Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Morgentrödeln

Ich mag es, die Ehrenamtsaufgaben morgens vor der Arbeit zu erledigen. Da die Fülle an Blogs, die ich lese, morgens eh nicht ausreicht, um mich eine komplette Kaffeelänge zu beschäftigen, verbinde ich notwendiges mit nützlichem und widme mich Esstörungen, Angststörungen, Verhaltensstörungen, Familienproblemen, Missbrauch, Vergewaltigung, Süchten und Selbsttötungsgedanken. Wenn viel zu tun ist, stelle ich mir den Wecker eher. Es ist ein gutes Gefühl mit einer sinnvollen Tätigkeit in den Tag zu starten. Auch wenn ich manchmal morgens ganz schön müde bin und mich von den Problemen erschlagen fühle. Aber um diese Uhrzeit funktioniert mein Kopf noch. Ich kann mich voll und ganz auf die Problematiken einlassen. Nach der Arbeit, wenn ich den ganzen Tag im direkten Kontakt mit Menschen stand, fällt mir das schwerer. Dann sind Haut und Nerven dünner und mein Akku fühlt sich leer an. Ich reagiere wesentlich sensibler auf Selbstmitleid und möchte manchmal den Menschen einfach nur in den Hintern treten, damit sie aufstehen, den Hintern bewegen und das in ihrem Leben verändern, was ihnen nicht passt, anstatt sich passiv durch das Leben treiben zu lassen und sich selbst leid zu tun. Selbstmileid ist generell etwas, womit man mich furchsig machen kann. Für die Seelenhygiene ist es zweifellos wichtig. Aber irgendwann hat man sich selbst genug bedauert. Dann ist es wichtig, die Kraft und den Mut zu finden, die Dinge anzugehen. Immerhin ist niemand anderes als man selbst verantwortlich für sein Leben. Also sollte man doch aktiv auf sein eigenes Leben Einfluss nehmen?

Früher bin ich immer kurz vor knapp aufgestanden: Soll heißen, dass ich quasi direkt vom Bett ins Auto gefallen bin. Mittlerweile mag ich das nicht mehr. Ich brauche morgens 30 Minuten auf dem Sofa, um mit halb geschlossenen Augen Lieblingsblogs zu lesen und in die Realität zurückzufinden. Gefrühstückt habe ich noch nie, aber mindestens ein Kaffee muss drin sein. Das hilft mir, mich mental auf den Tag vorzubereiten. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich morgens, wenn ich wach werde, auch erst meine Schutzschilde wieder hochfahren muss. Mich ein wenig wappnen muss, um im Alltag bestehen zu können. Aber vielleicht ist das auch Einbildung.

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