Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Erinnerungen an meine Großeltern

Opa [auf das Gesicht von Oma deutend]: "Oh. Was hast du denn da?"
Oma [mächtig angefressen]: "Wonach sieht es denn aus?!"
Opa [verwirrt und ahnungslos]: "Ich weiß nicht?"
Oma [belehrend]: "Das ist eine Griebe. G-r-i-e-b-e."
Opa [mitleidig]: "Oh."
Oma [fies und streitlustig]: "Die kommt von dir!!!"
Opa [überrascht und völlig unwissend]: "Von mir?!"
Oma [nickend]: "Ja. Von dir. Weil du immer so gemein zu mir bist!"
Opa [lächelnd und mit Oma schäkernd]: "Ich bin gar nicht gemein zu dir. Du bist doch meine Frau - ich liebe dich."
Oma [verkneift sich, weiter schmollend, ein kleines Lächeln]: "Doch. Du bist manchmal sehr gemein zu mir."
Opa [kneift Oma in den Hintern, lässt sich aber ansehen, dass er beginnt, sich zu ärgern]: "Ich würde dich nie absichtlich ärgern..."
Oma [stur]: "Wohl würdest du das!"
Opa [beharrlich]: "Nein, das würde ich nicht."
Oma [zickig]: "Doch."
Opa [allmählich wütend werdend]: "Nein."
Oma [starrköpfig]: "Doch."
Opa [abwehrend die Arme vor dem Körper verschränkend]: "Nein."
Oma [unsicher werdend]: "Doch."
Opa [aufbrausend und jetzt wirklich beleidigt]: "Na ja. Ich sterbe ja bald. Dann ärgert dich niemand mehr!".

Zwei Minuten später schlendern die Beiden wieder Arm in Arm durch die Welt.
Schwerverliebt als wären sie Jungspunde.
So schön kann Liebe sein. Nach 70 Jahren Ehe.

Kommentare

  1. Hach so schön.
    Und unerreichbar.
    Ich will ja gar nicht über 100 werden, also kann ich die 70 Ehejahre nie und nimmer schaffen.
    Aber Liebe.
    Hach ja.

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    1. Für mich ist das auch unerreichbar.
      Aber ich finde es schön, mich daran zu erinnern, dass es so auch geht. Das es möglich ist.

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