :)

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  2. eine vergewaltigung mit 17. danach habe ich mir geschworen, dass das nicht mehr passiert. im alter wird man gelassener und direkter.
    das problem ist, dass opfer ein gewisses opferprofil haben. "auf den boden schauen, eingeschüchtert, angstausschüttend usw" täter spüren das. also. muss man etwas dagegen tun.

    und ich bin immer noch der meinung, trotz allem, dass sexuelle belästigung überbewertet wird.

    bei sexueller gewalt denke ich anders. denn das ist übel. also: einen schönen tritt zwischen die beine. oder! fingerspitzen in die augen.

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    1. Das mit dem Opferprofil stimmt zweifellos. Damit habe ich mich ziemlich ausführlich auseinandergesetzt. Habe mich allerdings oben nicht getraut, das in den Post zu schreiben, weil ich davor zurückgescheut bin, öffentlich zu schreiben, dass man nicht nur Opfer ist, sondern sich (zum Teil) auch dazu machen lässt. Ich wollte den Post eher unauffällig absetzen. Deshalb auch der Titel "Von Tagebuchsachen". Ist wohl eher nicht so aufgegangen, dieser Plan. ;-)

      Die Kniescheibe! Immer gegen die Kniescheibe...

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  3. wie war denn die auszeit? ich hoffe sehr schön.

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    1. Wunderbar und richtig, richtig schön... Rom ist eine tolle Stadt! Kann ich sehr empfehlen. Bestimmt schreibe ich auch irgendwann nochmal ein paar kleine Zeilen darüber.
      Deinen Urlaub fand ich im Übrigen auch sehr spannend. Das hätte ich mir auch gut vorstellen können. Habe gelesen, du nimmst nächstes Jahr DrSchwein mit? :-) Würde mich auch gerne anschließen, sofern noch ein Platz frei ist. Wenigstens gedanklich. :-)

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    2. rom ist schön, dort war ich auch schon.
      joa. nächstes jahr: muschelmädchen, würfelzucker und dr. schwein. why not: fazit...im nächsten leben ist es zu spät;-)

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  4. Obwohl ich mich selbst ganz sicher nicht zu den "Zartbesaiteten" zähle, fällt mir Dein Post von Absatz zu Absatz immer schwerer zu lesen und es ist mir im Grunde unmöglich, da Worte zu finden, die eines Kommentares angemessen erscheinen. Wenn ich so etwas lese, merke ich, dass es mir schon unangenehm erscheint, mit diesen Männern auch nur das Geschlecht zu teilen und dadurch u. U. in eine Art "Sippenverdacht" zu geraten. Was ja auch irgendwie irrational ist. Ich hatte mich in meinem Beitrag absichtlich nur auf (überwiegend verbale) sexuelle Belästigung beziehen wollen, zum einen weil bei der Wertung von sexueller Gewalt, einem körperlichen sexuellen Übergriff, ein breiterer gesellschaftlicher Konsens zu bestehen scheint. Tatsächlich übergriffig zu werden, im Sinne von ungefragt "Betatschen" oder gar noch mehr, das kann ich für mich ausschließen. Ausschließen kann ich für mich auch markige Sprüche oder Hinterrufen etc. auf offener Straße. Was ich aber nicht ausschließen kann, ist, in einer Situation, die ich als normalen "Flirt" bezeichnen würde, durch sexuell konnotierte Äußerungen jemandem zu nahe zu treten, etwas "auszulösen", was ich selbst vielleicht nicht mal bemerke.
    "Einhaken" möchte ich trotzdem kurz bei Deinen Formulierungen "...dass meine Grenzen offenbar weiter gesteckt sind, als die anderer Menschen..." und "...warum meine Empfindungen in diesem Fall von denen anderer Menschen abweichen." - das impliziert ja, dass sich gewissermaßen eine breite Masse darauf geeinigt hätte, auch im persönlichen Empfinden, was nun zu weit geht und was nicht und Du mit einem davon abweichenden Empfinden einsam irgendwo am Rand stehst. Was aber faktisch nicht der Fall ist. Wie Du selbst ja erwähntest - "...weil Empfindungen völlig subjektiv" sind. Exakt das ist der Fall - es gibt auf diesem Planeten keine zwei Menschen, die irgendeinen Umwelteinfluss exakt identisch wahrnehmen, ähnlich ja, aber nicht identisch. Der Vergleich hinkt zwar gewaltig, aber vielleicht wird die Richtung klar: Wenn ich eine schwere Lungenentzündung überstanden habe, messe ich einem späteren grippalen Infekt weniger Bedeutung zu, als jemand, der zum ersten Mal in seinem Leben erkältet ist - oder das Gegenteil ist der Fall und ich gerate in Panik, weil ich Angst habe, dass es wieder zur Lungenentzündung führt. Mit welcher Einstellung man entspannter durchs Leben kommt, sollte klar sein. Ob man darauf konkreten Einfluss hat, ist eine andere Frage.

    (Sorry, ich bin bei meinem Beitrag wohl etwas ins Schwurbeln gekommen. Hätte deutlich kürzer werden sollen. Ich lese jetzt aber trotzdem nicht noch mal Korrektur und bitte um Nachsicht, falls das zu viel irrelevantes Gesülze war ;))

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    1. Wenn das geschwurbelt ist, frage ich mich, was du schreibst, wenn du die Dinge auf den Punkt bringst - denn mich hat es mehr als erstaunt, wie klar du aufgegriffen hast, welche Überlegungen für mich wichtig waren.
      Mir ist bewusst, dass ich die Begriffe "sexuelle Belästigung" und "sexuelle Gewalt" durcheinander gewirbelt habe. Es fällt mir ziemlich schwer, beide Begriffe von einander abzugrenzen, weil ich mich mit mir selbst nicht darüber einigen kann, wo das eine beginnt und an welchem Punkt es in das andere greift.

      Von Sippenhaft halte ich auch nichts. Ich grolle auch nicht allen Männern, hege kein grundsätzliches Misstrauen, unterstelle keine Annahmen. Das mag ich nicht, weil ich es als Unrecht empfinde. Von dir, Captn, habe ich ja nur das Bild, das du über deinen Blog vermittelst. Auch wenn deine Posts manchmal streitbar sein mögen, vor allem für anonyme Leser, ist für mich vollkommen klar, dass du niemand bist, der sexuelle Gewalt befürwortet. Mein Bild von dir ist ein gutes und würde dich höchstwahrscheinlich überraschen.
      Jemanden mit einem Flirt zu nahe zu treten, etwas auszulösen, was nicht kalkulierbar ist, ist eben ein Risiko was dazu gehört - es ist vielleicht einfach nur wichtig, eben dann aufzuhören, wenn das Gegenüber auf Abwehr schaltet. Und das ist in den meisten Fällen wohl spürbar.

      Du findest, dass dein Beispiel zum grippalen Effekt hinkt?
      Ich finde es großartig. Damit hast du besser in Worte gefasst, was mich beschäftigt, als es mir selbst gelungen ist.

      Schwurbel bitte gerne häufiger ausführlich.
      Das macht mir Freude.

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  5. "Auch wenn ich, just in diesem Augenblick das Gefühl habe, dass ich der letzte Mensch bin, der sich äußern sollte, wenn "sexuelle Belästigung" und "sexuelle Gewalt" diskutiert werden."

    Ich denke eher, dass Du - aufgrund Deiner Erfahrungen - zu den Ersten gehören solltest, der sich dann äußert. Niemals sollte man das Thema totschweigen. Es ist eine Straftat und die Täter gehören geoutet.

    Und ich dachte immer, meine "verprügelte Kindheit" ist schlimm. Aber es geht immer schlimmer.

    Du darfst stolz auf Dich sein, wie weit Du mit der Aufarbeitung schon gekommen bist.

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    1. Meine Kindheit war schön. War sie wirklich. Manchmal ist es wichtig, denke ich, auch einen Haken hinter die Dinge zu machen. Zu akzeptieren, was passiert ist und weiter zu machen. Ich mag einem Menschen, der mir Unrecht getan hat, nicht so viel Macht geben, dass sich seine Handlung nachhaltig auf den Rest meines Lebens auswirkt. Aber zu dieser Erkenntnis zu kommen war ein langer Weg. Und sie umzusetzen ist manchmal schwer.

      Danke für die lieben Worte.

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  6. Unterschreibe ich absolut, dass es wichtig ist, Kindern von klein auf beizubringen, dass ihre Körpergrenzen wichtig sind und wertgeschätzt sowie respektiert werden. Aus diesem Grund durfte der Junior Oma/Opa/Verwandten (und natürlich den Eltern) damals deutlich zeigen, dass/wenn er keinen Wert auf Bussis, Umarmungen oder das übliche Angegrabbele legte. Habe mir damit keine Freunde gemacht, aber das war es wert.

    Was die Blauäugigkeit angeht oder den Glauben an das Gute im Menschen: Da bin ich eigentlich bei dir. Eigentlich. Es sei denn, mein inneres Warnsystem schlägt an. Dann folge ich diesem Impuls - immer. Und es ist mir egal, ob und wie das auf meine Umgebung wirkt.

    Randbemerkung: Ich empfinde es ehrlich gesagt nicht als Einschränkung, noch keinen ONS gehabt zu haben. Ich hatte bisher noch keinen und ich will auch keinen - weder mit einem betrunkenen noch mit einem nüchternen Mann. ;)

    [Ich habe beim Lesen einige Passagen überspringen müssen und hoffe, beim Kommentieren nicht die falschen Worte gewählt zu haben.]

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    1. Das innere Warnsystem ist wichtig. Auf jeden Fall! Darauf höre ich auch.
      Und ich finde es toll, dass du wert darauf gelegt hast, dass Junior auch Nein zu Berührungen sagen darf, die er nicht möchte. Das ist so wichtig.

      Du hast die richtigen Worte gewählt. :-) Und wenn es die falschen gewesen wären, hätte ich auch gewusst, dass das keine Absicht war.

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