Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom letzten Wort dazu

"Liebes, du bist ohne ein Wort verschwunden. Was ist los? Ich denke an dich."

So oder so ähnlich lautet die SMS, die am frühen Vormittag auf meinem Handy aufblinkt. Huch. Da hat jemand bemerkt, dass ich meinen Wordpress-Account gelöscht habe. Damit dass das auffällt - vor allem aber auch: so schnell auffällt - habe ich nicht gerechnet. Dementsprechend bin ich erst einmal verunsichert, ob ich darauf reagieren soll. Tue ich aber. Und nutze die Gelegenheit, ein paar Fakten auf den Tisch zu legen. Ich schreibe ganz offen, dass T. mir vorgegeben hat, worüber ich schreiben darf und worüber nicht und dass es mir nicht ausreicht, über das Wetter zu bloggen. Dass er mich außerdem darum gebeten hat, mich und "meine Lockstoffe" von ihm fernzuhalten. Und dass ich keine Lust habe, mich von einer völlig einseitigen Sicht auf das, was zwischen uns war, sowie den darausfolgenden Kommentaren, verletzen zu lassen. Es ist schon okay, so, wie es jetzt ist. Alles ist in Ordnung. Die Welt dreht sich weiter.

Nachdem ich meine Zeilen abgeschickt habe, räume ich die Wohnung auf. Dabei spüre ich, wie sich ein schlechtes Gewissen in mir breit macht. Ich frage mich, ob es falsch war, das zu schreiben. Willst du jetzt doch eine Abrechnung aufmachen, Muschelmädchen? Ist es eine Abrechnung, wenn man schreibt, wie es ist?
Hin und wieder piekst mich das Bedürfnis, reinen Tisch zu machen. Mal einen Beitrag darüber zu schreiben, wer mit wem gevögelt, wer wem wehgetan hat und mal einigen fleißigen Kommentatoren die Schamesröte ins Gesicht zu treiben, indem ich offenbare, wer ich bin. Aber das tue ich natürlich nicht. Ich spiele lediglich mit der Versuchung und tröste mich mit dem Gedanken, dass ich das tun könnte. Nichtsdestotrotz bin ich ein wenig enttäuscht von mir selbst: Meinem jetzigen Gefühl nach, hätte ich nicht so offen auf die Frage antworten sollen. Ich hätte einfach lächeln und weitergehen sollen.

Hoffentlich bin ich irgendwann dazu in der Lage, zu verzeihen, was da passiert ist. Das wünsche ich mir für mich selbst und für meinen Seelenfrieden.
Und mit diesem letzten Blogpost dazu möchte ich das Thema jetzt auch beenden.

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