Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom äußeren Eindruck

Hals, Kopf, Gliederschmerzen, Husten. Also verkrieche ich mich heute Abend unter der Bettdecke. Und stelle dabei fest, dass ich manchmal eben doch ganz schön weiblich bin: Beim Aussuchen eines Gerichtes vom Lieferservice kann ich mich nicht entscheiden und bestelle mich deshalb einmal quer durch die ganze Karte hindurch. Ohne Hunger, dafür aber mit ein wenig Appetit.
Später öffne ich dem Lieferservicemann die Tür. So wie ich eben bin. Mit dickem Schal um den Hals. Einen grauen Oversize-Winterpulli, pinke Leggins und dicke Wollhausschuhe tragend. Wider Erwarten schreckt mein Gegenüber nicht, oder zumindest nicht merklich, vor meinem Anblick zurück. Dafür grüßt er mich fröhlich mit Vornamen. Und dann bricht, während ich die Bestellung entgegennehme, auch noch eine der Katzen aus und scharwenzelt dem flotten Lieferservicemann um die Beine, als hätte sie seit Jahren keine menschliche Gesellschaft mehr genossen.
Oh Gott! Die beim Lieferservice duzen mich schon, weil ich so oft bestelle. Die halten mich für eine einsame, sozial verarmte Frau ohne Freude, die ihr Essen mit ihren Haustieren teilt. Habe ernsthaft in Erwägung gezogen, die mal anzurufen und klarzustellen, dass ich all das nicht bin. Sondern manchmal sogar ganz normal. Schätze aber, dass ich mich damit noch unglaubwürdiger mache. Verdammt. Vielleicht bestelle ich mir noch einen Crêpe zum Nachtisch. Dann kann ich mir den Lieferservicemann mal zur Brust nehmen.

Kommentare

  1. Den Mann zur Brust nehmen, klingt lustig.
    Gute Besserung.

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    1. Stimmt. Die Formulierung ist wohl einem fiebrigen Kopf entsprungen. Klingt irgendwie seltsam, jetzt, wo ich es nochmals lese.
      Danke. Ich kann es gebrauchen...

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  2. ich wünsche dir gute besserung. den lieferservicemann nimm dir das nächste mal vor, damit er sich positiv an dich erinnert. der hätte sich ja anstecken können;-))

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