Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von der Liebe

Ich laufe durch den Supermarkt meines Vertrauens. Im Hintergrund dudelt leise Musik. Eine Coverversion der Beachboys. Ein junges Mädchen singt: "I may not always love you, but long as there are stars above you, you never need to doubt it..."
Während ich Milch, Käse und Katzenfutter einsammle, summe ich leise in mich hinein und tanze zwei, drei Schritte in Richtung der Süßigkeitenabteilung. Unwillkürlich halte ich inne. Vor einem Regal, in dem verschiedene Tafeln Schokolade angeboren werden, steht eine ganz alte, weißhaarige Frau. Ihr Mann, der bestimmt auch weit über 80 Jahre alt ist, stützt sich auf seinen Gehstock, als er von hinten auf sie zutritt und sich behutsam an sie schmiegt. Sie greift nach einer Tafel Schokolade und wendet ihm den Kopf zu. "Ich habe mir etwas ausgesucht.", sagt sie.
"Alles, was du willst und dir wünschst...", erwidert er mit warmer Stimme.
Er lächelt, als er mit seinen Lippen ihre Wange berührt. Sie schließt die Augen. Für einen kurzen Augenblick, der nur ihnen gehört, verharren die beiden dort.

Vorsichtig, um sie nicht zu stören, wende ich mich ab und entferne mich auf leisen Sohlen. Heute brauche ich keine Schokolade. Liebe macht glücklich.


Kommentare

  1. Hach ja, so schön...
    DIe Liebe...

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  2. Das ist ein wunderbares Lied, unter einem wunderbaren Text.

    Und der typo, der dazu führt, dass Schokolade in bestimmten Regalen wachsen könnte,
    ist so sympathisch, dass Du ihn nie wieder korrigieren darfst. :-)

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    1. Grmpf! Ich habe SO oft auf Fehler gelesen und ihn trotzdem nicht gefunden. Fürchterlich! Ich lasse diesen Fehler nur für dich dort stehen...

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  3. Soo schön ... Genau so möchte ich mit meiner Liebsten alt werden! Unabhängig von Lied oder Schokolade :-)

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