Vom Zufall

Wir verbringen Weihnachten in meiner alten Unistadt Magdeburg. Heute Abend wollten wir auf den Weihnachtsmarkt, an unserem früheren Lieblingsglühweinstand, Glühwein trinken. Es ist nur einem glücklichen, kleinen Zufall geschuldet, dass meine Familie heute Abend nicht dort war. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir unter den Verletzten oder Toten gewesen wären, wäre hoch, denn mein Lieblingsglühweinstand ist auf dem Video, das durchs Netz geistert und zeigt, wie das Auto über den Weihnachtsmarkt gesteuert wird und reihenweise Menschen erfasst, gut zu sehen. Seit Stunden steht der Hubschrauber über der Innenstadt. Ab und zu hört man noch vereinzelt Sirenen. Die Straßenbahnen fahren leer. Und trotzdem ist es auf einmal, als ob Magdeburg den Atem anhält. Es ist zu still. Es ist furchtbar. Und ich bin irgendwie konfus, komme nicht zur Ruhe. Vielleicht liegt das auch daran, dass mein Handy permanent piept. Es haben doch deutlich mehr Menschen mitbekommen, wo wir die Feiertage verbringen, als ich ...

Von Blitzlichtern: Der Moment

Die Arme links und rechts neben mir abgestützt, küsst er mich sanft, während er sich wieder und wieder in mich hineinschiebt. Halbherzig versuche ich es erst noch, aber ich kann nicht widerstehen: Ich lege meine Hände auf seine Brust und schiebe ihn vorsichtig, aber nachdrücklich von mir weg. Sofort hält er inne und rückt ein wenig, nur ein kleines bisschen, von mir ab.

"Was ist los?", fragt er.

Für ein paar viel zu kurze Sekunden spüre ich ihn ganz bewusst in mir, rieche ich ihn.

"Warte ganz kurz.", flüstere ich, während ich ihn betrachte. "Ich muss mir den Moment merken."

Er lacht leise auf.

Dann beugt er sich zu mir hinab und kommt mir so nahe, dass sich unsere Nasen berühren. Zart stupst er mich an.

Und wir verfliegen mit dem Moment.

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