Vom Zufall

Wir verbringen Weihnachten in meiner alten Unistadt Magdeburg. Heute Abend wollten wir auf den Weihnachtsmarkt, an unserem früheren Lieblingsglühweinstand, Glühwein trinken. Es ist nur einem glücklichen, kleinen Zufall geschuldet, dass meine Familie heute Abend nicht dort war. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir unter den Verletzten oder Toten gewesen wären, wäre hoch, denn mein Lieblingsglühweinstand ist auf dem Video, das durchs Netz geistert und zeigt, wie das Auto über den Weihnachtsmarkt gesteuert wird und reihenweise Menschen erfasst, gut zu sehen. Seit Stunden steht der Hubschrauber über der Innenstadt. Ab und zu hört man noch vereinzelt Sirenen. Die Straßenbahnen fahren leer. Und trotzdem ist es auf einmal, als ob Magdeburg den Atem anhält. Es ist zu still. Es ist furchtbar. Und ich bin irgendwie konfus, komme nicht zur Ruhe. Vielleicht liegt das auch daran, dass mein Handy permanent piept. Es haben doch deutlich mehr Menschen mitbekommen, wo wir die Feiertage verbringen, als ich ...

Von Blitzlichtern: Etwas zum festhalten

Als ich seine Wohnung verlassen will, fühle ich mich für einen kurzen Augenblick unvollständig. Kurzentschlossen drehe ich mich wieder um, schlüpfe aus meinen Schuhen und laufe in sein Badezimmer. 

"Was tust du?", fragt er verwundert.

"Ich klaue mir eine Ente von dir.", antworte ich wahrheitsgemäß und wende mich zur Waschmaschine. Dort stehen sie, die vielen kleinen Enten, die ich in seiner Wohnung versteckt habe, damit er ab und zu mal an mich denkt, und von denen einige noch kein neues Zuhause gefunden haben. Sie haben einen guten Platz auf der Waschmaschine, weil sie tanzen, wenn Wäsche gewaschen wird und das ziemlich niedlich aussieht.

Ich suche mir eine kleine, ganz pinke Ente aus, die eine Weihnachtsmannmütze trägt, und sich irgendwie richtig für mich anfühlt.

Erst als ich dir Ente tief in meine Hosentasche geschoben habe, geht es mir besser.

Ich brauche etwas von ihm. Etwas, dass mich daran erinnert, dass das hier wirklich passiert ist. Etwas, das mir bleibt, wenn dieser Moment verflogen ist und mich daran erinnert, das ich nicht geträumt habe. Etwas, woran ich mich festhalten kann, wenn das hier endet.

Kommentare

  1. Das kann ich so gut nachfühlen. Zur Zeit ist es der schmale Goldreif an meinem Hals der mich sicher sein lässt, dass er da draußen existiert. Der mit dem kleinen goldenen Herzen.
    Und kennst Du dieses bezaubernde Video mit der Zeichentrickente? Die mit dem "You need a hug!"
    https://youtube.com/shorts/Z6865fEpnmI?si=HiBF2RvhmUGkYjA2

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    1. Manchmal braucht man einfach etwas Berührbares, um zu spüren, dass etwas echt ist.
      Das Video ist wirklich niedlich. :-)

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  2. Antworten
    1. Naja. Eine der wichtigsten Lektionen des Lebens, die ich früh gelernt habe: nichts ist unendlich. Und manche Dinge enden eher als man es sich wünscht. Deshalb ist es wichtig, den Moment zu genießen. Wer weiß schon, was passiert...

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