Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Liebesentzug

Familie. Ein stetiger Quell der Freude.
"Weil du nie etwas für mich tust!", faucht sie.
Ich muss schlucken. Unser Streit hat sich gerade an einer vollkommen banalen Kleinigkeit entzündet. Aber eigentlich ist es vielmehr ihr Streit. Denn ich sage gar nichts. Bereits nach den ersten gefallenen Worten versuche ich, mich in mich selbst zurückzuziehen. In meine Muschel. Um das, was kommen wird, abzuwehren. Es nur nicht zu nahe an mich heranzulassen.
"Ich würde nicht einmal auf die Idee kommen, dass du freiwillig etwas für einen anderen Menschen tust!", sagt sie scharf und laut.
Fassungslos starre ich sie an. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viel Macht sie über mich hat. Es fällt ihr leicht, mich zu verletzen. Und das nutzt sie vollkommen ungehemmt, vermutlich sogar unbedarft, aus. Als Entschuldigung Temperament und Impulsivität vorschiebend.

Als sie die Wohnung verlässt und die Tür hinter sich zuschlägt, fühle ich mich, als wäre ich wieder neun Jahre alt. Ein Kind, das um jeden Preis geliebt werden will. Aber nicht richtig geliebt werden kann, weil es einfach zu viele Fehler macht, extrem unsicher ist und einige charakterliche Schwächen aufweist. Streicheleinheiten und Liebkosungen sind fester Bestandteil eines Belohnungssystems. Und Belohnungen muss man sich verdienen. Worin ich nicht besonders gut bin. Weswegen sie manchmal tagelang meinen Blicken ausweicht und mich sowie sämtliche meiner Gesprächsversuche ignoriert. Ich bin zu Luft degradierte Enttäuschung. Ein Gefühl, dem ich mich manchmal heute noch, im Erwachsenenalter, versuchen muss zu widersetzen.

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