Von der Angst

Während ich mit dem Auto zum Gynäkologen fahre, legt sich die Morgensonne wärmend auf mein Gesicht und kitzelt meine Nasenspitze. Aus den Feldern und Wiesen, durch die mich mein Weg führt, steigt Nebel. Die Sonne lässt die unzähligen kleinen Wassertropfen im Licht glitzern. Max Raabe singt, dass heute ein guter Tag ist, um glücklich zu sein. Und ich denke, dass es schon merkwürdig ist, wie schön das Leben ist. Besonders in den Momenten, in denen es sich am zerbrechlichsten zeigt. Also wenn du, der du diese Zeilen im Augenblick liest, gerade etwas Zeit hast, dann drücke mir doch ein bisschen die Daumen. Ich würde mich darüber freuen. Denn ich sitze jetzt im Wartezimmer meines Frauenarztes, der gleich nachsehen wird, wie sich der kleine Tumor, der sich in mir befindet, in den letzten Wochen entwickelt hat. Und obwohl ich zuletzt recht entspannt damit war, dass sich in mir etwas befindet, was da eigentlich nicht hingehört, bin ich es jetzt gerade nicht mehr.  Aber ich atme einfach weiter.

Von Blitzlichtern: Etwas zum festhalten

Als ich seine Wohnung verlassen will, fühle ich mich für einen kurzen Augenblick unvollständig. Kurzentschlossen drehe ich mich wieder um, schlüpfe aus meinen Schuhen und laufe in sein Badezimmer. 

"Was tust du?", fragt er verwundert.

"Ich klaue mir eine Ente von dir.", antworte ich wahrheitsgemäß und wende mich zur Waschmaschine. Dort stehen sie, die vielen kleinen Enten, die ich in seiner Wohnung versteckt habe, damit er ab und zu mal an mich denkt, und von denen einige noch kein neues Zuhause gefunden haben. Sie haben einen guten Platz auf der Waschmaschine, weil sie tanzen, wenn Wäsche gewaschen wird und das ziemlich niedlich aussieht.

Ich suche mir eine kleine, ganz pinke Ente aus, die eine Weihnachtsmannmütze trägt, und sich irgendwie richtig für mich anfühlt.

Erst als ich dir Ente tief in meine Hosentasche geschoben habe, geht es mir besser.

Ich brauche etwas von ihm. Etwas, dass mich daran erinnert, dass das hier wirklich passiert ist. Etwas, das mir bleibt, wenn dieser Moment verflogen ist und mich daran erinnert, das ich nicht geträumt habe. Etwas, woran ich mich festhalten kann, wenn das hier endet.

Kommentare

  1. Das kann ich so gut nachfühlen. Zur Zeit ist es der schmale Goldreif an meinem Hals der mich sicher sein lässt, dass er da draußen existiert. Der mit dem kleinen goldenen Herzen.
    Und kennst Du dieses bezaubernde Video mit der Zeichentrickente? Die mit dem "You need a hug!"
    https://youtube.com/shorts/Z6865fEpnmI?si=HiBF2RvhmUGkYjA2

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    1. Manchmal braucht man einfach etwas Berührbares, um zu spüren, dass etwas echt ist.
      Das Video ist wirklich niedlich. :-)

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  2. Antworten
    1. Naja. Eine der wichtigsten Lektionen des Lebens, die ich früh gelernt habe: nichts ist unendlich. Und manche Dinge enden eher als man es sich wünscht. Deshalb ist es wichtig, den Moment zu genießen. Wer weiß schon, was passiert...

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