Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Momenten, die das Leben schreibt



Es ist mitten in der Nacht, als ich auf die Tankstelle auffahre. In meinem Auto ist es gemütlich warm und ich habe gar keine Lust auszusteigen. Aber weil ich den Tankwart nicht verärgern und ihn um seine Zeche prellen will, winde ich mich trotzdem aus meinem Auto, fülle den Tank auf und warte am Nachtschalter, um zu bezahlen.

Ein bisschen gespenstig wirkt die gesamte Situation, in deren Mittelpunkt sich die hellerleuchtete Tankstelle befindet, die tobendes Leben vermuten lässt. Doch niemand ist weit und breit zu sehen. Irgendwann schlurft der Tankwart schlaftrunken herbei, nuschelt die Geldsumme, die ich passend in die Schiebe-Schublade lege und verschwindet mit einem abschließenden kurzen, aber nicht unfreundlichen Winken wieder. 

Zurück im Auto, lasse ich mich erleichtert in das warme Polster des Fahrersitzes fallen und genieße die Wärme. Nur einen Moment die Augen schließen und tief Luftholen. Los jetzt. Es wird Zeit. Gerade als ich losfahren will, werden die Lautsprecher der Tankstelle angeschaltet, die tagsüber alles und jeden mit ihrer Musik beschallen, selbst in Situationen, in denen ich mir nicht vorstellen kann, dass der Alltag noch lauter werden kann. Ein paar Sekunden hört man es nur knacken, dann erklingen die ersten Takte des Songs. Ich erkenne ihn sofort:

„Here's a little song I wrote,
you might want to sing it note for note:
don't worry be happy.

In every life we have some trouble,
but when you worry you make it double:
don't worry be happy, don't worry be happy!”

Einen Moment lang bin ich total verwirrt. Die Situation wirkt vollkommen surreal – in der tiefsten Nacht, auf einer Tankstelle mitten im Nichts schickt mir das Leben so eine Message? Wie wild fange ich an zu kichern und kann mich gar nicht mehr einkriegen. 
Genau wegen solcher Situationen bin ich so unfassbar verliebt in das Leben!
Als sich die letzten Takte des Liedes nähern, wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht und drehe den Zündschlüssel. Ich will nicht wissen, welches Lied auf „Don´t worry, be happy“ folgt – egal welches es ist, es würde der Situation nur den Zauber nehmen. Mit einem Lächeln trete ich aufs Gaspedal. Schnell weg…


Kommentare

  1. Vielleicht gibt es ja diese „Zufälle“.

    Aber wenn Du Dich in solchen Momenten entscheiden kannst zwischen Zufall oder freundlichem Augenzwinkern des Schicksals, solltest Du Dich vielleicht für Letzteres entscheiden.^^

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    1. Definitiv. Denn das bringt mich zum lächeln. Und ich mag es, still und leise, zurück zu zwinkern. :-)

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