Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von der körperlichen Zerrissenheit

(Sonntagsgedanken. Die gab es so ähnlich schon einmal. 
Geistern mir aber heute wieder im Kopf herum.)

Schon als ich ein kleines Kind war, war ich unzufrieden mit meinem Körper. Wann immer ich mich auf einem Foto sah oder mich im Spiegel betrachtete, fühlte ich mich dick und unförmig. Egal, wie viel ich letztendlich wirklich wog, ob 49 Kilogramm oder 86 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1.75 Meter. Meinen Bauch empfinde ich als zu dick, meine Brüste als zu groß und dann gibt es da noch allerlei andere körperliche Dinge, die ich einfach nicht an mir mag, wie etwa meine Nase, die mir zu spitz ist, mein Mund, der mir schräg vorkommt und mein Hintern, der mir oft zu klein war. Viele Jahre lang habe ich mich gefragt, woran das liegt und voller Leidenschaft davon geträumt, in die Figur eines dieser Hochglanzmodels, die einen von den Seiten etlicher Werbeprospekte anlächeln, schlüpfen zu dürfen. Die Wahrheit ist: das wird nie passieren. Mit dem Körper, den ich mein eigen nenne, werde ich leben müssen. Auch wenn ich ihn manchmal als so deformiert empfinde, dass ich mich gar nicht so gerne ausziehen mag.

In meiner Familie vergeht keine gemeinsame Mahlzeit, ohne das man über seinen Körper, dessen Gewicht und Kalorien spricht.
Meine Oma beispielsweise erzählt bei jedem Essen, wie dick sie sich fühlt. Deshalb schaufelt sie sich immer nur ganz kleine Portionen auf den Teller. Dafür rennt sie aber 25 Mal zum Buffet. Bis es leer ist. Und beschwert sich dann darüber, dass sie zu viel gegessen hat.
Meine Mutter dagegen ist die Königin der Selbstkasteiung. Sie will schlank sein. Dafür diätet sie ihr Leben lang. Trotzdem ist sie in ihrem Körper, den ich als schön empfinde, nicht glücklich. Seit ich denken kann, sehe ich sie vor ihrem Kleiderschrank stehen und in sich hineinmurmeln, dass sie keine Klamotten hat, in die sie hineinpasst und gut aussieht. Weil sie sich fett fühlt.
Und ich. Für mich ist Essen Lebensqualität. Denn Essen macht glücklich. Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich dreimal am Tag warm essen und sämtliche Mahlzeiten in Sahnesauce ertränken. Zum Nachtisch gäbe es Schokoladenkuchen und Crème brûlée. Aber ich kann nicht, wie ich will. Zwar diäte ich selten - mittlerweile ist die letzte Diät sicherlich zwei Jahre her, obwohl ich mir fast wöchentlich vornehme, sie erneut aufzunehmen - , aber mein Körper ist wie ein Jojo. Mal ist er gerade so einigermaßen akzeptabel, aber meistens empfinde ich ihn als eklig. Das ist vollkommen tagesformabhängig. Wobei die schlechten Tage deutlich überwiegen.

Jemand hat mal zu mir gesagt, ich müsse schlank sein, um erfolgreich zu sein. Die gleiche Person hat mich auch gefragt, ob ich mich nicht für meinen Körper schämen würde. Ob sich meine Freunde nicht für meinen Körper schämen würden. Und ja, ich schäme mich oft dafür. So sehr, dass ich Freibäder mittlerweile gerne meide, die machen ab einer bestimmten Brustgröße eh keinen Spaß mehr. So sehr, dass ich mich gerne auch mal unter weiter Kleidung verstecke. So sehr, dass es Tage gibt, an denen ich versuche, spiegelnde Oberflächen zu vermeiden.

Mein Körpergefühl ist vollkommen kaputt.
Woran ich das merke?
Wenn ich mir heute die Fotografien ansehe, die zu der Zeit entstanden sind, als ich 49 Kilogramm wog, sehe ich eine junge Frau, die viel zu dünn ist. Und frage mich, wie sich dieses Mädchen jemals fett fühlen konnte. Als ich dann, mit 86 Kilogramm, wirklich dick war, war das wie ein Befreiungsschlag. Denn plötzlich musste ich mich nicht mehr dick fühlen, weil einfach nicht mehr abzustreiten war, dass ich dick war. Trotzdem war das eine fürchterliche Zeit: Ich habe mich unfassbar unwohl in meinem Körper gefühlt. Und war in meiner Bewegung eingeschränkt. Meine Kondition war völlig daneben. Wenn ich Treppen gelaufen bin, habe ich mich gefühlt wie eine Dampflok. Und Schuhe anziehen war auch blöd. Geschweigedenn klettern. Und ich habe mich nicht mehr getraut, in der Öffentlichkeit zu essen. Weil ich mich für mein Gewicht geschämt habe.

Auch heute ist es so, dass ich mich permanent fett fühle. Auch wenn ich keine 86 Kilogramm mehr wiege. Mittlerweile ist mir aber bewusst, dass ich mich anders im Spiegel sehe, als Menschen, die mich von außen sehen. Deswegen, und um mein Körpergefühl vielleicht irgendwann einmal wiederzufinden, hole ich mir mittlerweile häufig Rückversicherungen von außen. Das ist zumindest ein Anfang.
Neulich habe ich gegenüber einer Freundin erwähnt, wie fett ich mich fühle. Sie hat mich mit großen Augen angesehen und meinte, ich soll aufhören, zu übertreiben, ich wäre nicht dick. Aber wenn ich mir beispielsweise das Foto ansehe, das ich unten angehängt habe, sehe ich etwas anderes: Da sehe ich, dass meine Beine dünner sein müssten, meine Taille schmaler, mein Bauch flacher.
Was ich sagen will: Mittlerweile glaube ich, dass ich ein verzerrtes Bild von mir selbst habe. So, als ob ich etwas anderes sehe, als andere Menschen. Und alles in mir sträubt sich dagegen, den Menschen zu glauben, die mir erzählen, dass ich nicht dick bin - schließlich sehe ich mich ja, im Spiegel, auf Fotografien, in Videos. Und finde das, was ich sehe, einfach nur gruselig und furchtbar.

Als ich noch ein Kind war, hatte ich viele Menschen in meinem Umfeld, die über dicke Menschen gelästert haben. Dort hat es wahrscheinlich seinen Ursprung gefunden, dass ich alles andere als eine Lästerprinzessin bin. Weil ich das stumpfe und mehr als einfache Motto lebe, wer lästert, wird sich bei der nächsten Gelegenheit umdrehen und auch über mich lästern. Diese Art von illoyaler Schein-Freundschaft möchte ich vermeiden. Außerdem bin ich niemand, der eigene Macken oder Fehler über die Unzulänglichkeiten anderer Menschen legitimieren muss. So will ich einfach nicht sein. Davon abgesehen, dass Lästern für mich generell ein No-Go ist, ist es das Lästern über fülligere Menschen noch umso mehr. Vermutlich weil ich weiß, dass es nicht leicht ist, mit einem Körper zu leben, den man nicht mag und dennoch zu wissen, dass es dieser Körper ist, der einem bis zu seinem Lebensende Zuhause sein wird.


Kommentare

  1. Willkommen im Club. Bei mir war es phasenweise so schlimm, dass ich mich - wenn ein Mann mich interessiert angeschaut hat - umgedreht habe, um zu sehen, ob eine andere Frau hinter mir steht. Passiert mir manchmal immer noch.^^ Auf älteren Fotos sehe ich eine schlanke, hübsche Frau (also mich) und ich fand mich damals einfach nur fett und hässlich - da ich nie mehr als Konf.Gr. 38 trug, war ich wohl nur "eingebildet fett". Rückversicherungen von außen haben mir allerdings nie viel gebracht. Zum einen sind andere schnell genervt und halten es nur für Fishing for compliments, weil sie das Problem einfach nicht verstehen. Zum anderen glaube ich eh nur das, was ich glauben will. Wenn ich dein Bild sehe, sage ich allerdings mal: Ja, an deiner Körperwahrnehmung solltest du arbeiten. ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nachtrag: Ich sehe auf deinem Foto eine schlanke Frau, deren Gesichtsfarbe hervorragend mit dem gemusterten Oberteil harmoniert. ;))

      Löschen
    2. Oh. Danke für den Nachtrag. Als dein Kommentar gerade in meinem E-Mail-Postfach aufgeplöppt ist, hatte ich mich gefragt...
      Ich antworte später. Wollte mich nur kurz für den Nachtrag bedanken.

      (Und ich bin verkleidet. Sonst hätte ich das Foto nicht hochgeladen. Aber die Verkleidung macht wirklich unkenntlich. Schlagermove.)

      Löschen
    3. Ich habe das Gefühl, dass du verstanden hast, was ich versucht habe, zu schreiben - dass das Körpergefühl vollkommen kaputt ist und ich selbst etwas anderes auf Fotografien von mir sehe, als andere Menschen es tun. Sich verstanden zu fühlen ist toll. Ein Rätsel hast du allerdings nicht aufgelöst: Magst du mir verraten, wie du zu einer gesunden und realistischeren Selbstwahrnehmung gefunden hast? Denn du hast heute eine realistischere Selbstwahrnehmung, oder?
      Das bewundere ich sehr.

      Löschen
    4. Aber klar verrate ich dir das, auch wenn es da noch nichts zu bewundern gibt. ;) Ich habe mir (nicht nur in diesem Bereich), bewusst oder unbewusst, immer die härtesten Sparringspartner gesucht und wenn ich sie nicht gesucht habe, haben sie mich zielsicher gefunden. Mit "hart" meine ich: brutal ehrlich, ohne absichtlich verletzen zu wollen. Etwa, indem mir einige Zeit nach der Geburt gesagt wurde, dass ich doch besser keine bauchfreien Oberteile mehr anziehen sollte - was ich ohnehin nie getan habe, auch vorher nicht, das Shirt war nur verrutscht. Ich ließ mir also gewissermaßen immer mal wieder ein paar verbale Ohrfeigen verpassen und meine Grenzen niedertrampeln und wenn ich verletzt war oder, noch schlimmer, geheult habe, weil es mich echt getroffen hat, war ich "zu schnell beleidigt" oder "mal wieder zu zart besaitet"... und das wollte ich nicht sein... ich wollte keine Mimose sein. Also habe ich mich zusammengerissen und mir gesagt, dass ich schon ganz andere Dinge weggesteckt habe. Das führte seelisch ganz nach unten. Und wenn ich seelisch ganz unten bin, entwickele ich plötzlich einen ungeheuren Überlebenswillen, der sich in einem knallharten "Und du bekommst mich nicht klein" äußert. Da fing ich an, einiges zu hinterfragen. Auch mein Selbstbild. Allerdings wurde ich damals auch noch nicht in einer Tour mit gephotoshopten Schönheiten überschwemmt, so dass ich mich mit "der normalen Frau von gegenüber" vergleichen konnte. Es hat Jahre gedauert. Jahre, in denen Komplimente nutzlos verpufften und ich höchstens dachte, geh mal zum Augenarzt, dann kannst du besser sehen und siehst das, was ich sehe. Aber mittlerweile sehe ich mich ein wenig besser... meistens.

      Löschen
    5. Das klingt nach einem harten Weg. Und ich empfinde in diesem Fall dein Verhalten tatsächlich auch als kontraphobisch.... Es ist toll, dass doír das gelungen ist! Vielleicht ist das tatsächlich ein gehbarer Weg. Zumal mir der "Überlebenswille", den du ansprichst, sehr bekannt vorkommt...
      Danke für den Rat!

      Löschen
  2. Du meine Güte! Ich hätte gerne diese Beine!

    Ich war bis zur Pubertät ziemlich dünn. Danach fett. Dann fing ich das Rauchen an *hüstel* und nahm wieder ab. Mittlerweile bin ich fast 49 und wieder fett (gut 90 kg auf 1,75 m). Leider bin ich auch heftigst in den Wechseljahren und da wird es immer schwerer ein paar Gramm zu verlieren. Klingt zwar nach Ausrede, aber ist wirklich so - da krallt sich jedes Fettmolekül an die Figur. Selbst wenn man wochenlang auf Alkohol, Fettfrittiertes, Chips etc. verzichtet bzw. dies reduziert.

    Ich tröste mich mittlerweile damit, dass ich mit Grösse 46/48 noch in normalen Geschäften Bekleidung kaufen kann. Bis auf Schuhe. Dass ist selbst heute teilweise schwer, wenn man als Frau Größe 43 braucht :(

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mein Wunsch wäre es, irgendwann Frieden zu schließen, mit dem, was ich eben habe. Oder auch nicht habe. ... Eigentlich ist es bescheuert, sich ständig selbst zu kritisieren, ständig nach der "Idealfigur" zu streben, ... Lassen kann ich es trotzdem (noch) nicht. Vielleicht irgendwann. Vielleicht kommt das ja mit dem Alter, das man seinem Gewicht gegenüber entspannter wird? Ich wünsche jedem diese Entspanntheit, sich selbst und seinem Körper gegenüber.

      Nur pro forma lass mich bitte erwähnen - und das ist mir wirklich ein Anliegen - , dass ich niemanden als fett bezeichnen würde, egal welches Gewicht er hat. Diesen Eindruck wollte ich nicht erwecken. Es lag mir völlig fern auszusagen, das jemand mit 90 Kilogramm fett ist. Darauf wollte ich nicht hinaus. Vielmehr wollte ich beschreiben, wie es ist, ein offenbar kaputtes Körpergefühl zu haben. Ich sehe, wie die Kommentare hier auch zeigen, nämlich etwas anderes auf dem Foto.

      Löschen
  3. sieht so ein bissel wie siebziger jahre stile aus. ansonsten finde ich da jetzt so gar nix zu dick oder gar übergewichtig.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Siehst du, du siehst etwas anderes als ich... (Die Klamotte ist eine Verkleidung.)

      Löschen
  4. Liebes Muschelmädchen, du weißt, dass ich deine sanfte Seele wunderschön finde (auch wieder nach deinem heutigen Text). Keine Ahnung, wie du früher aussahst, aber nach dem Foto kann ich sagen, dass heute dein Körper und deine Seele dasselbe Attribut verdienen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Whimsy, das sind zu viel der guten Worte. Vertrau mir. Danke trotzdem. Dein Kommentar hat mir gut getan.

      Löschen
  5. Die Beine passen sehr schön zum Blau Deines Kleides und auch der vordere Wäscheständer passt farblich ins Bild.
    Was Deine Selbstwahrnehmung betrifft: Ja, sie ist verzerrt. Und so schließe ich mich dem Reigen derer an, die Dir sagen, dass Du an Deiner Selbstwahrnehmung verzerrt ist. Wohl wissend, dass das einholen von Rückversicherungen nur das Methadon ist.

    Was die anderen Beine betrifft sag ich nur eins: Hach...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ...

      Für den Wäscheständer gilt das, was für den Fernseher galt.
      Ich nehme an, unter deinem Kommentar sollte ein M. stehen?
      Sonst ist meine Antwort auf deinen Kommentar wohl kryptisch.
      In diesem Fall: Sorry.

      Löschen
    2. Es ist keine kryptische Antwort... ;-)

      M.

      Löschen
    3. Dieses Mal waren es die Worte "Hach" und "Methadon", die dich verraten haben... ;-)

      Löschen
    4. Das "Hach" war Absicht, das Methadon nicht... ;-)
      Deswegen kein "M."

      Löschen
  6. In meiner Jugend habe ich mich auch immer viel zu dick gefühlt, wenn ich heute Bilder sehe, denke ich, dass ich zwar kein Reh war, es aber auch keinen Grund gab, sich unwohl zu fühlen. Heute wiege ich tatsächlich viel mehr, bin aber trotzdem meistens mehr im Reinen mit mir.

    Wenn ich mir Dein Bild ansehe, frage ich mich allerdings, wie man so ein knappes Teil anziehen kann, wenn man sich eigentlich zu dick fühlt. Du hast tolle Beine und ich denke, dass ist Dir auch bewusst ist. Andernfalls würde man wohl ein anderes Outfit wählen, um mehr zu kaschieren. Auch wenn es nix zu kaschieren gibt. Aber es ist ok, sich rückzuversichern und selbst ein bisschen Fishing for Compliments braucht man manchmal einfach.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ehrliche Antwort?
      Da war ein bisschen Gruppenzwang dabei. Und ich wollte ursprünglich nicht auf die Veranstaltung, auf die man mich geschleppt hat. Hatte meine Teilnahme allerdings, in einem Anfall geistiger Umnachtung, versprochen. Und wurde dann verkleidet.
      Ich bewundere es, wenn Menschen - egal ob dick oder dünn - mit sich und ihrem Körper im Reinen sind. Das ist toll.

      Löschen
  7. Aus fast jedem deiner Texte sprechen Unsicherheit und Zerrissenheit. Seit Jahren kreist du um den gleichen Kram. Keine Weiterentwicklung und dein angelesenes Wissen hilft dir da nicht viel. Darum kannst du auch andauernd alte Artikel veröffentlichen, ohne dass es auffällt. Im Grunde bleibst du das kleine Mädchen, das von anderen hören möchte, dass es gut genug ist. Du brauchst Hilfe. Aber nicht von diesen Einäugigen, die dir das Sehen beibringen wollen.

    T.

    AntwortenLöschen
  8. Liebes Muschelmädchen, dieser Post erinnert mich an ein "Experiment", das ich vor Jahren mal irgendwo gesehen wurde. Pärchen wurden dazu aufgefordert, die Kontur der Frau auf eine Leinwand zu malen. Jeder für sich, verdeckt also. Heraus kam dabei, dass die Frau sich tatsächlich immer viel zu dick zeichnete (empfand), während der Mann sie entweder ganz reell oder gar schlanker als in der Realität sah (meist aber mit etwas größeren Brüsten als in Wirklichkeit ;)).
    Insofern denke ich: Vermutlich unterliegen wir alle einer gewissen "verschobenen" Eigenwahrnehmung und es ist letztlich ja auch kein "Geheimnis", dass die Eigenwahrnehmung insgesamt (also in jeglicher, nicht nur in physischer Hinsicht) oftmals eine ganz andere ist.

    Und ich muss sagen: Als Leser versucht man sich ja automatisch immer ein Bild vom Schreiber zu machen. Bei Dir war ich mir nie sicher, wie ich Dich mir vorstellen sollte, eher klein, gedrungen, mit schmutzigen Chucks und karierten Hemden (ein Sammelsurium Deiner eigenen Beschreibungen ;)) oder doch ganz anders. Und ich sehe nun: Es ist ja wirklich ganz anders :) Nur was ich mir nicht ganz erklären kann: Bei der Beschreibung Deiner Brüste hätte ich eher sowas erwartet wie entsprechende Bildchen in Rains Blog. Und auch, wenn große Muster kaschieren, so erkennt man an der Seite unter dem Arm und auch vorn, dass Du tatsächlich eine ganz normal gewachsene, schlanke Frau bist. Woher also der- oder diejenige zu der Frage kam, ob Du Dich für Deinen Körper nicht schämst - das erschließt sich mir nicht. Ehrlich nicht. Diese Frage war nicht nur eine Frechheit, sondern ein absolut unnötiger Schlag ins Gesicht. Aber so ist es wohl - neben den Einflüssen aus Film & Fernsehen etc., wie die Traumfrau auszusehen hat - auch kein Wunder, dass selbst große schlanke Frauen an sich zweifeln.
    Im Übrigen denke ich wie Du: Wenn man etwas runder ist (und ich empfinde 86 Kilo bei 1,75 m tatsächlich nicht als dick, ist immer auch eine Frage der "Verteilung" ;)), dann fallen einem die in der Eigenwahrnehmung "erkannten" Schwachstellen umso weniger auf als wenn man 10 - 15 Kilo weniger wiegt.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Stimmt. Darauf wollte ich hinaus: Eigen- und Fremdwahrnehmung weichen von einander ab. Bei einigen Menschen mehr, bei anderen weniger - und bei mir krass. Was nicht schön ist, denn niemand möchte sich... eklig in seinem eigenen Körper fühlen.

      Weißt du, wie man große Brüste gut kaschiert? Mit gut sitzender Unterwäsche, für die man normalerweise auch ein bisschen mehr Geld ausgeben muss. Glaub mir, meine Unterwäsche kann ich nicht in einem normalen Laden kaufen. Weil die Größe dort nicht auffindbar ist (Ich mag sie hier nicht verraten.). Nicht einmal mit Glück.
      Im Nachhinein denke ich, dass die Frage, ob ich mich nicht für meinen Körper schäme, ihren Ursprung darin fand, dass sich die Person für mein Gewicht, also für mich schämte. Das tut nicht unbedingt weniger weh. Und gärt seitdem wohl still in mir vor sich hin.

      Das ich hier ein Bild hochgeladen habe, ist wohl ein bisschen meinem Hang zu kontraphobischem Verhalten geschuldet. Ich war lange unsicher, ob ich das machen will. Weil mir der Unterschied zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung ja bekannt ist. Und mir auch klar war, dass das als "fishing for compliments" ausgelegt werden könnte. Was ich nicht will. Fakt ist aber: Ich sehe auf dem Foto etwas anderes.
      Aber weißt du, vielleicht ist es auch egal, welchen Körper ich habe: vielleicht wäre ich niemals zufrieden. Schwieriges Thema. (Und auch ziemlich sensibel für mich, wie ich anhand der Reaktionen in den Kommentaren merke.)

      Ich hätte gerne ein Rezept dafür, wie man es schafft, seinen Körper zu akzeptieren, wie er eben ist.

      Löschen
  9. Noch bevor ich Deinen Antwortkommentar an Anna las, musste ich sofort an den Schlagermove denken und daran, dass ich vor ein paar Jahren mal eine superwitzige Zeit mit einer Zufallsbekanntschaft dort verbrachte, die dasselbe Outfit in pink inklusive pinker statt silberner Perücke trug. (Hm. Hat jetzt zwar nicht wirklich was mit Deinem Post zu tun, aber nun ja, erinnert mich daran, dass ich da nächstes Jahr unbedingt mal wieder hin muss.)
    Jedenfalls, ich finde auch nicht, dass Du auf dem Foto "dick" aussiehst und ich stehe leider durchaus in dem Ruf, da ziemlich pingelig zu sein. Ich glaube, diese Unzufriedenheit mit sich kennt fast jeder, auch was ich persönlich da zuweilen trainings- und ernährungstechnisch veranstalte, hat teilweise exzentrische Ausmaße. Vor einiger Zeit hatte ich aus irgendwelchen Gründen noch oberkörperfreie Fotos bei mir veröffentlicht, etwas, was ich heute mit tagesaktuellen gerade nicht machen würde ^^. Das alles scheint mir jedenfalls zutiefst menschlich zu sein und ab und zu sollte man sich vielleicht daran erinnern, nicht zu hart zu sich selbst zu sein.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das Outfit war von einer Dame geliehen, die 2017 erneut pink trug. Aber so klein ist die Welt ja nicht, nicht wahr? Nächstes Jahr werde ich rätseln, wer du wohl bist. Falls du da bist.
      Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Bild einen vollkommen falschen Eindruck vermittelt hat. ...
      Allerdings hast du wohl recht: Jeder kennt diese Unzufriedenheit mit sich selbst. Ich wünschte allerdings ich hätte etwas von deiner Selbstdisziplin, was das Sporteln betrifft. Das ich ihrer nicht - oder nur selten - Herr werde, ist dann vermutlich aber wieder Prioritätensetzung: Vielleicht ist der Schweinhung zu groß und der Leidensdruck noch immer zu klein. Oder das Essen zu lecker. Wer kann auch schon gutem Essen widerstehen, wenn Essen doch glücklich macht. Verdammt. Das ist ein Teufelskreis...
      Ich finde es schwierig, sich selbst gegenüber Nachsicht walten zu lassen. Anderen Menschen gegenüber fällt mir das wesentlich leichter.

      Löschen
  10. Tolle Beine! Keine "Storchenstelzen!
    Über den Rest - da "verhüllt" - kann ich nur spekulieren: Mindestens genauso toll!
    Das Einzige auf dem Bild, das zu dick ist, ist der Balken zwischen Scheitel und Handy :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Tausche Beine gegen Bauch.
      Bin ich da bei dir richtig?

      Löschen
    2. Kommt drauf an, was Du mit mir tauschen willst. Die Beine oder den Bauch? :-)
      Ich versuche auch ständig, meinen Bauchumfang zu verringern, obwohl jeder sagt, ich sähe "für mein Alter" (Frechheit!) doch wirklich gut aus. Soviel zur Selbstwahrnehmung.

      Löschen
    3. Du bekommst meine Beine und ich deinen Bauch. :-)
      Meinst du, das ist ein guter Tausch?

      Löschen
    4. Hmmm. Da ich relativ groß bin, sind die Beine eher schlank. Wahrscheinlich wäre ein Beine / Beine - Tausch für Dich der bessere Deal. :-)
      Hab´ einen schönen Tag!

      Löschen
    5. Aber dann läuft du ja mit Frauen- und ich mit Herrenbeinen herum? Das wiederrum wäre für dich ganz sicher kein guter Tausch: denn Männer haben häufig die hübscheren Beine! :-)

      Löschen
  11. Ich denke, was auch immer wir für einen Körper haben, wird es etwas geben, was uns daran mißfällt. Das ist keine Idee von mir, das habe ich oft genug in Gruppen erlebt. Da sitzt dann eine (für mich) bezaubernde Frau vor mir, die total unzufrieden ist mit ihrem Gesicht, der Nase, der Brust, den Beinen etc. Und das ist für diese Menschen ein wirkliches Problem, unter dem sie genauso leiden wie andere Menschen, die zum Beispiel behindert sind und nicht laufen können. Ich will damit sagen, dass diese Unzufriedenheit genauso ernst zu nehmen ist, wie jede andere, selbst dann wenn man meinen mag, dass doch Behinderung viel schlimmer sein müsste. Aber auch diese falsche Wahrnehmung des eigenen Körpers ist schlimm und verursacht Schmerz.
    Mir hat damals eine Liebeserklärung an meinen Körper sehr geholfen.
    Mir gefällt die junge Frau auf dem Foto sehr gut. Und nicht nur das, ich liebe die Texte, die sie schreibt.
    Das ist doch toll, oder?
    Liebe Grüße aus Berlin von Rolf

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Rolf, ich muss zugeben, dass es mich ein wenig beschämt, diese Zeilen von dir zu lesen. Denn dann wird mir bewusst, wie lächerlich es ist, dass ich unzufrieden mit meinem Körper bin. Für diesen Gedankenanstoß danke ich dir sehr.
      Kannst du dich noch daran erinnern, wie wir damals, in der Weihnachtszeit, als du mir deine Wohnung gezeigt hast, gemeinsam aus dem Fenster gesehen haben? Daran muss ich immer denken, wenn du mir schreibst. Das war ein perfekter Moment.

      Liebe Grüße in meine Heimatstadt.

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Willkommen im Zauberreich. Da dieser Blog ziemlich viel persönlichen Krimskrams enthält, lassen Sie uns einander doch duzen:

Schreib mir gerne einen Kommentar, bringe mich zum nachdenken, schmunzeln oder lachen. Aber bitte vergiss nicht, dass dieser Blog ein Spiegel meines Innen- und Gedankenleben ist. Ich würde mich demnach freuen, wenn du deine Worte sorgfältig wählst und behutsam mit den Dingen umgehst, die ich hier niederschreibe. Außerdem möchte ich dich darum bitten, mir deinen Namen oder wenigstens ein Kürzel unter dem Kommentar zu hinterlassen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Dankeschön!

Bitte beachte zudem, dass die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://zauberreich.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vom Unglücklichsein

Vom Kaffee und vom Leben

Vom Schmerzgedächtnis