Vom Zufall

Wir verbringen Weihnachten in meiner alten Unistadt Magdeburg. Heute Abend wollten wir auf den Weihnachtsmarkt, an unserem früheren Lieblingsglühweinstand, Glühwein trinken. Es ist nur einem glücklichen, kleinen Zufall geschuldet, dass meine Familie heute Abend nicht dort war. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir unter den Verletzten oder Toten gewesen wären, wäre hoch, denn mein Lieblingsglühweinstand ist auf dem Video, das durchs Netz geistert und zeigt, wie das Auto über den Weihnachtsmarkt gesteuert wird und reihenweise Menschen erfasst, gut zu sehen.

Seit Stunden steht der Hubschrauber über der Innenstadt. Ab und zu hört man noch vereinzelt Sirenen. Die Straßenbahnen fahren leer. Und trotzdem ist es auf einmal, als ob Magdeburg den Atem anhält. Es ist zu still. Es ist furchtbar.

Und ich bin irgendwie konfus, komme nicht zur Ruhe. Vielleicht liegt das auch daran, dass mein Handy permanent piept. Es haben doch deutlich mehr Menschen mitbekommen, wo wir die Feiertage verbringen, als ich dachte. Sie fragen, ob alles in Ordnung ist. Ist es. Alles ist gut.
Meine Kinder schlafen. Das kleine Kind schnieft manchmal leise, der Große zappelt hin und wieder.
Ich kann nicht aufhören, mir vorzustellen, was ihnen heute hätte passieren können. Ich kann nicht aufhören, daran zu denken, dass nur wenige Meter von hier entfernt, heute Abend Menschen gestorben sind und verletzt wurden. Das Menschen als Zeugen traumatisiert wurden. 

Unsere Welt sollte so nicht sein.
Wir müssen sie besser machen.
Es gibt nur eine akzeptable Antwort auf Hass. Und das ist: Liebe. Einfach mehr Liebe.
Wir müssen diese Welt zu einem besseren Ort machen.



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Von Blogempfehlungen

6G (KW 43 I 2024)

Von der anderen Liebe