Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Verlust der Contenance

"Deine blauen Augenmachen mich so sentimental,
so blaue Augen -
wenn du mich so anschaust
wird mir alles andere egal.
Total egal!"

(Ideal: Blaue Augen)

Der Kunde empfängt mich im Büro. "Schön, dass wir uns kennenlernen und ich endlich mal ein Gesicht zu der freundlichen Stimme am Telefon bekomme.", will ich sagen. Ich habe mir nämlich vorgenommen, dieses Gespräch wenigstens höflich zu starten, ehe ich auf den Tisch haue und erkläre, wie viel Arbeit mir der Kunde verursacht, die ich in unbezahlt in meiner Freizeit erledige. Aber der Mann, der mir gegenüber steht, sieht so unfassbar gut aus und lächelt mich so freundlich an, dass ich augenblicklich vollkommen entwaffnet bin. Ich kann nicht auf den Tisch hauen. Ich kann nicht mal reden. Ich kann gar nichts. Außer völlig fassungslos zu sein.

Dieser Mann könnte direkt der Cola-Werbung entsprungen sein - er ist in etwa so alt wie ich, riesig groß, schlank, hat dunkle Haare und die blauesten Augen, die ich jemals an einem Mann gesehen habe. Dabei ist er sich seines Aussehens offenbar überhaupt nicht bewusst. Fast ein wenig schüchtern beginnt er unser Gespräch. Und mustert mich so furchtbar eindringlich, dass ich ihn kaum anschauen kann. Ich habe das Gefühl, dass er tiefer in mich hineinsehen kann, als ich das will. Deshalb bin ich das halbe Gespräch über damit beschäftigt, seinem Blick auszuweichen. Ich will das gar nicht. Ganz im Gegenteil: Ich bemühe mich, seinen Blick zu halten. Aber ich schaffe es nicht. Und er merkt es. Übergeht es lächelnd. Mir ist bewusst, dass ich mich völlig albern verhalte. Ich kann weder mich noch meine Empfindungen verstecken. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt. Alles, was ich weiß, ist, dass mir das in den drei Jahren, in denen ich jetzt unter anderem Vertrieb mache, noch nie passiert ist.

Um ehrlich zu sein: man sagt mir einen merkwürdigen Männergeschmack nach. Vermutlich weil es mir ganz lieb ist, wenn der Mann an meiner Seite keine Modelfigur hat. Dann muss ich im Bett wenigstens keine Angst haben, ihn zu zerdrücken und muss mir nicht die ganze Zeit dick und unförmig vorkommen, wenn ich neben ihm stehe. Männer flashen mich - im Gegensatz zu Frauen - selten bis nie. Aber bei diesem hier ist es anders. Ich bin regelrecht froh, dass er sich für die Einladung zu der kommenden Vertriebsveranstaltungzwar bedankt, im gleichen Moment aber schon andeutet, dass er vermutlich leider nicht kommen können wird. Für mich bedeutet das, dass wir zwar auch in Zukunft fast täglich Kontakt haben werden, aber dass sich dieser auf Telefonate beschränken wird. Ich glaube, das ist ganz gut so.
Zurück im Büro entdecke ich eine Mail von ihm in meinem Postfach. Plötzlich sind wir beim Du? Was habe ich denn da verpasst? Er schreibt mich mit meinem Vornamen an, stellt eine Rückfrage zum Gespräch und unterschreibt mit seinem Spitznamen. Das ist irgendwie einigermaßen schräg, weil wir uns eine Stunde zuvor noch krampfhaft gesiezt haben.

Nur eine Woche später verschwindet er genauso schnell von der Bildfläche, wie er aufgetaucht ist.
Mein Chef druck mir sein Xi.ng-Foto aus und hängt es mir, im A4-Format, an den PC.
Damit ich ab und zu lächeln kann.
Und was soll ich sagen?
Das funktioniert tatsächlich.


(Ursprünglich hatte ich heute einen liebevoll auf dem Handy getippten Post zu meiner kleinen Reise veröffentlichen wollen. Aber Blogger hat sich verschluckt und den Post mit in die ewigen Jagdgründe genommen. Also miste ich doch einen weiteren Entwurf hier aus. Und ärgere mich über Blogger.)

Kommentare

  1. ich wünsche dir einen erholsamen schönen urlaub;-)

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    1. Stimmt. Stimmt wirklich. Vielleicht wage ich heute einen neuen Versuch...

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  3. Du Jungspund kennst Ideal?
    Blaue Augen werden überbewertet ;)

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    1. Kenne ich, jawohl. Und die Coverversion von Blümchen ist mir auch bekannt. Hier musste ich aber, dank der musikalischen Früherziehung (Pink Floyd, GnR, Dire Straits, ...) auf das Original zurückgreifen.

      Was die blauen Augen angeht, pflichte ich dir bei. Obwohl in letzter Zeit vermehrt behauptet wird, meine Augen wären blau. Ich selbst empfinde sie eher als grünlich. Aber wer weiß. Ist vielleicht, ebenso wie die Haarfarbe, streitbar: Straßenköterblond und sumpffarben.

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    2. Genau DAS, Mr. Rudi, war auch MEIN erster Gedanke ;-).

      Aber kann man überhaupt blaue Augen überbewerten? (ausgenommen solche aus Game of thrones und World of Warcraft^^)

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    3. Die Coverversion von Blümchen ist mir GsD erspart geblieben. Vor meinem geistigen Auge sehe ich, beim hören dieses Songs, immer noch die beiden Humpe Schwestern auf der Bühne tanzen. Wow.
      Deine musikalische Früherziehung war ausgezeichnet.

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    4. @Rain
      Du stehst also auf blaue Augen? :-)

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    5. @Rudi
      Ich finde meine musikalische Erziehung auch super. Aber da bin ich höchst subjektiv. :-)

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