Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Standgas

Erst nach und nach fällt mir auf, welche Schäden T. in mir hinterlassen hat, indem er in meinem Seelenleben rumrandaliert hat, wie ein Elefant im Porzellanladen:
Eifersucht? Nein. War ich früher sehr eifersüchtig, lasse ich das zurzeit kein bisschen mehr an mich heran. Keine Lust, mich zu fühlen, als würde ich von innen verbrennen und verkokeln. Jeder Keimling an Gefühl, der in diese Richtung geht, wird im Keim erstickt. Und es geht mir gut damit.
Vertrauen? Schwierig. Früher blauäugig und naiv, tendiere ich im Moment dazu, regelrecht misstrauisch zu sein. Böses bereits vorab zu erwägen.. Entscheidungen, die mein Vertrauen betreffen, bestehen aus langen, langsamen Abwägen.
Bindung? Bloß nicht. Noch vor ein paar Monaten war ich regelrecht bindungssüchtig. Habe mich viel zu schnell in Gefühlen verloren. Momentan aber mag ich meine Freiheit. Und ich genieße sie. Es ist ein gutes Gefühl, mich weder für das, was ich (hier) schreibe noch für das was ich tue (oder eben auch nicht tue) rechtfertigen und erklären zu müssen. Nähe zuzulassen fällt mir schwer. Am liebsten würde ich jedem Menschen, der mir begegnet, bitten, mir nur nicht zu nahe zu kommen. Denn wenn ich mit einem Gefühl aus dieser Begegnung herausgegangen bin, dann war es das Gefühl, "falsch" zu sein, wie ich bin. Mich nicht zumuten zu dürfen. In einer kurzen Aussprache vor ein paar Wochen, hakte ich nach, was die "Lockstoffe", die ich nicht mehr versenden/ausstrahlen soll, sind - um für mich selbst zu verstehen, was ich falsch mache oder was als falsch empfunden wird. Mitgenommen habe ich aus dieser Aussprache, dass ich zu herzlich bin. Zu liebevoll. Vielleicht auch: Zu tief. Und das Bedürfnis habe, zu tief in meinen Hinüber hineinzusehen. Asa würde dazu sagen: "Du bringst die Menschen in deiner Umgebung dazu, dir Dinge zu erzählen, die sie niemals jemanden sagen wollten. Pass ein wenig auf dich auf." Ich selbst würde hinzufügen, dass ich glaube, dass sich Menschen mir anvertrauen, weil ich niemals (ver)urteile. Stattdessen interessiere ich mich. Stelle Fragen. Versuche zu verstehen. Bestes Beispiel hierfür: Ich habe die Reinkarnation von Marie Antoinette kennengelernt. Gelacht habe ich darüber nicht. Vielmehr fand ich es spannend. Und hatte tausende von Fragen zu stellen...


T. hat vieles verändert. Hat mich verändert. Und manchmal, in den klaren Momenten, weiß ich insgeheim, dass das keine gute Veränderung ist. Aber was passiert ist, lässt sich nun nicht ändern. Also trudle ich im Standgas durch mein Leben, anstatt das Gaspedal durchzudrücken. Bleibe häufig passiv, anstatt aktiv zu werden. Vielleicht ist das eine zeitlang sinnvoll. Aber eigentlich spüre ich jetzt schon, dass ich mich frei machen will von den Verletzungen, die er mir zugefügt hat. Sicher wird das Zeit brauchen. Aber irgendwann wird es sich richtig anfühlen, alles auf Anfang zu setzen. Und Vollgas zu geben.

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