Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von Pinocchio

Das erste Mal verzaubert mich Rom bereits an meinem ersten Abend. Nach der einstuendigen Fahrt vom Flughafen, die ich nur ueberlebe, weil der Rest der Welt Nachsicht mit Antonios Fahrstil hat, komme ich schliesslich in der kleinen Suite an und stelle fest, dass sie sich direkt ueber einer kleinen Werkstatt befindet. Ein kleines rotes Schild steht vor dem Laden und weist aus, dass die Waren, die feilgeboten werden, handgemacht sind. Meister Gepetto steht an seiner Werkbank und schreinert, laechelnd und vollkommen in sich versunken, jeden Publikumsverkehr ausblendet, eine kleine Figur: einen weiteren Pinocchio, den er in eines der Regale, die sich rings um ihn herum befinden und sich bis zur Decke stapeln, stellen wird. Und ich bin verliebt. Vom ersten Augenblick an. In Gepetto und Pinocchio.

Meine Zuhause, in Deutschland, beherbergt den einen oder anderen Gegenstand, an dem mein Herz haengt. Da sind eine Spieluhr aus Prag, ein Kamel aus Bronze aus Dubai, eine Shisha aus Aegypten, ein schlichtes, silbernes Kreuz aus einem kretanischen Kloster, ein cubanischer Druck, ein Tuch aus Australien, ein zyprischer Ring, ein Porzellan-Elephant namens Eduart-Otto aus Polen, ein hölzernes Pilgerkreuz, ein Pokemon (nicht fragen) aus den USA, eine Muetze aus Schottland, ein Schal aus London, ein Weidenkoerbchen von Madeira, eine gusseiserne Pfanne aus Schweden, einen Lavastein von Teneriffa und allerlei anderer Klimbimkrimskrams.

Zwischen all diesen unterschiedlichen, bunten Dingen wird nun Pinocchio ein neues Zuhause finden. Und ich habe so das Gefuehl, dass er sich wohlfuehlen wird bei mir. Um ehrlich zu sein, bin ich fast sicher, dass er eine Seele hat und anfaengt, die Wohnung zu erkunden, sobald ich wegsehe. Wie so einige andere verzauberte Dinge, die mit den Jahren bei mir eingezogen sind. Aber: So soll es sein, so fuehlt es sich gut an. Ich nehme ein bisschen Italien mit zurueck nach Deutschland. Und den Vorsatz, das Leben ein wenig entspannter anzugehen. Weniger Stress. Mehr das süße Leben genießend.



Kommentare

  1. Ah, der verloren geglaubte Reisebericht. Pinocchio sieht recht zufrieden aus ;)
    Viel Spaß noch.

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    1. Nein, das war noch nicht der Reisebericht. Ich hatte keine Lust, ihn nochmal zu schreiben. :)
      Danke.
      Im Moment friste ich mein Dasein am Flughafen und warte auf den Rückflug. Man sollte sich beamen können...

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  2. Das Leben entspannter angehen zu lassen, ist eine gute Idee.

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