Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Loslassen

Irgendwo auf unserem Weg habe ich bedauerlicher Weise mein Vertrauen in dich verloren. Vermutlich zwischen einem der gebrochenen Versprechen und einer deiner Versicherungen, jetzt würde sich alles ändern.
"Ist das dein Ernst?!", fauche ich, versteckt hinter meinem Computerbildschirm, als ich auf Arbeit mal kurz meine Mails checke. "Wenn du das so willst, kannst du das haben.", füge ich hinzu, "Kannst du gerne!" Nun schon stiller. Meine Kollegin sieht mich mit großen Augen an. "Dich will ich aber auch nicht zum Feind haben, Muschelmädchen.", sagt sie. Mein Ausbruch irritiert sie. Man muss mich schon wirklich lang und intensiv reizen, damit ich aus der Haut fahre.

Du schreibst, dass du dich von mir betrogen und verraten fühlst. Dass du beginnst, mich zu hassen. Und deine Wortwahl ist ziemlich grenzwertig. Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir auf, dass sich unsere damalige Beziehung eigentlich kaum von der heutigen unterscheidet: Früher konnte ich es dir nicht recht machen. Du wolltest, dass ich mich verändere, dir mehr gebe, als ich bereit war zu geben. Was ich tat, war immer falsch. Das ich heute schweige, ist dir auch nicht recht. Du willst, dass ich rede. Dir wieder gebe, was ich gab. Und alles was ich tue, ist immer noch falsch. Wie man es dreht und wendet: Mit der Zeit, die vergangen ist, scheine ich zu deinem Druckablassventil geworden zu sein. Zu deiner persönlichen persona non grata, die die schuld an all dem trägt, was in deinem Leben schiefläuft. Zu deinem Boxsack. Und das tut ziemlich weh.

Du sagst, dass ich an dir gelernt habe, mich von anderen Menschen abzugrenzen. Dabei vergisst du aber eines: Ich habe meinen Meister nicht gesucht und wollte das nicht lernen. Ich wollte nicht, dass mein Vertrauen nachhaltigen Schaden erfährt. Und ich wollte nicht härter werden.
Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe. Und auch das ich nicht der Mensch war, den du haben wolltest. Dass ich stattdessen nicht perfekt war, dass ich Fehler gemacht habe, dass ich offenbar auch nicht gut genug für dich war. Oder überhaupt: das ich nicht gut für dich war.

Es macht mich traurig, was aus uns geworden ist.
Ich bitte dich, lass mich los.

Kommentare

  1. Irgendwie erinnert mich das hier an den Impulserhaltungssatz.

    M.

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    1. Der gilt aber -glaube ich- nur in energetisch isolierten, abgeschlossenen Systemen.

      Aber ich teile den Grundgedanken dahinter^^.

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    2. Ihr dürft schmunzeln: Ich war (unfassbar) schlecht in Physik. Und muss erst googeln ehe ich mitreden kann...

      (Wobei ich im Nachhinein finde "Das Universum in der Nussschale" sollte im Unterricht behandelt werden. Hätte ich zu Schulzeiten erahnen können, wie viel Philopsophie in Physik stecken kann, hätte mich das Fach wesentlich mehr interessiert.)

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  2. Viele Parallelen. Langsam wird's dann doch unheimlich. Und das, was bei dir das kontraphobische Verhalten ist, ist bei mir wohl der Drang, dorthin zu gehen, wo es richtig wehtut. Wobei die Vergangenheitsform angemessener wäre. Mittlerweile übe ich auf derartige Menschen so wenig Reiz aus, wie sie auf mich. Lektion gelernt. Dafür bin ich sehr dankbar. Möge das so bleiben.

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    1. Ich bin sicher vieles, aber unheimlich ganz bestimmt nicht. ;-)
      Um ehrlich zu sein, ist das kontraphobische Verhalten dem Drang, dorthin zu gehen wo es richtig wehtut, ziemlich ähnlich, vermute ich. Zumindest in meiner Welt. Denn: Wer den Schmerz erlebt, muss sich nicht mehr vor ihm fürchten. Und das ist doch das Schlimmste: die Angst vor der Angst.

      "Lektion gelernt", mmh?
      Das ist toll.
      Ich will auch. Und arbeite dran.

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