Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von 8 guten Dingen

Was gut ist:
  1. Morgens das Dachfenster zu öffnen und tausende von kleinen Regentropfen im Licht glitzern zu sehen. Hinter den Tropfen, in verwaschenen Streifen, das rosarote Morgenrot zu erahnen.
  2. Die Bettdecke noch einmal bis zur Nasenspitze zu ziehen und sich in der Wärme der Nacht einzukuscheln. Die Augen zu schließen und sich selbst zu umarmen.
  3. Sich zufällig im Spiegel zu sehen und sich wieder daran zu erinnern, dass der Friseur gestern auf die Aufforderung "Tun sie, was immer sie wollen." die Schere zur Hand genommen hat, um den Haarschopf um 10cm zu kürzen. Ich greife mit beiden Händen in meine Haare, wuschle sie durcheinander und strecke meinem Spiegelbild die Zunge raus.
  4. Milchkaffee zu trinken. Aus meiner riesigen weißen Tasse mit den blauen Pünktchen. "Life is lovely" steht in rosa Lettern auf ihr geschrieben.
  5. Sonnensteinchens kleine Aufmerksamkeiten zu genießen. Die wieder und wieder schnurrend zu mir aufs Sofa spingt, um ihr Köpfchen an meiner Wange zu reiben. Sie dabei, leise und zufrieden, guren zu hören.
  6. Die frische Luft, die durch das geöffnete Fenster schwappt, tief einzuatmen. Den feinen, aber scharfkantigen Schmerz zu spüren, der sich bei der Erinnerung daran, das Opa nicht mehr ist, durch den Körper zieht. Dennoch am Leben zu sein.
  7. Im Bett liegend die Vogelschwärme dabei zu beobachten, wie sie über das Haus hinwegziehen. Den bunten Blättern dabei zuzusehen, wie sie ein letztes Mal im Wind tanzen, bevor sie zu Boden gehen.
  8. Zum Frühstück Schokoladeneis zu essen. Dabei dem leisen Knacken der Schallplatte, die "La vie en rose" von Edith Piaf spielt, zuzuhören. Und sich dabei wieder wie ein kleines Kind zu fühlen. An einen Tag voller Abenteuer und eine Welt voller Wunder glaubend.

Kommentare

  1. Diese schönen (und vielleicht gar nicht so kleinen) Dinge zu schätzen hilft den Wundern dieser Welt sehr dabei, wahr werden zu können. Das glaube ich ganz fest :-).

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Willkommen im Zauberreich. Da dieser Blog ziemlich viel persönlichen Krimskrams enthält, lassen Sie uns einander doch duzen:

Schreib mir gerne einen Kommentar, bringe mich zum nachdenken, schmunzeln oder lachen. Aber bitte vergiss nicht, dass dieser Blog ein Spiegel meines Innen- und Gedankenleben ist. Ich würde mich demnach freuen, wenn du deine Worte sorgfältig wählst und behutsam mit den Dingen umgehst, die ich hier niederschreibe. Außerdem möchte ich dich darum bitten, mir deinen Namen oder wenigstens ein Kürzel unter dem Kommentar zu hinterlassen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Dankeschön!

Bitte beachte zudem, dass die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://zauberreich.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vom Kaffee und vom Leben

Vom Unglücklichsein

Vom Schmerzgedächtnis